Problem:
Das Bremspedal fühlt sich zeitweise, nach mehrfacher Bremsung, hart an.
Man musste ziemlich viel Kraft mit dem Fuß aufbringen, um den Sharan zum Stillstand zu bringen.
Fehlersuche:
Der Fehler könnte an der mechanischen Seite bzw. bei der Hydraulik zu suchen sein. Da ist die Unterdruckseite die erste Verdächtige, also der Bereich von der Tandempumpe bis zum Bremskraftverstärker.
Als erstens habe ich die Bremsen augenscheinlich kontrolliert, dabei habe ich an der Hinterachse abgefahrene Bremsklötze und eingelaufene Bremsscheiben diagnostiziert.
Danach habe ich diese Teile erneuert und besonders darauf geachtet, dass die Führungsbolzen leichtgängig sind.
An der Vorderachse habe ich bei gutem Zustand der Bremssegmente auch alles zerlegt und gesäubert, um auch hier einen mechanischen Fehler auszuschließen.
Anschließend habe ich von der hydraulischen Seite aus die Bremsflüssigkeit mittels Absaugpumpe erneuert und auf Undichtheiten geachtet, d.h. Bremszylinder, Bremsleitungen usw. kontrolliert.
Da ich hier keine Ursache finden konnte, schien der Fehler tatsächlich von der Unterdruckseite zu kommen.
Ich habe dann eine undichte Tandempumpe festgestellen können, diese ausgebaut und nach der Anleitung in der Pedia neu abgedichtet: www.sgaf.de/content/abdichten-luk-tandempumpe-253344
Mir fiel beim Ausbau der Pumpe auf, dass die Pumpe und ein Unterdruckschlauch mit einen blauen
Farbpunkt markiert war und am schwarzen Deckel eine schwarze Metalldichtung verbaut war.
Original ist eine blaue Dichtung verbaut.
Also hatte es in den ersten Jahren der Werksgarantie eine Rückrufaktion gegeben, wo dann durch den Freundlichen beim Longlifeservice (ohne Benachrichtigung des Kunden) die Tandempumpe ausgetauscht wurde.
Weiter habe ich nach Einbau der Tandempumpe den Unterdruckschlauch ( 7M3 611 931 AC) erneuert, da er ziemlich ausgehärtet war und ich einen Haarriss nicht ausschliessen konnte.
Es gab danach eine kleine Besserung der Bremsleistung, aber das Problem war nicht behoben.
Die Tandempumpe habe ich noch mit einer Unterdruckpumpe (mit Manometer) geprüft.
Hier habe ich am Ende des Unterdruckschlauches zum BKV die Vakuumpumpe angeschlossen und bei laufenden Motor einen Unterdruck von 0,65 Bar gemessen.
Der Sollwert liegt zwischen -0,50 und -0,95 Bar Unterdruck lt. diversen Unterlagen.
Danach bei stehenden Motor des Bremspedal so lange betätigt, bis der Unterdruck aufgebraucht war. Dann habe mit dem Fuß fest auf das Bremspedal gedrückt und den Motor gestartet.
Hier hätte das Bremspedal merklich nachgeben müssen, es war aber kaum spürbar
Ausbau des Bremskraftverstärkers:
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**Den BKV vom Hersteller ATE (Erstausrüster) habe ich im Internet gekauft:189,44 Euro
www.mister-auto.at/bremskraftverstaerker/ate/03-7858-9502-4/
Der O-Ring zwischen BKV und HBZ und die zwei selbstsichernden Muttern waren beigelegt.
Die Dichtung zwischen BKV und hintere Trennwand (1H0 612 161) und die vier selbstsichernden Muttern
habe ich beim Freundlichen besorgt. (ca. 5€)
1,5 Liter Bremsflüssigkeit wurde benötigt
Beim Ausbau ist auf Sauberkeit zu achten, besonders im Bereich ABS-Block und HBZ.
Um diese Arbeit durchführen zu können, ist ein gewisses Spezialwerkzeug nötig:
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Einen offenen 11er Bremsleitungsschlüssel
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Absperrklemme für den Kupplungsnachlaufschlauch und Kühlwasserausgleichsbehälter
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Eine Schlauchschellenzange für die Schlauchschellen
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VCDS, um des Entlüftungsprozedere am ABS-Block durchführen zu können
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Einen alten Verschlussdeckel und ein Reifenventil für den Bremsflüssigkeitsbehälter, um einen Überdruck von max. 1 Bar zu erzeugen
1. SGA aufbocken, Räder abschrauben
Alternative: Hebebühne verwenden
2. Motor- und Batterieabdeckung entfernen
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Ölmessstab (1) herausziehen
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Motorabdeckung (2) nehmen und nach oben ziehen
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Schrauben (3+4) herausdrehen und Batterieabdeckung nach oben abnehmen
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Wasserkasten demontieren
3. Batterie abklemmen und ausbauen
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Minuspol (1) abklemmen
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Pluspol (2) abklemmen
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Batteriehalterung (3) lösen und Batterie herausnehmen
4. Untere Batterieabdeckung und Kühlwasserausgleichsbehälter abschrauben
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Elektr. Stecker vom Ausgleichsbehälter abziehen
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Ausgleichsbehälter abschrauben
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Elektr. Stecker von der Batterieabdeckung ausklipsen
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Batterieabdeckung abschrauben und entfernen
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Wasserschläuche vom Ausgleichsbehälter abklemmen und oberen abziehen (muss nicht sein, schafft aber zusätzlich Platz)
5. Bremsflüssigkeit absaugen
Hinweis: Bremsflüssigkeit und Lack vertragen sich nicht, am besten vorbeugend Lappen auslegen.
** **Falls dennnoch Bremsflüssigkeit mit dem Lack in Berührung kommt, schnell abwaschen
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Bremsflüssigkeitsbehälter öffnen und soviel wie möglich absaugen
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Restliche Bremsflüssigkeit über den Entlüftungsnippel am Bremssattel vorne absaugen
6. ABS - Block ausbauen
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Leitungen (1) abschrauben
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Elektrischen Anschluss trennen (2) nehmen und herausziehen, danach Stecker abnehmen
- Muttern lösen und ABS - Block vorsichtig ausfädeln
**Hinweis: Vorsichtig herausziehen und acht geben, dass man die Bremsleitungen nicht verbiegt!**
7. Nachlaufschlauch des Kupplungsgeberzylinders abklemmen und abschrauben
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Kupplungsschlauch abklemmen (1)
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Kupplungsschlauch abschrauben (2)
* Massepunkt kann bei der Gelegenheit gleich vorsorglich kontrolliert werden
8. Verbindungen zum Bremskraftverstärker und Hauptzylinder trennen
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Unterdruckschlauch zum BKV abziehen
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Elektr. Verbindungen trennen (zwei Stecker am BKV und einer am Hauptbremszylinder)
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9. Bremspedalschalter ausbauen
- Linke Verkleidung Fahrerseite Fußraum abbauen (Vorsicht Diagnosestecker ausklipsen bevor man die Verkleidung wegnimmt)
Hinweis: Bevor man die Abdeckung ganz wegnimmt, den Diagnoseanschluss von hinten ausklipsen.
** **** **Das Anschlusskabel ist sehr kurz und kann beschädigt werden!
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Bremslichtschalter elektrisch trennen
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Bremspedalschalter 45° gegen den Uhrzeigersinn drehen und herausziehen (Bremspedal dabei nicht betätigen)
Hinweis: Ab Modelljahr 05/2006 ist ein 2 poliger Bremspedalschalter verbaut und der kann wieder verwendet werden.
** **Der 4 polige Bremspedalschalter muss ersetzt werden. (Bis Modelljahr 05/2006)
10. Bremspedal vom Bremskraftverstärker trennen
Es gibt zwei verschiedene Versionen von der Befestigung der Kolbenstange des BKV mit dem Bremspedal.
Bis Modelljahr 2001 war eine Sicherung montiert, die man hochschieben musste um, den BKV vom Bremspedal zu trennen.
Ab Modelljahr 2001 ist die Kolbenstange fix mit einer Kugelpfanne verbunden, die als Plastiklagerschale in die Aufnahme des Bremspedals integriert wurde.
Normal wird ein Spezialwerkzeug (T 10159) dazu verwendet, um die Kolbenstange vom Pedal zu trennen.
Da es mir nicht zu Verfügung stand, musste eine Alternative her.
Die Lösung war dann:
Mit einer größeren Rohrzange die Kolbenstange fest umfassen und nach unten drücken, gleichzeitig das Bremspedal fest Richtung Fahrersitz ziehen.
So rutschte dann die Kolbenstange aus der Ausnahme vom Bremspedal heraus.
Hinweis: Um beim Lösen das BKV vom Bremspedal den Bremspedalschalter nicht zu beschädigen, ist dieser vorher auszubauen!
11. Bremskraftverstärker ausbauen
- Vier Schrauben lösen (am besten mit Ratsche, lange Verlängerung und Gelenk)
- Nach vorne „ausfädeln“
12. Hauptbremszylinder vom Bremskraftverstärker trennen und neuen Bremskraftverstärker montieren
- Zwei Schrauben lösen
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Auseinanderziehen
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Dichtung (O-Ring) am Hauptbremszylinder ersetzen (sollte dem BKV beiliegen)
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Hauptbremszylinder und Bremskraftverstärker wieder zusammenbauen (neue Muttern verwenden 25NM, sie sollten dem BKV beiliegen)
- Filzdichtung aufkleben
13. Bremskraftverstärker einbauen
- Bremskraftverstärker mit Hauptbremszylinder wieder „einfädeln“
- Bremskraftverstärker verschrauben (vier neue Selbstsichernde Muttern verwenden, 25 NM)
- Kugelkopf vom Bremskraftverstärker zur Aufnahme am Bremspedal führen und mit einem Druck aufs Bremspedal wieder verklipsen (das Verklipsen ist deutlich höhrbar, nicht erschrecken)
14. Zusammenbau
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Elektrische Verbindungen zum Bremskraftverstärker wieder anschließen
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Unterdruckschlauch wieder mit Bremskraftverstärker verbinden (etwas einfetten, dann geht er viel leichter)
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Nachlaufschlauch des Kupplungsgeberzylinders wieder anschrauben und Klemme abnehmen
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ABS-Block „einfädeln“ und festschrauben
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Bremsleitungen wieder mit Bremskraftverstärker und ABS-Block verschrauben
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Elektrische Verbindung zum ABS-Block wieder herstellen
**15. **Batterieabdeckung und Kühlwasserausgleichsbehälter montieren
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Kühlwasserschlauch wieder am Ausgleichsbehälter anbringen und Abklemmwerkzeug entfernen
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Ausgleichsbehälter am ungefähren Einbauort positionieren
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Untere Batterieabdeckung wieder einbauen und verschrauben
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Ausgleichsbehälter anschrauben
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Elektr. Verbindung am Ausgleichsbehälter wieder herstellen
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Die restlichen elektrischen Stecker an der Rückseite der Batterieabdeckung wieder einklipsen
16. Batterie einbauen
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Batterie wieder hineinstellen
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Batterie befestigen
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Pluspol befestigen
-
Minuspol befestigen
17. Bremse vorentlüften (mit Überdruck max. 1 Bar)
- Bremsflüssigkeit einfüllen
- „Spezialdeckel“ (Marke Eigenbau) aufschrauben
- Mit Druckluft anschließen (Max. 1 Bar)
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Dichtheitsprüfung, kein Druckverlust in 60 Sekunden
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Luftdruck aufrecht erhalten, dabei beide Entlüftungsschrauben der Vorderachse öffnen (gleichzeitig), bis nur noch blasenfreie Bremsflüssigkeit austritt. Dann schließen.
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Bremsflüssigkeit nachfüllen!
-
Luftdruck aufrecht erhalten, dabei beide Entlüftungsschrauben der Hinterachse öffnen (gleichzeitig), bis nur noch blasenfreie Bremsflüssigkeit austritt. Dann schließen.
-
Bremsflüssigkeit nachfüllen!
Nochmals den Bremsflüssigkeitsbehälter mit max. 1 Bar Überdruck beaufschlagen.
- Mit VCDS - Bremselektronik - Grundeinstellung durchführen
Es ist hier in der Grundeinstellung jeder Schritt beschrieben, der durchzuführen ist.
Dabei werden die einzelnen Ventile des ABS-Block und der ABS-Pumpe per VCDS für ca. 10 Sekunden angesteuert.
Damit wird gewährleistet, das die Restluft aus dem ABS-Block herausgedrückt wird.
Wichtig: Das Fahrzeug muss angehoben sein, so das die Räder den Boden nicht berühren!
**18. Bremse entlüften **(normales entlüften mit Bremsentlüfter)
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Ausgleichsbehälter öffnen, wenn nötig Bremsflüssigkeit ergänzen
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Vorne links entlüften bis keine Blasen mehr austreten
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Vorne rechts entlüften bis keine Blasen mehr austreten
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Hinten links entlüften bis keine Blasen mehr austreten
-
Hinten rechts entlüften bis keine Blasen mehr austreten
**19. Bremse nachentlüften **(hierfür muss man zu zweit sein)
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wenn nötig Bremsflüssigkeit ergänzen
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Bremspedal mit hoher Kraft betätigen und festhalten
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Entlüftungsventil am Bremssattel öffnen
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Bremspedal bis Anschlag durchtreten
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Entlüfterventile bei niedergetretenem Pedal schließen
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Bremspedal langsam lösen
Dieser Entlüftungsvorgang muss pro Bremssattel fünf mal durchgeführt werden.
Reihenfolge:
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hinten rechts
-
hinten links
-
vorn rechts
-
vorn links
Nach dem Entlüften ist eine Probefahrt durchzuführen. Dabei muss mindestens einmal so stark gebremst werden, dass das ABS System eingreift
20. Kupplung entlüften
Hier habe ich wieder den Bremsflüssigkeitsbehälter unter ca. 1 Bar Überdruck gesetzt.
Entlüfterschraube am Nehmerzylinders geöffnet (SW 7) und mit mehrmaligem Pumpen des Kupplungspedals
die meiste Luft entweichen lassen.
Nachher noch die klassische Entlüftungsmethode durchgeführt:
Einer betätigt das Kupplungspedal, die zweite Person öffnet die Entlüfterschraube - verschließt Sie wieder.
Danach das Pedal per Hand in die Grundstellung zurückziehen und den Vorgang mind. fünf mal wiederholen.
21. Weiterer Zusammenbau
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Motorabdeckung wieder einsetzen
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Ölmessstab einsetzen
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Obere Batterieabdeckung einsetzen und befestigen
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22. Abschlussarbeiten
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Räder montieren
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Fahrzeug absenken
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Probefahrt
Arbeitsaufwand waren mit kleineren Rauchpausen ca. 4,5-5 Stunden, wobei einige Zeit beim Trennen der Kolbenstange des BKV vom Bremspedal verloren ging.
Preis: Ich habe ca. 220€ ausgegeben.
Beim Freundlichen ist sicher für die gesamte Reparatur mit zwischen 1.200 und 1.500€ zu rechnen.
(In Österreich)
Die gesamte Reparatur und Erstellung des Pediabeitrages wurde mit tatkräftiger Unterstützung mit
User andy1609 durchgeführt, welcher netterweise seinen SGA dafür zu Verfügung gestellt hat.
Unsachgemäß durchgeführte Reparaturen an den Bremsen können zu schweren Unfällen führen.
Deshalb sollten Arbeiten an der Bremsanlage dafür ausgebildeten Fachleuten vorbehalten bleiben.
Laien dient dieser Artikel nur zum besseren Verständnis der notwendigen Arbeiten.
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