Für alle, die es interessiert…
(Nur mal so ins Forum geworfen, für die Pedia ist die Schöpfungshöhe nicht groß genug.)
Die Ausgangslage: Sharan 7M, BJ 2009, Serienlautsprecher
Problem 1: Es dröhnt um die 100 Hz.
Problem 2: Die Hochtonkalotten (Blaupunkt BP1) übertragen kaum die hohen Frequenzen
Problem 3: Die Hochtonkalotten sind viel zu leise.
Problem 4: Miserable Ortbarkeit des Präsenzbereiches
Problem 5: Sogar für die Anwendung mit Telefon-FSE ist der Klang zu mies.
Lösungsansatz:
Rundum neue Tieftöner. Aber bitte passend ohne große Veränderungen an der Innenausstattung.
Die Wahl fiel auf:
Hertz ESK F165.5
Hertz DSK 170.3
(Waren beide im 2-Wege Set billiger als wenn ich nur jeweils die Tieftöner gekauft hätte. Alles zusammen günstig aus der Geschäftsauflösung eines Car Hifi Anbieters in Göppingen geschnappt. Deswegen auch die zwei unterschiedlichen Sets. Sollte preislich im Rahmen bleiben.)
Um vorne einen anständigen Klang hinzubekommen, bleibt nichts anderes übrig, als den Mittenbereich aus dem Fußraum hoch auf’s Armaturenbrett zu holen. Das geht natürlich nicht mehr mit einer 20mm Kalotte. Das braucht schon ein kleines bisschen Membranfläche.
Nach langem Grübeln und Messen fand sich tatsächlich ein recht nettes Koaxialsystem, das irgendwie an den ursprünglichen Einbauorten seinen Platz finden müsste… Hoffentlich!
Audison APX 4
Subwoofer gibt’s nicht! Guter Klang ist zwar schön, aber Platz ist wichtiger. (Evtl. könnte man den Hohlraum der Heckklappe irgendwann mal dafür nutzen.)
Also ans Werk!
Türen…
Zuerst alles zerlegen, Platz schaffen und die Außenseite der Türen mit Alubutyl entdröhnen.
Vorher natürlich die alte Dampfsperre vom Türblech lösen. Um die schwarze Klebemasse restlos zu entfernen hilft ein einfacher Trick: Sobald man etwas davon abgepult hat, formt man sich daraus einen Klumpen mit dem man wieder um das übrige Zeug von der Tür rupft. Es klebt nämlich etwas besser mit sich selbst als mit dem Blech. Ein Fön tut auch Wunder. Das Zeug lässt sich zwar auch mit Lösemitteln abwischen. Aufgrund der dicken Wurst ist das aber eine fürchterliche Sauerei.
Danach das gleiche nochmal mit den Innenseiten.
Wer sich die Bilder genau anschaut, stellt fest, daß man mit dem Alybutyl kaum stückeln muss, wie man es bei anderen Dokumentationen oft sieht. Gerade auf der unteren Hälfte bietet es sich an, eine geschlossene Bahn einfach glatt über die gesamte Breite zu legen und dann langsam und vorsichtig die Alufolie zu strecken und sie so der Kontur anzupassen.
Nun fehlt noch die Abdichtung gegen die innere Türverkleidung. Im Original hängt der Lautsprecher einfach irgendwie dahinter, aber wir wollen ja eigentlich schon den Schalldruck durch die Gitter in den Fahrgastraum bekommen und keinen akustischen Kurzschluss innerhalb der Tür. Die Schwierigkeit ist dabei die komplizierte Formgebung von Türblech und Verkleidung. Irgendetwas weiches, wie z.B. Kombriband ist hier eine dumme Idee, weil es für die Bassfrequenzen überhaupt nix bringt. Wir brauchen hier etwas relativ festes und steifes, was aber trotzdem genau dazwischen passt und sich dicht an die Türverkleidung anschmiegt.
Die Lösung war hier, einfach die vorgeformte Dampfsperre zu recyceln, sie gut(!) mit Teppichklebeband auf der Tür zu befestigen und sie dann mit Bauschaum aufzufüllen. Ich habe hier 2K-Zargenschaum genommen, da er wesentlich dichter und härter ist als der normale, nicht so stark quillt und sehr schnell härtet.
Wer’s nachmachen will, achtet tunlichst auf 2 Dinge:
- Alles perfekt vorbereiten und wahnsinnig schnell arbeiten. Wenn der 2K-Schaum vermischt ist, bleiben für jede Tür exakt 60 Sekunden. (Ich hab’s nicht geschafft. Nach der zweiten Tür war der Schaum in der Dose schon hart.)
- Höllisch aufpassen, daß die Dampfsperre nicht vom Schaum hochgedrückt wird. Hier zahlt sich die gute Verklebung aus. Wenn sie hält, passt alles 1A. Wenn sie sich irgendwo löst und unser Dichtring dicker wird als er soll, wird es hinterher extrem schwierig die Türverkleidung zu montieren.
(Wer sich die Bilder genau anschaut, stellt fest, daß ich da aus Erfahrung spreche. #-o Speziell die Beifahrertür war schon etwas grenzwertig.)
Beim nächsten mal würde ich wahrscheinlich vor dem Aushärten des Schaumes die Türverkleidungen provisorisch montieren um so die genau Form zu erzwingen.
Nachdem das geschafft ist, sind noch ein paar kleine Lücken zu schließen, an denen auch die originale Form der Dampfsperre nicht perfekt gegen die Verkleidung abdichtet. Den Rest des Alubutyl hier zu verbrauchen schadet sicher auch nicht. Alles in allem habe ich übrigens exakt 4m^2 benötigt.
Den Hohlraum zwischen Türblech, bzw. Alubutyl und Türverkleidung habe ich soweit möglich mit Dämmvlies gefüllt. Zum einen um keinen Hohlraum zu haben und auch damit die Alubutylmatte nicht völlig frei schwingen kann, wo kein Blech dahinter liegt. Dort liegt das Vlies flächig an und stabilisiert sie.
Klangprobe…
Nun können wir das erste mal Krach machen, um zu schauen wie’s weiter geht.
Kurzum:
Die Tieftöner von Hertz klingen beide quasi gleich (oh Wunder, die Thiele-Small-Parameter sind ja auch fast identisch). Habe alle Kombinationen ausprobiert ESKDSK vornehinten. Völlig Wumpe. Bei den hinteren Türen stellt sich leider immer noch ein leichtes Dröhnen ein, was aber definitiv die Raumakustik des Wagens ist. Darum werde ich mich später noch kümmern.
Vorne ist der Bass jetzt sehr schön trocken und knackig.
Die Hochtöner unterscheiden sich bei den beiden System umso mehr: Der ET 26.5 klingt sehr angenehm rund ausgewogen, so richtig schön Hifi. Ideal um ihn direkt auf’s Ohr auszurichten.
Der günstigere DT 24.3 hingegen ist wahnsinnig giftig und schrill. Die Grenze zum Unangenehmen ist definitiv überschritten.
Beide sind aber schonmal um Welten lauter und besser als der ursprüngliche von Blaupunkt, der übrigs nicht nur im Armaturenbrett, sondern auch in den Fondtüren sitzt.
Die mitgelieferten Frequenzweichen sind auch sehr unterschiedlich.
Die aus dem teureren ESK System trennt den Bass mit -6dB/Oct und den Tweeter mit -12dB/Oct ab. Zudem gibt es einen Schalter um den Hochtonpegel um 2dB oder 4dB abzusenken.
Die andere aus dem DSK Set ist lediglich ein -12dB/Oct Hochpass für den Tweeter. Das Kabel für den Bass kann man getrost abknipsen.
Mit dem vorhandenen Material bot sich nun folgende Lösung an:
Die in den Fondtüren verbauten Hochtöner sind ja nun nicht auf’s Ohr ausgerichtet, sondern eher auf Oberschenkel und Knie. Rein zufällig passt dort außerdem der DT 24.3 wie angegossen hinein. (Der ET 26.5 wäre etwas zu groß.) Und tatsächlich funktioniert dieser Ansatz erstaunlich gut: Die Fondtüren bekommen Bass und Tweeter aus dem DSK Set, sowie die Weiche aus dem ESK. Der Tweeter wird mit dem Schalter noch um 4dB gedämpft und in Summe klingt das schon ganz manierlich… Außerdem ist es ja eh nur hinten…
Armaturenbrett…
Jetzt wird’s spannend. Wir greifen zum Multimaster und schaffen vorne Platz für die Koaxiallautsprecher.
Nach einer ersten Passprobe war dann doch noch der Griff zum Heißluftfön notwendig. Der Lüftungskanal muss ein kleines bisschen aus dem Weg geräumt werden. Mit genügend Hitze und etwas Druck ist das aber kein Problem.
Als neue Montagefläche für den Lautsprecher habe ich mir ein Stückchen Acrylglas zugeschnitten. Das hat den Vorteil, daß man zum Anpassen hindurchschauen kann und nicht so viel im Dunkeln tappt und raten muss. Abschließend wird das Ding mattschwarz lackiert und provisorisch eingeklemmt.
Zum endgültigen Fixieren und um den Hohlraum darunter auszufüllen greifen wir wieder zum Bauschaum. Diesmal habe ich normalen genommen. 2K-Schaum wäre hier im totalen Desaster geendet. Das ganze ist so schon fummelig genug.
Danach den überschüssigen Schaum herausgeschnitten und eine erste Passprobe.
Wie man auf diesen Bildern sieht, passt der APX 4 ziemlich exakt aber auch nur gerade eben so.
Vor dem endgültigen Einbau habe ich um den Lautsprecher herum mit Dämmatten und Wolle so gut es geht alle Wege verstopft.
Da ein wichtiger Aspekt des ganzen Umbaus sein sollte, daß man hinterher nix mehr davon sieht, fehlen jetzt natürlich noch gescheite Abdeckgitter. Die Originalen kann man dafür leider nicht verwenden.
Nach langer Suche nach geeignetem Material hatte ich das Glück auf der Mülldeponie zufällig eine alte Lautsprecherbox zu finden, die ich sofort von ihrem leicht verbeulten Gitter befreit habe.
Für die neuen brauchte ich jetzt nur noch eine Blechschere, eine Formschablone, die ich mir anhand der alten Gitter zurechtgesägt habe und ein kleines Hämmerchen.
Damit ist die Geschichte nun auch fast zu Ende.
Das Happy End fehlt leider noch. Die Gitter sind natürlich auch schon mattschwarz lackiert und eingebaut, aber da war es leider schon zu dunkel um ein paar vernünftige Fotos zu schießen. Die gibt’s dann morgen. O:)
Gruß
Dirk