Ölwechsel beim AG5-Getriebe

Die Fahrzeug-Hersteller sprechen bei Getrieben von Lebensdauer-Füllung des Öls, wobei ‚Lebensdauer‘ ein relativer Begriff ist. Vermutlich lässt sich die Lebensdauer eines Getriebes durch gelegentlichen Tausch des Öls noch erhöhen, immerhin herrschen in einem Getriebe reichlich Scherkräfte und ein Öl kann die benötigte Scherstabilität nur eine begrenzte Zeit aufrecht erhalten. Nach 320.000 km habe ich mich endlich dazu entschlossen, das Öl zu wechseln und den KB-Beitrag dazu gleich mit erstellt.

Der harte Schaltübergang zw. 2. und 3. Gang war zunächst weg, ist aber nach ein paar Tagen wieder aufgetreten, vermutlich durch die Vermischung mit dem Altöl (s. unten :oops: ).

Der Ölwechel beim 5-Gang Automatikgetriebe (AG5, Kennbuchstabe lt. Fahrzeug-Daten: FBP) ist nicht kompliziert, man benötigt dazu ein paar Hilfsmittel, die leicht selbst hergestellt werden können, sowie die Möglichkeit, die Öltemperatur festzustellen (z. B. VAG-COM, bzw. das heutige VCDS).

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Hier das Getriebe von unten, die grosse Schraube ist die Ablass-Schraube, die Kleine gehört zur Kontroll-Öffnung für den Ölstand.

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Der Verschluss-Deckel zum Öl einfüllen, erkennbar am roten Kunststoff-Ring.

Zunächst muss das alte Getriebeöl abgelassen werden. Lt. Original-Anleitung werden ca. 2,5 L Öl benötigt, bei meinem Ölwechsel zeigte der Ölstrahl aber auch nach fast 3 Liter noch kein Nachlassen. Da ich nur 3 L neues Öl zur Verfügung hatte, musste ich den Vorgang hier beenden #-o .
Die korrekte Menge beim Ölwechsel ist 3,5 Liter.
Nach Zerlegen des Getriebes müssen lt. eines Getriebespezialisten 6,8 Liter Öl :shock: nachgefüllt werden.
Zum Verschluss der Ablass-Schraube ist ein neuer Dichtring (001 409 069D) zu verwenden.

Zum Einfüllen des neuen Öls (G 052 990 A2) muss die rote Schutzkappe (01M 321 435B) entfernt werden, die dabei zerstört wird. Die Kappe ist zusammengeclipst und kann mit einem Schraubendreher an der Verbindungsstelle auseinandergehebelt werden. Der dann freiliegende Verschluss wird einfach nach oben abgezogen.
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Lt. Original-Anleitung sollen auch die hier angebrachten Masseleitungen entfernt werden, um leichter an die Einfüll-Öffnung zu gelangen, dies ist aber nicht unbedingt notwendig.
Hier wird der Einfüllschlauch eingehängt und so befestigt, dass er nicht unbemerkt herausrutschen kann :oops: .

Am anderen Ende des Schlauchs wird eine Ölflasche angeschlossen, die zum Ausgleich des entstehenden Unterdrucks eine Öffnung benötigt.

EDIT: Die im Bild gezeigte Ölsorte ATF3353 scheint keine VW-Freigabe mehr zu haben. Aktuell ist die Sorte ATF4400 (Stand 2012).

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Wenn das Öl in dieser Flasche zur Neige geht, kann man weiteres Öl einfach durch die Entlüftungs-Öffnung nachfüllen. Eine Schlauchklemme in der Einfüll-Leitung ist recht nützlich, um den Ölfluss abzustellen, ohne den Schlauch umständlich herausziehen und evtl. nochmal einstecken zu müssen, wenn noch nicht genügend Öl eingefüllt wurde.

Zur Kontrolle des Ölstands soll geprüft werden, ob Öl aus der Kontroll-Bohrung austritt. Es tritt aber bereits vor Erreichen der korrekten Menge Öl aus der Kontroll-Bohrung, daher sollte man diese Kontrolle erst nach Einfüllen der vorgesehenen Menge durchführen.
Dazu muss der Motor zunächst laufen und alle Schaltstufen langsam der Reihe nach durchgeschaltet werden (Bremse festhalten!), damit sich das Öl im gesamten Getriebe verteilt.
Falls hier ungewöhnliche Geräusche festgestellt werden, den Motor sofort wieder abschalten, da in diesem Fall zu wenig Öl eingefüllt wurde.

Während des Tests soll die Getriebeöl-Temperatur zw. 35 u. 45 Grad liegen. Die Temperatur kann z. B. über VAG-COM über die Auswahl 02, Getriebe, Funktion 08, Messwertblock auslesen, Auswahl 02 ausgelesen werden.
Bei dem mir zur Verfügung stehenden Gerät konnte ich den Wert immer nur für 1-2 Sek. ablesen, dann wurde Error angezeigt. Beim erneuten Anwählen der Funktion wurde der Wert dann wieder kurz angezeigt, daher musste die Funktion während des Tests öfter neu angewählt werden.
Nach Erreichen der Temperatur muss der Motor weiterlaufen und dann wird der Kontroll-Verschluss geöffnet.

Läuft der Motor nicht bei der Kontrolle, kann bis zu 1,5 Liter Öl aus dem Wandler zurücklaufen und man hat dann zu wenig drin.
Nun muss Öl aus der Bohrung austreten. Falls der Ölstrahl nur kurz anhält und nicht kontinuierlich läuft, handelt es sich nur um das Öl, das im Überlaufrohr vorhanden war. Das Fahrzeug muss für diesen Test selbstverständlich waagrecht stehen.
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Schaubild zur Demonstration der Funktion der Kontroll-Bohrung mit Überlaufrohr

Wenn ausreichend Öl eingefüllt wurde, kann die Verschluss-Schraube wieder mit einer neuen Dichtung (N 013 8115 - diese Nr. könnte an der ersten Stelle falsch sein, da die Rechnung schlecht lesbar war) eingeschraubt werden.

Das Öl muss unbedingt der Norm G 052 990 entsprechen (z. B. ATF4400), da dies speziell für 5-Gang Getriebe entwickelt wurde (A2 ist nur die Bezeichnung für die Gebindegrösse. Quelle: Fuchs Petrolub).
Der Wechsel des Ölsiebs wird in der mir zur Verfügung stehenden Anleitung nicht beschrieben und kann möglicherweise vom Laien nicht durchgeführt werden, obwohl das Sieb im Zubehör-Handel erhältlich ist.
Lt. Aussage eines :smiley: ist im Deckel des Getriebes ein Sensor eingebaut, der bei Öffnung des Deckels das Notlaufprogramm aktiviert. Eine Getriebe-Fachwerkstatt (der ich eher vertraue, als einer Vertragswerkstatt) hat dazu gesagt, dass das Ölsieb beim AG5 nicht getauscht werden kann, ohne das Getriebe zu zerlegen.

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#1

Kommentar wurde hierhin verschoben

#2

Hallo, hat jemand von dieser Kontrollschraube die Teilenummer oder kennt jemand die Größe vom Gewinde?
Ich komme bei meinem V6 nicht an den Einfüllstutzen für das Getriebeöl nachfüllen, ohne was wegzubauen und will mit Schlauchnippler von unten füllen…

#3

Die Teilenr. findet man z. B. hier:
volkswagen.7zap.com/en/rdw/sharan+syncro+4motion/sha/2002-245/3/321-321065/

Teil 10 ist die Schraube für die Kontrollbohrung
Teil 32 ist die grosse Schraube.

Allerdings kann man hier kein Öl nachfüllen, da sich der normale Ölstand weit oberhalb der Bohrung befindet. Wenn das Öl bis zum Überlaufen an dieser Stelle eingefüllt wird, ist der Ölstand viel zu gering.

Beim 1.8T sieht man die normale Einfüllbohrung (Teil 6/7) im kleinen Zwischenraum zw. Getriebe und Motor und kann die auch (mit etwas Mühe) bedienen, wie es beim V6 aussieht, weiss ich aber nicht, vermutl. nicht unbedingt leichter…

Nebenbei: mit dieser Methode kann nur ungefähr die Hälfte des Öls getauscht werden, die Füllung des Wandlers bleibt enthalten, daher ist der Erfolg der Aktion nur kurzzeitig. Eine echte Spülung hilft wesentlich besser - wenn auch viel teurer.

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#4

#3
Hallo,
Spülung 468 Euro…
Einfüllen geht natürlich…
Würde sogar mit natürlichem Gefälle mit Schlauch und Schlauchnippelanschluss gehen.
Ich pumpe es rein.
Dann muss man natürlich den Rücklauf im Schlauch verhindern…aber es sollte problemlos gehen.
Dann Temperatur messen Gänge durchschalten, am Steigrohr überschüssiges ablaufen lassen…
Mfg

#5

Ich habe vor 3 Jahren 230 EUR bezahlt. Das war eine Spülung mit Reinigungsmittel (Methode nach Tim Eckart, es gibt aber noch Andere, z. B. BG Heinzer) und nicht, wie es manche Werkstätten machen, mit 20-30 L Frischöl. Die Öl-Methode hat zwar annähernd den gleichen Effekt, das eingefüllte Spül-Öl ist danach aber (zu teurer) Abfall.

Aus dem Überlaufrohr muss bei geöffneter Schraube Öl austreten, sonst ist zu wenig drin, das hört man dann aber auch.

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#6

#5
Mal was anderes, von unten kann ich den Einfüllstutzen ja wenigstens sehen.
Wenn ich den mit einem langen Schraubendreher nach oben schieben kann, würde ich vielleicht von oben ran kommen.
Wie weit geht der ca raus?
Fällt er ganz raus, wenn ich ihn zu weit nach oben schiebe?
Grüße von der Küste

#7

Das ist nur ein Sicherungsclip (meist rot, siehe Bild im Beitrag), der zerstört werden muss und ein Stopfen, der nach oben abgehoben wird.
Allerdings hat der Stopfen noch 2 Sicherungsnasen, die man (von oben) mit einem kleinen Schraubendreher aufbiegen kann, dann wäre der wiederverwendbar. Falls man da nicht herankommt, müsste der mit etwas Nachdruck nach oben gedrückt werden. An diesem Stopfen ist kein Röhrchen o. ä. dran, der ist nur auf die Einfüllöffnung aufgesteckt.

So sieht der Stopfen aus:

Stopfen03.jpg

Der rote Sicherungsclip wird nicht unbedingt benötigt, der Stopfen hält auch ohne den.

#8

#7
danke, hab in einem anderen Beitrag gelesen, dass man ihn rausziehen könnte, hab ihn da ausgebaut gesehen…
Nagut, dann von unten…

Grüße