Zahnriemenwechsel Seat Alhambra, Motor 1.8 Turbo/20V, 150PS, Motorcode: AWC

Liebe SGA-Schrauber!
Ich habe letzte Woche an meinem Ali 1.8T/20V, 150PS, Motorcode AWC den Zahnriemen mit allem gewechselt.
Habe dazu einen kleinen Bericht verfasst, da der Umgang mit der Motorstütze doch ein wenig speziell ist.
Wie immer und auch von mir, übernehme ich für meine Ausführungen keine Haftung!
Viel Spass beim Schrauben!

Zahnriemenwechsel Seat Alhambra, Motor 1.8 Turbo/20V, 150PS, Motorcode: AWC

(Zahnriemen, Wasserpumpe, Spannrolle, Spannelement, Flachrippenriemen, Spanner)

Anleitung
-Rad vorne rechts anlösen
-Auto vorne aufbocken und sichern, auf angenehme Arbeitshöhe bringen damit man auch unten rankommt, untere Motorabdeckung entfernen, rechts Rad demontieren.
-Obere Kunststoff-Motorabdeckung wegnehmen.
-Motorbrücke installieren und vor dem Auto stehend die linke Seite des Motors an der Brücke befestigen.
-Luftfiltergehäuse/Deckel/Filter komplett demontieren und ausbauen (Stecker LMM ab, hinter dem Gehäuse ist Schalter/Geber an einer Gummilasche eingesteckt. Diesen gerade nach hinten abziehen, notfalls mit einem kleinen Spiegel schauen, wie das eingesteckt ist)
-Luftmassenmesser von ausgebautem Deckel abdecken und schützen (z.B. mit kleinem Plastiksack.
-Benzinleitungen (3Stück) Ventildeckelseitig links abziehen. Dazu die Klemmschellen lösen und wegschieben.
-Die drei Gummileitungen mit Kabelbinder links erhöht befestigen, dass kein Benzin ausläuft.
-Obere Zahnriemenabdeckung aus Kunststoff demontieren. Diese wird durch 2 Metall-Clips gehalten. Der Vordere ist problemlos zugänglich, der hintere ist ev. schwer zu lösen.
Lose Abdeckung vorsichtig an den verschiedenen Schläuchen vorbei ausfädeln/ausbauen.
-Motorbrücke/Aufhängung auf Zug bringen.
-Motorlager links komplett demontieren/von der Motorstütze lösen, inkl. Grundhalterung auf dem Blech.
-Spanner des Rippenriemens mit einem 15er-Gabelschlüssel entspannen und mit einem 4er-Bohrer (oder Spezialstift) blockieren (Achtung! Da ist ziemlich Zug drauf, Verletzungsgefahr!)
-Spanner demontieren (drei Schrauben) und Riemen wegnehmen. (Ev. Riemenlauf aufzeichnen)
-Getriebe/Schaltung in den Leerlauf (keinen Gang einlegen)
-Jetzt die Kurbelwellenriemenscheibe mit einer 19er Vielzahnnuss/ ½-Zoll Ratsche/Verlängerung im Uhrzeigersinn drehen und Motor auf OT (oberer Totpunkt) stellen. An der Nockenwellenriemenscheibe ist die Markierung von Rad zu Ventildeckel genau auf 12 Uhr, resp. im OT stehen beide Markierungen in der Flucht auf 12 Uhr. Die Markierung an der Kurbelwellen-Riemenscheibe befindet sich am inneren Rand und fluchtet mit der untersten Blech-Abdeckung, ebenfalls auf 12 Uhr. Ev. ist die Markierung dort verschmutzt, sie sollte aber jetzt von oben auch ersichtlich sein. (Sonst mit einem Lappen reinigen).
-Grundsätzlich ist es so, dass bei einem Viertaktmotor im Betrieb, die Kurbelwelle exakt zwei Mal dreht, während die Nockenwelle einen Umgang absolviert. Entsprechend muss, wenn die Markierungen am Nockenwellenrad fluchten/stimmen, die Markierungen an der Kurbelwellenriemenscheibe auch übereinstimmen.
Stimmen beide Markierungen bei dem jetzt noch eingebauten Zahnriemen sauber überein, können wir mit den Arbeiten fortfahren
-Nun die vier Inbusschrauben der Kurbelwellenriemenscheibe mit dem Schlagschrauber lösen.
Dazu den Motor mit der Vielzahnnuss immer wieder ein Stück (im Uhrzeigersinn) weiterdrehen um gut an die Inbusschrauben ranzukommen. Zwei gegenüberliegende Schrauben noch nicht ganz entfernen und Motor nochmals genau in den OT stellen.
-Kurbelwellenriemenscheibe wegnehmen
-Nun das untere und mittlere Abdeckblech des Zahnriemens entfernen.
-An dieser Stelle lege ich mir jeweils zwei Zusatzmarkierungen, die mir das Auflegen des Riemens später erleichtern. Dazu klebe ich ein Stück Tesa Duct Tape in grau direkt auf den Zahnriemen der Steuerzeiten-relevanten Räder. In diesem Fall haben wir keine Ausgleichswelle, sondern nur das Nockenwellenrad und das Kurbelwellenrad. Mit einem Lackstift mache ich eine Markierung an beiden Rädern aussen an einer Nocke und zeichne einen Strich (wasserfest) auf dem Tesa, das ich an dieser Stelle auf den Riemengeklebt habe. Wenn der Riemen demontiert ist, können wir diese zwei Markierungen auf den neuen Riemen genau 1:1 übertragen und wissen beim Auflegen des Riemens genau, welcher Nocken wohin kommt. Mit dieser Methode ist ein Verstellen der Steuerzeiten unmöglich. Leider gibt es jeweils am KW-Zahnriemenrad keine Markierung, die Position lässt sich dann erst wieder über die Riemenscheibe und Blech prüfen.

Das grösste Problem beim AWC oder generell beim 1.8T/20V-Benziner im SGAF ist die jetzt noch am Motor angeflanschte Motorstütze. Die Motorstütze ist mit drei Schrauben (16er Sechskant) am Motor angeschraubt. Zugänglich ist nur die unterste Schraube. Diese kann man von unten lösen. Man könnte die Stütze eigentlich erst ganz am Schluss rausnehmen, wenn auch noch der Hydraulikspanner abgeschraubt ist, bringt aber nichts mehr.
Das heisst, man muss den Zahnriemenwechsel um diese Stütze herum machen. Mir hat es viel gebracht, sie in losem Zustand mit Kabelbindern in verschiedenen Längen an der Motorbrücke aufzuhängen.
Jetzt aber weiter mit den Arbeiten.
-Um später die Motorstütze genug weit nach unten absenken zu können, um die zwei Schrauben des Spanners lösen zu können, müssen wir nun das Ladeluft-Alu Rohr seitlich der Ölwanne mit den zwei Inbusschrauben lösen. Dann direkt in der Ecke hinten am Motor die Mutter, die das Alu Rohr an der Aufhängung befestigt, abschrauben. Nun kann man das Alu Rohr bei dieser Halterung etwas herausziehen (vom Gewinde weg), das Rohr hängt nun am Ladeluftschlauch, der hinter dem Motor hoch geht.
Doch Vorsicht! Bei mir war die Verbindung/Klemmschelle/Ladeluftschlauch/Alu Rohr, also die Klemmschelle so blöd positioniert, dass der eine Bügel der Klemmschelle beim herunterhängenlassen des Alurohres ein Loch in Gummimanschette der Antriebswelle gebohrt hätte. Ich habe dies verhindert, in dem ich eine Petflasche auseinander geschnitten habe und so die Manschette geschützt habe.
-Nun noch die Halterung am Motorblock, hinten am Motorblock, wo schlussendlich das Alu Rohr
aufgehängt war, demontieren. (Diese Halterung muss weg, erst dann kann man die Motorstütze genügend weit herunterlassen) -Dies ist ein 6er Inbus und sehr schlecht zugänglich. Ich konnte sie mit einer sehr kleinen ¼-Zoll –Ratsche und einem hochwertigen Bit-Einsatz lösen und wegnehmen.
-Nun habe ich den Zahnriemen oben in der Nähe der Wasserpumpe zerschnitten und abgenommen. (Man könnte den Spanner zurückdrücken, eine Arretierung mit dem Stift funktioniert niemals, da einfach zu wenig Platz da ist.
-An dieser Stelle habe ich nun die Wasserpumpe ausgebaut. (drei Schrauben und ausnahmsweise gut zugänglich). Hier natürlich vorher ein grosses Gefäss unterstellen, damit das Kühlmittel aufgefangen werden kann.
-Nachdem das Wasser abgetropft und man untenrum ein bisschen sauber gemacht hat, geht’s wieder unter das Fahrzeug zum Lösen der unteren Schraube der Motorstütze, die Einzige welche gut zugänglich ist. Wer möchte, kann auch schon jetzt die untere Schraube des Spanners rausdrehen, auch die ist gut zugänglich.
Nun müssen noch die Mittlere und die obere Schraube der Motorstütze gelöst werden.
Dazu an der Ecke Ölwanne/Befestigung Alu-Ladeluftrohr einen Werkstattwagenheber mit Holzklotz unterstellen. Trägt der Wagenheber den Motor, die Verbindung zur Motorbrücke lösen/aushängen.
Nun den Motor mit dem Heber anheben, bis die erste/oberste Schraube der Stützte gut zugänglich ist und lösen. Da der Schraubenkopf jeweils recht tief in der Stütze sitzt, konnte ich sie nur mit einem gekröpften (!) 16er Ringschlüssel lösen. Dann den Motor weiter anheben, bis die mittlere Schraube auch zugänglich ist und ebenfalls lösen. –Beide Schrauben nicht entfernen, einfach lose im Loch belassen.
Motor sofort wieder ablassen und mit der Brücke sichern.
Nun ist die Stütze frei. Entweder wird sie von einem Helfer gehalten oder eben aufgehängt. Da sie recht schwer ist, empfehle ich, sie an der Brücke aufzuhängen.
Nun kann durch Verschieben der Stütze die Spannrolle und auch der Hydraulikspanner des Riemens entfernt werden.

Nun kann mit dem Neuaufbau begonnen werden. Übertragen der Markierungen auf den neuen Riemen, Einbau Spanner, Spannrolle, Wasserpumpe. Hier auf jeden Fall den Sitz der Pumpe reinigen, jedoch in keinem Fall mit Schleifpapier oder Hilfsmitteln, wo der Abrieb in den offenen Kühlmittelkreislauf gelangen könnte. Den neuen O-Ring der Pumpe ein bisschen fetten, damit die Pumpe besser reinrutscht und der neue O-Ring nicht beschädigt wird. Ich benutze dazu immer Silikonfett.
Für das Auflegen des neuen Zahnriemens gibt’s wohl verschiedene Wege. Beim Ali habe ich es so gemacht, dass ich den neuen Reimen zuerst über das Nockenwellenrad, genau auf meine Zusatzmarkierung gelegt habe, dann über die Spannrolle und Kurbelwelle. An der Kurbelwelle muss natürlich unsere Zusatzmarkierung ebenfalls stimmen. Dann habe ich die Ratsche mit dem 19er Vielzahn auf links gestellt und von oben die Kurbelwelle durch ziehen an der Ratsche ein ganz wenig nach links gedreht, bis ich den Riemen über die WaPu drücken konnte. Lässt man die Ratsche los, steht die KW wieder in OT. Mit den Zusatzmarkierungen lässt sich die Korrektheit problemlos überprüfen. Stimmen unsere Markierungen, kann jetzt der Riemen durch entfernen des Splinten am Spanner gespannt werden.
-Nun erfolgt der Zusammenbau in umgekehrter Reihenfolge und ist selbsterklärend.
Nach dem Anbau der Kurbelwellenriemenscheibe und dem untersten Abdeckblech, Motor 2-3 mit der Ratsche am 19er Vielzahn der Kurbelwelle im Uhrzeigersinn durchdrehen (der Motor muss immer im Uhrzeigersinn gedreht werden und dies NUR an der Kurbelwelle, niemals am Nockenwellenrad!)

Wie schon geschrieben, ist der Wechsel des Zahnriemens am 1.8T keine Hexerei, wird aber stark behindert durch die Motorstütze, welche immer im Weg ist und man sich fragt, muss dies so konstruiert sein? Die Stütze an den Dieselmodellen scheint anders konstruiert, dort lässt sie sich im ersten Drittel der Arbeiten ausbauen. Leider habe ich keinen Vergleich, da ich den Riemen an einem Diesel noch nicht gewechselt habe. Ich verweise hier auf die Angaben von Thwfrank, seinem YouTube Kanal und den Videos. Danke an dieser Stelle für den regen Austausch zwischen Kreefeld und Bern!
Zusammenfassend würde ich den Wechsel am 1.8T-Benziner nur den erfahrenen Schraubern empfehlen. Die Werkstatt muss gut ausgerüstet sein. Da alles sehr eng ist, ist es von Vorteil, von einem gut gefüllten Werkstattwagen das Werkzeug aussuchen zu können!
Der Einsatz einer Motorbrücke ist nicht zwingend, gibt aber Sicherheit und zusätzliche Möglichkeiten. Da ich gleichzeitig noch andere Arbeiten ausgeführt habe und dafür mehrere Tage Zeit reserviert hatte, machte es für mich Sinn, da ich über Nacht den Motor nicht auf einem Wagenheber stehen lasse wollte.
Noch eine Anmerkung zum Material. Ich würde mir auf jeden Fall ein Kit eines Premiumherstellers verbauen. Conti oder SKF bieten sich an.

Falls Fragen sind, immer her damit!
Beste Grüsse aus der Werkstatt.
Bernhard

PS. Der Schraubär von YouTube hat übrigens ein gutes Video über den Zahnriemenwechsel am 1.8T gemacht, allerdings verbaut in einem Audi TT. Der Wechsel ist praktisch identisch, ausser der Problematik mit der Motorstütze…
Hier der Link:
www.youtube.com/watch?v=4AWGPDrTuHQ

3 „Gefällt mir“

#1

Hallo Bernhard,
Glückwunsch! Ich hab das auch vor ein paar Jahren gemacht. Hab den Motor dann aber soweit abgelassen um die Stütze zu entfernen.
Du hast Sie wohl dringelassen…
Viele Grüße
Claudius

#2

Hallo Claudius.
Ja, die Stütze könnte man rausnehmen, wenn das Spannelement draussen ist. Das bringt aber eigentlich nichts,
da man ja direkt mit dem Einbau des neuen Spanners mit dem Wiederaufbau beginnt…
-Ausser das Ding wäre rostig und man möchte das vorher noch bearbeiten und lackieren.
Beste Grüsse.
Bernhard

#3

Das war alles nicht mein Problem … ich hatte eher das Problem den Riemen am Halter vorbei zu bekommen. Ich musste ihn ausbauen, sonst hätte ich nicht den Riemen drauf bekommen.
Gruss Claudius

#4

Doch, das geht locker. Beim vorderen „Zapfen“ direkt bei der WaPu. Dort kann man den Riemen, natürlich bei loser Stütze, quer reinschieben.
Hier noch die wichtigsten Drehmomente:
WaPu: 15Nm
Spannelement: 25Nm
Spannrolle: 27Nm (ich habe 30Nm eingestellt)
Spanner Keilrippenriemen: 25Nm

Der Schraubär blendet in seinem Video bei den entsprechenden Stellen die Drehmomente immer ein!

#5

Hab die Stütze auch ausgebaut, ist eine richtige schei… arbeit …