Wechsel des hinteren Lagers am Querlenker der Vorderachse

Hinteres Lager am Querlenker der Vorderachse wechseln

Die Achslenker (oder Querlenker) der Vorderachse sind über zwei eingepresste Gummi-Metall-Lager mit dem Aggregateträger verbunden.

Wenn der Gummi des hinteren, fahrerseitigen Lagers eingerissen ist (siehe weiße Pfeile im Foto), muss es ausgetauscht werden. (Das vordere Lager wird in diesem Beitrag nicht behandelt).

Der Versuch, das Lager im frisch gefetteten Schraubstock (120 mm Backenbreite, Stahlguss, kein Baumarkt-Glump!) auszupressen, scheiterte. Es tat sich beim Zuspannen einfach nichts!

Dieser Beitrag beschreibt daher die Alternative des Aus- und Einpressens mit einem Standard-Abzieher, der sonst zum Ausdrücken der Traggelenk- oder Spurstangenkopf- Konusse verwendet wird.

Egal, ob mit Presse, Schraubstock oder mit Abzieher gearbeitet werden soll, benötigt man geeignete Hilfsmittel für den Aus- und Einpressvorgang. Um diese Hilfsmittel bereitlegen zu können, hier erstmal die Abmessungen des Lagers (Skizze zeigt das halbe Lager und ist nicht maßstäblich!):

Auch ohne Drehmaschine lässt sich folgende Vorrichtung (durch Loch-an-Loch-Bohren, Meißeln und Feilen) herstellen:

  • ein Druckstück mit Aussendurchmesser 59 mm, z.B. zusammengesetzt aus einer Scheibe und einem Ring (Innendurchm. ca. 38 mm) aus 10mm-Flachstahl, die kleinen Schrauben dienen nur der Sicherung gegen Auseinanderfallen von Ring und Scheibe.
  • eine Unterlage (hier ein U-Stahl, weil zufällig vorhanden) mit Bohrung 65 mm. Am Querlenker ist zuwenig „Fleisch“, um die Abzieher-Arme sicher anzusetzen, daher wurde der U-Stahl noch mit zwei Schlitzen zum Eingreifen der Abzieherarme versehen.

Auspressen:

Mit dieser „Spindelpresse“ lässt sich das Lager problemlos ausdrücken. Der Abzieher verträgt laut Datenblatt 80 Nm entsprechend 5 to Druckkraft. Es haben aber weniger als 5 to gereicht.

Einpressen:
Nach Reinigung der Bohrung von Korrosionsresten ist das neue Lager einzupressen, ohne Schmierung, der Presssitz soll ja halten. Das neue Lager darf in der Bohrung nicht verkanten. Das ist zu Beginn des Pressvorgangs gar nicht so einfach zu vermeiden, weil das Lager nicht ganz kreisrund ist (weder das Ersatzteil noch das ausgepresste Originalteil). Nach einigen vergeblichen Versuchen mit Schraubstock und Abzieher gelang es dann mit einer Schraubzwinge, das Lager so vor-einzupressen, dass es ein Stück weit gerade im Querlenker saß. Den Rest erledigte dann wieder die „Abzieher-Spindelpresse“.

Das im Bild hinten erkennbare Blech ist zum Ausgleichen einer kleinen Erhebung auf der Auflagefläche des Achslenkers untergelegt. Perfekter wäre es, die Unterlage an der entsprechenden Stelle etwas auszuhöhlen, z.B. mit der Flex.

Beim Einpressen beachten:

Drehlage des Lagers im Achslenker: Einer der im Gummi aufgeprägten Pfeile muss auf die Erhebung am Außenumfang des Querlenker-Auges zeigen (schwarzer Strich im ersten Bild).

Axiale Lage des Lagers im Querlenker: Das Lager ist soweit einzupressen, dass der Außenring des Lagers auf beiden Seiten des Achslenkers gleichmäßig übersteht.

Noch beim Einbau des Querlenkers beachten:

Die Mühe beim Anziehen der Achslenkerschrauben (150 Nm + 90°) ist bekannt und in vielen Beiträgen beschrieben.

Für die vordere Schraube links das Rad ganz nach links einschlagen, dann kann man mit Nuß, Verlängerung, starrem Griff und 1 m Wasserrohr ganz gut drehen. Die Vorderräder auf Holzklötze stellen schafft genügend Platz zum Arbeiten auch ohne Hebebühne und Grube.

Für die hintere Schraube ist es gut, wenn das Auto nah genug neben einer Wand oder einem Zaunpfosten steht, damit man sich da als Monteur horizontal „einspreizen“ kann.

Wieder eine Hürde auf dem Weg zur TÜV-Plakette genommen - Viel Erfolg beim Nachmachen!

Die hier vorliegende Anleitung ist nach meinen persönlichen Erfahrungen entstanden, dient nur zum Zwecke der Veranschaulichung und erhebt keinen Anspruch auf Richtigkeit oder Vollständigkeit. Arbeiten an der Radaufhängung sind ausschließlich durch fachlich geschultes Personal durchzuführen. Weder das SGAF noch ich übernehmen Verantwortung für Schäden durch eine unsachgemäße Reparatur.

Anmerkung von Mitglied Rabbit:
Also ich hätte das neue Lager VOR dem einpressen noch ein paar Stunden in die Tiefkühltruhe/ Gefrierfach gelegt und eventuell die Lagerhülse VOHER heiß gemacht, dann geht’s viel besser.

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