Neun Wehren chancenlos gegen die Flammen
Großfeuer zerstört Autohaus Stotzem in Tellingstedt
Von Joy Tödtmann
TELLINGSTEDT - Ein Großfeuer hat das Autohaus Stotzem in Tellingstedt in der Nacht zu gestern in Schutt und Asche gelegt.
190 Feuerwehrleute konnten den Betrieb nicht retten: Werkstatt, Ersatzteillager, Büros und Sozialräume sind komplett niedergebrannt, nur die benachbarte Ausstellungshalle steht noch. Die Polizei schätzt den Schaden auf rund zwei Millionen Euro. Die Kripo geht von einer technischen Ursache aus.
Es brennt in einer Halle, das Feuer wird schnell größer, lautete der Notruf, der um 22.15 Uhr bei der Einsatzleitstelle einging. Ein junger Feuerwehrmann, der an dem Autohaus in der Bahnhofstraße vorbeikam, hatte den Brand entdeckt und per Handy Alarm ausgelöst.
Die Feuerwehr Tellingstedt rückte an, nur wenig später erfuhr auch Autohaus-Inhaber Klaus-Dieter Stotzem (43) von dem Feuer. Wir haben gerade noch mit den Meistern im Gasthaus Kühl zu unserer monatlichen Besprechung zusammengesessen, berichtete Stotzem fassungslos, als er am Brandort eintraf. In einer Gemeinschaftsaktion brachten Familie Stotzem, Geschäftsführer Andreas Hein, der ebenfalls herbeigeeilte Bürgermeister Karsten Jasper und Feuerwehrleute zunächst alle Autos in Sicherheit.
Schnell griffen die Flammen auf die Werkstatt über. Fotos: Tödtmann
Die Rauchsäule war schon von weitem sichtbar, doch die Flammen, die im Inneren der Halle wüteten, waren anfangs von außen nicht zu erkennen. Im Gebäude war allerdings bereits eine solche Hitze entstanden, dass es die Atemschutzträger nicht mehr betreten konnten. Von außen versuchten sie, gegen das Feuer vorzugehen. Rasend schnell griffen die Flammen um sich und auf die angrenzende Werkstatt über. Erst als sie durch das Dach brachen, konnte die Feuerwehr den Brand direkt bekämpfen. Doch nun bekam das Feuer auch Sauerstoff und breitete sich noch schneller aus.
Die gesamte Amtswehr Tellingstedt kämpfte gegen den Großbrand, auch die Heider Wehr rückte mit ihrer Drehleiter an. Das Wasser aus den umliegenden Hydranten reichte bei weitem nicht aus. Zusätzlich pumpte die Feuerwehr Löschwasser aus dem Schwimmbad und einem nahe gelegenen Bach.
Giftige Blausäuredämpfe steigen aus der Lagerhalle auf.
Im Lager verbrannten Autoreifen und Ersatzteile. Das Prasseln des Feuers wurde vom Knallen explodierender Spraydosen unterbrochen. Beim Verbrennen von Kunststoff entstanden Blausäuredämpfe, die in einer dicken Rauchwolke über den Ort hinwegzogen. Über Lautsprecher und per Radio wurden die Anwohner aufgefordert, Fenster und Türen zu schließen und im Haus zu bleiben. Tellingstedt wurde komplett abgeriegelt. Das hinderte viele Schaulustige aber nicht daran, zum Brandort zu pilgern. Zwölf Feuerwehrleute und ein Polizist klagten später über Atemwegreizungen und wurden ärztlich behandelt. Drei Feuerwehrleute wurden sogar stationär ins Westküstenklinikum aufgenommen, sind aber inzwischen wieder entlassen worden. Gegen 0.15 Uhr hatten die Wehren den Brand unter Kontrolle. Um 2.10 Uhr wurde die Sperrung des Ortes aufgehoben, gegen 3 Uhr begann die Wehr, ausgebrannte Gebäudeteile aus Sicherheitsgründen einzureißen. Um 4 Uhr rückten die meisten Einsatzkräfte ab.
Erschüttert betrachtet Klaus-Dieter Stotzem (links) die Trümmer seines Autohauses in Tellingstedt. Zweiter von links: Geschäftsführer Andreas Hein im Gespräch mit den Brandermittlern.
Am Morgen stand Klaus-Dieter Stotzem vor den Trümmern seines Betriebes. 1991 habe ich mit zwei Leuten hier angefangen , erinnert er sich. Seitdem haben wir jedes Jahr ein bisschen umgebaut, angebaut und renoviert. Ich kenne hier jede Schraube und jeden Nagel. Der 43-Jährige denkt positiv: Es hätte auch noch schlimmer kommen können. Immerhin habe man alle Autos retten können, die Nachbarhäuser und die Ausstellungshalle seien bis auf den Wasserschaden intakt - und außerdem gebe es ja noch die beiden Stotzem-Autohäuser in Hennstedt und Heide, die auch mit VW- und Audi-Testgeräten ausgerüstet seien. Die 22 Mitarbeiter aus Tellingstedt wurden auf die beiden anderen Häuser verteilt. In der Ausstellungshalle wird ein provisorisches Büro eingerichtet. Der Verkauf geht ganz normal weiter. Nur den Werkstattbetrieb lagern wir aus, erklärt Stotzem. Ich kann nur hoffen, dass unsere Kunden Verständnis haben - und sich, wenn sie Termine hatten, von alleine melden. Unser Terminbuch ist nämlich auch verbrannt. In puncto Service und Qualität wird es jedenfalls keine Einschränkungen geben.
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