Funktionsweise des Türschlosses SGA I & II

Das komplette Türschloss setzt sich aus zwei wesentlichen Baugruppen zusammen:

  1. Das Schloss selbst.
    Im Bild auf der rechten Seite zu sehen, schwarz und messingfarben. Es besteht zum allergrößten Teil aus Metall.
  2. Der Stellantrieb der Zentralverriegelung.
    Im Bild auf der linken Seite zu sehen, weiß. Es besteht fast vollständig aus Kunststoff.

Beide Baugruppen sind miteinander verschraubt. Um beide herum ist eine schwarze Kunststoff-Abdeckung geclipst. Diese dient (meistens) nur dem Schutz. In der Fahrertür trägt sie zudem den Schalter F59 (bzw. F114, wenn es sich um die Beifahrertür handelt), mit dem die Drehung des Schlüssel erkannt wird. (Gut zu sehen im dritten Bild unten rechts. In den runden weißen Teil greift der Schließzylinder. Daneben der Steckkontakt.)

In diesem Artikel wird auf das eigentliche Schloss eingegangen.

Zum vollständigen Verständnis sollte auch der Artikel zum Stellantrieb www.sgaf.de/content/funktionsweise-tuerschloss-stellantriebs-sga-i-ii-444684 gelesen werden.
Das Schloss besteht nämlich gewissermaßen aus zwei funktionalen Teilen, die erst über den Stellantrieb miteinander verbunden werden. Bei demontiertem Stellmotor ist es zwar noch möglich, die Tür von innen und außen zu öffnen und sie ggf. von außen zu ver- und entriegeln, aber ein ver- und entriegeln über den inneren Türgriff ist dann nicht mehr möglich.

Im Kern sind alle Türschlösser im SGA I & II (bau)gleich.
Sie unterscheiden sich nur in kleinen Details:
- Die Schlösser der linken und der rechten Fahrzeugseite sind naturgemäß komplett spiegelverkehrt aufgebaut.
- Die Schlösser der hinteren Türen haben den Hebel für die Kindersicherung.
- Die Schlösser der vorderen Türen haben die Aufnahme für die Schließzylinder-Mechanik. (Auf der Beifahrerseite ausstattungsabhängig.) Hier befindet sich auch noch ein zusätzlicher elektrischer Anschluss mit Schaltkontakt (F59, bzw. F114) in der Kunststoff-Abdeckung. Dieser hat mit dem Schloss im Grunde nichts zu tun. Er meldet lediglich die Drehbewegung des Schlüssels im Schließzylinder an das Steuergerät.

Hier zum Vergleich rechts-vorne und links-hinten aneinandergelegt.

Die Lage des Schlosses in der Tür stellt sich etwa so dar:


Gut zu erkennen in allen drei Ansichten ist der große Hebel, der vom äußeren Türgriff bewegt wird, um die Tür zu öffnen.
Am oberen Ende des Schlosses geht der Bowdenzug zum inneren Türgriff ab. Die elektrische Verbindung zum Stellantrieb ist von unten an das komplette Schloss herangeführt.

Die eigentlich Funktionsweise des Schlosses ist recht simpel. Im Folgenden sind die wichtigen Teile beschrieben. Die Richtungsangaben (links, rechts, oben, unten) sind dabei auf das jeweilige Bild bezogen und nicht auf die tatsächliche Einbaulage im Fahrzeug. Die tatsächliche Einbaulage lässt sich immer gut an dem großen Hebel für der äußeren Türgriff erkennen.

Die Falle, also der Haken den man im normalen Gebrauch an der Tür erkennen kann, greift bei geschlossener Tür um den Bolzen an der B-, bzw. C-Säule herum und hält die Tür fest.
Um die Falle zu lösen, damit sie den Bolzen loslässt, muss der Zapfen im Bild nach rechts bewegt werden. Im Bild liegt dieser Zapfen ziemlich frei und es stellt sich die Frage, wie er denn bewegt werden kann. Dies ist genau der wichtige Punkt. Dazu später mehr.

Der große Hebel für den äußeren Türgriff ist fest mit der Lasche unten links verbunden. Wird der Hebel durch Ziehen am Türgriff nach hinten bewegt, so bewegt sich die Lasche nach rechts.
Der Bowdenzug zum inneren Türgriff ist ebenfalls mit der Lasche verbunden. Wenn der innere Türgriff ganz(!) gezogen wird, dann bewegt sich der Bowdenzug und damit auch die Lasche nach rechts.
Merke: Wird einer der Türgriffe gezogen, dann geht die Lasche nach rechts.

Auf dem Bowdenzug sitzt außerdem noch der grüne Mitnehmer. Dieser ist allerdings nicht fest mit dem Zug verbunden, sondern rutscht darauf lose herum. Er wird von der Feder nach rechts gegen den metallenen Anschlag auf dem Zug gedrückt. Der genaue Sinn der Feder ist etwas schwer in Worte zu fassen. In den animierten Funktionsbildern unten wird bei genauer Betrachtung aber schnell deutlich, wie das genau Zusammenspiel abläuft.

Das wichtigste Teil aber ist der Schließhebel. Er ist deutlich vorne im Bild zu sehen. Womit er verbunden ist, ist hier noch nicht zu erkennen. Dazu später mehr. Im Moment befindet er sich in der Position, die das Schloss verriegelt.

Was passiert nun, wenn wir in dieser Situation, also bei verriegeltem Schloss, an einem der Türgriffe ziehen?
Wie eben gelernt, geht die Lasche nach rechts, in Richtung zum Zapfen hin. Dort ist weiter nichts im Weg. Sie kann sich frei bewegen. Nichts passiert. Die Tür bleibt zu.

Anders sieht die Sache aus, wenn wir die Tür entriegeln.
Dazu schieben wir den Schließhebel nach rechts (bzw. oben in Bezug auf die Einbaulage). Dabei bewegt sich nun ein kleiner Plastikblock in die Lücke zwischen Lasche und Zapfen.

Wird nun ein Türgriff gezogen, so bewegt sich wieder die Lasche nach rechts. Sie stößt gegen den Plastikblock und schiebt ihn mit nach rechts. Der Plastikblock wiederum stößt gegen den Zapfen. Zapfen geht nach rechts und die Falle öffnet sich. Tür offen.

Wer gut aufgepasst hat, wird sich nun die Frage stellen, wie und wodurch der Schließhebel denn bewegt wird. Schließlich ist er hier mit nichts weiter verbunden.
Genau hier kommt der Stellantrieb ins Spiel.
Der Stellantrieb bewegt den Schließhebel hin und her. Das ist auch genau das, was passiert, wenn man die Zentralverriegelung benutzt.

Der Stellantrieb verbindet aber zusätzlich auch den Schließhebel mit dem grünen Mitnehmer. Dahinter steckt die SAFE-Funktion der Zentralverriegelung. Diese Verbindung ist nämlich durch den Stellantrieb trennbar.
D.h. bei SAFE nicht aktiv: innerer Türgriff wird gezogen -> grüner Mitnehmer geht nach rechts -> Stellantrieb gibt dieses Bewegung weiter auf den Schließhebel -> Schließhebel geht nach rechts -> Tür wird entriegelt.
Wenn SAFE hingegen aktiv ist: innerer Türgriff wird gezogen -> grüner Mitnehmer geht nach rechts -> Stellantrieb gibt dieses Bewegung nicht weiter -> nichts passiert.

Und zuletzt kann die Tür natürlich auch immer direkt mechanisch mit dem Schlüssel von außen geöffnet werden. Die Drehbewegung wird über die Nase an dem rotbraunen Teil oben links im Bild direkt auf den Schließhebel weiter gegeben.

Zusammen mit dem Stellantrieb sieht das dann so aus… Die folgen vier Bilder sind animiert.

Verriegeln und Entriegeln über inneren Türgriff, Zentralverrieglung oder Schlüssel.
Der Schließhebel wird hin- und herbewegt.

Der Versuch, die Tür von innen zu öffnen, obwohl Die SAFE-Funktion aktiv ist, stellt sich am Schloss so dar.
Hier wird der innere Türgriff abwechselnd ganz rein gedrückt und wieder in die Normalposition (entriegelt, aber Tür noch zu) gezogen.
Der grüne Mitnehmer bewegt zwar einen Teil des Stellantriebes, aber der Schließhebel bleibt in der Verriegelt-Position.

Hier wird der Türgriff ganz rein gedrückt und dann vollständig gezogen, so als wollte man aussteigen.
Wie zuvor. Zusätzlich bewegt sich die Lasche, was aber nichts nützt, da der Schließhebel in der Verriegelt-Position ist.

Hier ist die Tür bereits entriegelt und der Türgriff wird ganz gezogen, um auszusteigen.
Der Schließhebel ist in der Entriegelt-Position. Die Lasche bewegt sich. Die Tür spring auf.

Bowdenzug zum inneren Türgriff und Kindersicherung

Der innere Türgriff hat im Grunde drei Postionen:
- Verriegelt (Reingedrückt)
- Entriegelt (Neutralposition, schließt glatt mit der Tür ab)
- Tür Auf (Gezogen)

Das Drücken und Ziehen wird über den Bowdenzug an das Schloss weitergegeben. Der Bowdenzug ist dabei an den Türgriff angeclipst. Die Stellung des Zuges am griffseitigen Ende in den Stellungen Verriegelt und Entrieglt ist im Bild zu sehen.

open2.gif

Die Länge des Bowdenzuges lässt sich mit der schwarzen Kunststoff-Riffelmutter am Übergang zum Schloss justieren. Damit wird die Neutralposition des Türgriffes eingestellt, so daß dieser plan mit der Türverkleidung liegt. Normalerweise ist das aber bereits am Werk korrekt geschehen. Sollte der Türgriff nach Arbeiten an der Tür plötzlich schief stehen, so ist es recht wahrscheinlich, daß der Bowdenzug nur irgendwo rausgeruscht ist.

Die Kindersicherung der hinteren Türen funktioniert so, daß sie den Bowdenzug in seiner Bewegung blockiert. Es ist dann nur noch die Bewegung zwischen Verriegelt und Entriegelt möglich.
Wird der Hebel der Kindersicherung umgelegt, so bewegt sich der große schwarze Haken (oben links) nach rechts in das dreieckige Teil mit dem „R“ hinein. Der innere Türgriff lässt sich dann nicht mehr ziehen, um die Tür zu öffnen.

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#1

Hallo Dr. Fraggle, sehr schöner Bericht. Danke dafür.

Kennst Du die Ursache, wenn der innere Hebel beim Entriegeln von „in der Griffmulde“ nicht ganz in die „Neutralposition“ geht, sondern noch „etwas in die Griffmulde hinein“ stehenbleibt?
Nach Deinen Bildern vermute ich, dass das durch Spiel im Bowdenzug verursacht sein könnte.
Kannst Du sagen, wo dieses Spiel entstanden sein könnte und wie man es reduzieren kann?

Das oben links auf diesem Bild am Ende des Bowdenzuges sieht wie ein Einstellgewinde aus. Wie wird es verwendet?

Grüße Gábor

#2

Stimmt. Auf den Bowdenzug könnte man im Artikel auch noch etwas eingehen.

Korrekt, an der Riffelmutter oben im Bild kann man die Länge einstellen. Griff zu weit drin - Zug zu kurz. Griff zu weit draußen - Zug zu lang. Eigentlich stimmt die Einstellung aber einmal ab Werk und braucht nie wieder angefasst zu werden.
Hast Du das Schloss schonmal ausgebaut? Dann vermute ich, daß beim Einbau irgendwas geklemmt hat und nicht 100% an Ort uns Stelle sitzt, sondern irgend verrutscht oder verklemmt ist und dadurch der Zug ein paar mm zu kurz.