#3
Gucken wir uns doch einfach mal den Aufbau des TDI an und denken ein wenig logisch nach:
Der Luftfilter stellt einen Strömungswiderstand zwischen Umgebungsluft und Ansaugrohr dar. Im Ansaugtrakt misst der LMM die tatsächlich einströmende Luftmasse. Danach kommt schon der Turbolader als Teil des Frischluftzufuhr-Regelkreises.
Vereinfacht gesagt sorgt die Regelung dafür, daß in einem bestimmten Lastzustand X immer die benötigte Frischluftmenge Y zugeführt wird. D.h. der Turbolader (und natürlich auch das AGR-Ventil) wird so angesteuert, daß die vom LMM gemessene Frischluftmenge immer dem Sollwert entspricht. (Vereinfacht gesagt! Die Wirklichkeit ist etwas komplexer. Siehe mein AGR-Thread dazu. Aber das ist an dieser Stelle nicht kriegsentscheidend.)
Ist nun der Luftfilter zugesetzt, dann erhöht sich der Strömungswiderstand. Der Umgebungsdruck ist ja konstant, also verringert sich der Druck im Ansaugrohr. Durch die o.g. Regelung wird nun schlicht der Turbolader etwas höher drehen, um diesen Druckunterschied auszugleichen. (VTG-Winkel etwas steiler.) Die resultierende Frischluftmenge ist wieder die gleiche.
Setzt sich der Luftfilter nun immer mehr zu, dann wird wahrscheinlich irgendwann das Steuergerät einen Fehler ablegen „Ladedruck - Regelgrenze unterschritten“, nämlich dann, wenn die VTG bereits auf Anschlag ist, aber Ladedruck und Luftmasse immer noch zu niedrig. Dies wird logischerweise zuerst bei Vollgas passieren.
Theoretisch kann man also den Filter so lange fahren, bis der Wagen deshalb in den Notlauf geht. (Wenn er das überhaupt tut… Müsste man mal ausprobieren.)
Welche Nachteile hat so eine Strategie denn sonst noch?
- Turbo dreht generell höher und hat einen höheren Verschleiß. (Vergleichbar einem Staubsauger, bei dem man das Rohr zuhält.)
- Der Unterdruck im Ansaugrohr ist deutlich erhöht, was sich evtl. auch auf die Kurbelgehäuseentlüftung auswirken könnte. Wahrscheinlich kommt dann auch mehr Öl in die Frischluft.
- Mit steigender Druckdifferenz am Luftfilter steigt auch die mechanische Belastung desselbigen und damit das Risiko von Beschädigungen und dem Eintrag von Fremdkörpern in Motor und Turbolader.
Mehr fällt mir jetzt auf die Schnelle erstmal nicht ein…
EDIT.
Rein aus der Theorie könnte ich mir vorstellen, daß der Turbo in solchen Fällen auf deutlich höhere Drehzahlen kommt, also normal. Die tatsächliche Drehzahl wird ja nirgends gemessen, sondern nur der Ladedruck. Der Antrieb von der Abgasseite ist immer der gleiche. Aber wenn nun zu wenig Frischluft nachströmt, dann kann die Turbowelle die Antriebsenergie nicht loswerden. ( Vgl. wieder Staubsauger mit verstopftem Rohr. )
Ich persönlich wechsle die Luftfilter (AUY und BVK) meist so nach ca. 4-5 Jahren und ca. 60-90 tkm. Aber noch nie weil’s nötig gewesen wäre, sondern rein vorsichtshalber und weil ich sonst nix besseres zu tun hab.