Wechsel des Automatikgetriebes Jatco AG5

Hier möchte ich euch über meinen Wechsel des Automatikgetriebes berichten um dem einen oder anderen die Möglichkeit zu geben den Aufwand grob einschätzen zu können. Der Bericht Basiert auf dem Benzinmotor 1,8T AWC. Ein Dieselmotor wird in dieser Sache keine Gravierenden Unterschiede machen.

Ich habe nun schon sehr viele Kupplungen an Schaltgetrieben gewechselt, egal ob Front oder Heckantrieb, jedoch noch nie ein Automatikgetriebe. Somit hatte ich gerade beim stark verbauten Sharan etwas Angst vor dieser Tat.
Ich hatte mir eigentlich vorgenommen weitaus mehr Fotos zu machen. Nur waren wir so im Fluss, so das leider nur 2 Fotos dabei heraus gekommen sind. Da mein Auto nun 16 Jahre alt und bereits 217.000km gelaufen ist und mich das Getriebe schon eine Weile mit Schnarrgeräuschen und Spiel im Antrieb geärgert hat, musste nun ein Ersatz her. Zu bemerken sei noch, dass bei 90.000km das Getriebe schon mal bei einem Getriebespezialisten instandgesetzt wurde. (vom Vorbesitzer)

Auf Ebay wurde ich nach etwas Suche fündig und hab ein gebrauchtes mit 130.000km ergattern können.

Die Abholung habe ich selbst erledigt.

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Der Zustand der Steck- und Flanschwelle war für mich wichtig, da bei meinem schon das Rostpuder zu sehen war. Optisch machte das „neue“ Getriebe einen guten Eindruck und die Steckwelle war gut gefettet. Das schöne war, das das Getriebe incl. Steckwelle günstiger war als nur die Steckwelle mit Flansch bei VW.

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Günstige Alternativen wie bei den Schaltgetrieben gibt es bei den Automaten leider noch nicht. Gebrauchte Steck und Flanschwellen werden auch bei den Getriebeinstandsetzern auf Nachfrage angeboten. Bei einer gut gefetteten gebrauchten Steck und Flanschwelle sehe ich keinen Nachteil im Vergleich zum Neuteil. Wer möchte kann natürlich das Lager für knappe 70€ auch auswechseln.

Ich fing nun an mich Theoretisch auf den Wechsel des Getriebes vorzubereiten und habe als erstes 10 Liter kostbares Fuchs Titan ÖL 4400 besorgt. Der nächste Punkt auf der Agenda war ein Schlauch um das Öl in das Getriebe zu flössen. (Nach Methode siehe KB www.sgaf.de/node/253369 ) Als ich den 12mm Schlauch ins Getriebe stecken wollte, durfte ich nochmal einen neuen Schlauch besorgen, denn es MUSS ein 10mm Schlauch sein. Etwas Größeres passt einfach nicht in das kleine Einfüll-Loch des Getriebes. Das Öl fließt aber auch gut durch den 10mm Schlauch. Nun ging es zu VW um einen neuen Getriebe-Simmerring zu besorgen, sowie den kleinen O-Ring für die Getriebeeingangswelle. Außerdem noch einen neuen O-Ring für die Steckwelle.
Als ich alle Teile hatte ging es zur Selbstbastelwerkstatt. Um es vorweg zu nehmen, wir waren zu dritt und haben 9 Stunden gebraucht. OK, der Wechsel des Flexrohrs am Auspuff hat auch eine Stunde gebraucht, da Kat und Flexrohr nach 16 Jahren schon eine Einheit waren.
Also nun ging es los:

Batterie und Bodenblech der Batterie ausgebaut.
Der erste Schock …. Sooo viele Schläuche wer hier Angst bekommt, kann wieder zusammen bauen und nach Hause fahren. Bei mir ist eine Stargas LPG Anlage Verbaut, somit sind noch mehr Kabel und Schläuche in dem Bereich zu sehen!

Also weiter gemacht, und die Wählhebelbetätigung für die Gangwahl demontiert und beide Stecker vom Automatikgetriebe gelöst. (Wählhebel und Schieberkastenverbindung)
Dann mit langen Fingern und Armen die Schlauchschellen vom Getriebeölkühler abgeschraubt und die Schläuche abgezogen. Einer ging gut von oben, der andere gut von unten.
Der Anlasser geht eigentlich recht einfach auszubauen. Zwei Schrauben von oben und die beiden Kabel ab und schon ist er draußen.
Der Luftschlauch zwischen Drosselklappe und Ladeluftkühler ist mit den zwei Schellen und einem Stecker auch sehr schnell ausgebaut!
Jetzt war es an der Zeit den Motor von unten mit einem Getriebeheber zu sichern, da eine klassische Motorbrücke auf den schrägen Kotflügeln nicht halten wollte.
Jetzt die oberen Schrauben vom Getriebe Richtung Motor ausgebaut. Da braucht man auch lange Finger. Zu den Getriebeschrauben sei zu sagen, das glaube ich ALLE Schrauben anders sind. Ich habe Sie um Sie nicht zu verwechseln in dem jeweiligen ausgebauten Getriebe in die passenden Löcher gesteckt. Es sind fast alles Vielzahnschrauben, an drei Stellen habe ich es nur mit einer Nuss und einem Ringschlüssel geschafft diese zu lösen, da kein Platz war noch auf die Nuss eine Ratsche aufzustecken.

Dann ging es unter dem Auto weiter.

Um den Wandler vom Motor zu trennen, müssen 3 Muttern gelöst werden. Diese sind durch ein kleines Loch zu erreichen. Das befindet sich schräg oberhalb der Flanschwelle Beifahrerseitig am Getriebe. Um die Kurbelwelle zu drehen habe ich auf der gegenüberliegen Seite mit einer Nuss diese immer von Mutter zu Mutter weiter im Uhrzeigersinn gedreht.

Als nächstes habe ich die Antriebwelle Beifahrerseite von der Steckwelle abgeschraubt und die Steckwelle ausgebaut. Das ging eigentlich ganz gut. Auf der Fahrerseite habe ich die Antriebswelle komplett ausgebaut, da geht sonst Platzmäßig gar nichts.

Dann die Getriebestütze/Pendelstütze vom Fahrzeug und Getriebe entfernt.

Von unten nochmal alle Kabel aus den Führungen gehoben um die ganze Freiheit des Getriebes sicher zu stellen.
Jetzt ging es an die unteren Getriebeschrauben.
Wichtig war, das zwei Personen das Getriebe gehalten haben. Beim Lösen merkte man dann schon das das Getriebe sich vom Motor lösen wollte. Dann das Getriebelager mit den drei Schrauben vom Getriebe von oben gelöst.

Nun war der Zeitpunkt erreicht bei dem das Getriebe herauszunehmen war. Das war trotz 3 Personen nicht einfach, weil das Getriebe einfach mal echt schwer ist.
Wenn man keine Öldusche haben möchte, muss man mit einem Schraubendreher den Drehmomentwandler vom Motor abdrücken während man das Getriebe abnimmt. Mit etwas drehen und probieren war es dann aber endlich draußen.

Das neue Getriebe habe ich nun mit einem neuen Simmerring und O-Ring versehen, damit das Getriebe auf der Wandlerseite auch Dicht ist. Den Wandler vorsichtig eingeschoben bis der Zahnkranz am Getriebe aufliegt.
Nun konnte die „Einheit“ Getriebe und Wandler wieder an den zukünftigen Arbeitsplatz.

Das eingefummele mit 3 Personen und Getriebeheber war schon sehr amüsant. Einer musste aufpassen dass der Wandler nicht rausrutscht, der andere puzzelte es da rein und der andere drehte. Wir haben das Getriebe erstmal mit zwei Schrauben vom oberen Getriebelager gesichert und dann in Ruhe den Wandler mit den drei Schrauben in die Löcher eingefädelt. Nachdem DAS geschafft war, ging alles andere recht einfach.
Nachdem nun alles wieder installiert und fest war, habe ich 5 Liter ÖL eingelassen und den Motor gestartet und alle Schaltstufen durchgeschalten. Leider habe ich nicht die Temperatur des Öls messen können. Irgendwie hat er bei der Option 2 gar nichts angezeigt. Naja es war etwas Zeit vergangen und die Ölwanne war leicht warm. Also etwas über Körpertemperatur. Somit sollten die 40 Grad erreicht sein. Dann die Prüfschraube entfernt …. und es kam nix. Ich habe dann noch 2 Liter nachgeschenkt. Bei 6,8L ca. kam dann endlich Öl und das war ganz leicht Lauwarm.
Also perfekte Temperatur.
Die Probefahrt war sehr zufriedenstellend und der ganze Aufwand hat sich gelohnt.
Ganz großen Dank nochmal an PETRYsoft, der mir vorher noch ein paar Fragen zum Wechsel sehr ausführlich beantwortet hatte.

Was ich im Bezug Automatikgetriebe noch loswerden möchte…

Vor einem Jahr habe ich die Lambdasonde vor dem Kat gewechselt und mich gewundert bzw. gefreut, daß das Getriebe ganz anders schaltet. Irgendwie weicher. Jetzt im Nachhinein habe ich gelesen, daß das Getriebesteuergerät auch die Einspritzung des Motors beeinflussen kann!!!

Nachdem ich jetzt das „neue“ Getriebe und den anderen Wandler installiert habe, startet der Motor schneller bzw. leichter. Man hat das Gefühl das er im kalten Zustand nicht mehr so einen großen Widerstand hat.

Auch wenn der Automat hier schlecht geredet wird und bestimmt nicht stark belastbar ist, muß ich sagen das der Sharan mit der Automatik sehr schön fährt. Die Schaltpunkte sind kaum bemerkbar. Die Anfälligkeit passt sich halt dem Auto an. :slight_smile:

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