Unrundes Startverhalten mit Rauch 2.0TDI BRT

Guten Tag zusammen,

nach vielen Diagnoseversuchen und Ansätzen möchte ich bei diesem Thema hier um Hilfe bitten.

Es gibt einen sehr ähnlichen Beitrag auf einer anderen Plattform, der endet jedoch im Leeren bzw. ohne Ergebnis und der betreffende user existiert nicht mehr.

Es geht um kurzes unrundes Startverhalten, mit kurzer hellblauer Wolke, welches überwiegend nach langer Standzeit 12-24h für 2-3 Sekunden auftritt. Geruch und Farbe deuten auf unverbranntes Diesel hin. Danach läuft der Wagen ohne Probleme bei voller Leistung ohne „Rauchzeichen“ etc. Auch nach kurzen Stopps keine Probleme. In wenigen Fällen ist der Kaltstart i.O. jedoch wenige Sekunden danach erfolgt ein kurzes „Knurren“. In dem genannten Beitrag wurde es beschrieben mit „läuft kurz wie ein Sack Nüsse“. Kein Verbrauch von Kühlwasser und keine Ölverdünnung (Vermehrung) erkennbar nach ca. 1000km ab Überholung.

Dazu kommen Bilder des Kolbenboden, welche ich mittels Endoskops durch die Glühkerzenlöcher machen konnte.

Zur Vorgeschichte.

Erste Motorüberholung bei 255.000 km nach defekt an Ölpumpe (Sechskant). Dabei Kolben, Ventile, Hydrostößel, Lagerschalen etc. neu. PDE geprüft i.O., Tandempumpe neu. Ausgleichswellenmodul mit verstärktem Sechskant (100mm).

Nach weiteren ca. 130.000 km ein Zylinderkopfschaden (Risse zum Wasserkreislauf) und wieder der Turbo mit ausgeschlagener Welle.

Diesmal wurde überholt:

  • Kolbenringe (Kolben und Zylinder noch i.O.)
  • Lagerschalen an Kurbelwelle, Nockenwelle, Pleul
  • Sechskant Ölpumpe (Zustand gut, nur zur Sicherheit bei dem Preis)
  • Gebrauchter Zylinderkopf (Rissprüfung i.O.) Ventile, Hydrostößel
  • PDE prüfen und Instandsetzen lassen beim Bosch Dienst mit Protokoll
  • PDE aufgrund von geringem Einarbeiten in den Kopf mit speziellem Halter, verstärkten O-Ringen und 2K-Kleber eingesetzt (Rep. Satz von 07eins). Dichtungen, Stößel neu.
  • Zahnriemen, Wasserpumpe, Spannsatz neu
  • Turbolader (Rumpfgruppe) neu

Ohne eine Beurteilung vorweg zu nehmen gibt es Unterschiede zwischen Zylinder 1 und den übrigen Zylindern. Zylinder 1 zeigte einmal nach längerer Standzeit am Kolbenboden und in der Mulde eine deutlich dunklerer, auf Feuchtigkeit hindeutende Färbung. Bei mehreren Startversuchen nach langer Standzeit (>12h), ohne Glühkerzen und bei abgesogenem Stecker PDE zeigte sich keine aus den Kerzenbohrungen austretende Flüssigkeit. Nach dem Erkennen der o.g. Feuchtigkeit waren die Start-Symptome da.

Ein weiteres Bild ergab sich nun nach mehrmaliger längere Stecke ca. 4x 60km. Hier ist der Kolbenboden des Zylinder 1 fleckenweise blank. Alle übrigen Kolben schwarz-grau und nur durch das Spritzbild der PDE leicht verfärbt.

Für mich deuten die Symptome auf eine Undichtigkeit PDE 1. Zylinder hin. Eine defekt des PDE sollte man nach der Instandsetzung normalerweise ausschließen. Nur was mich irritiert, kann das Kolbenbild mit den „Flecken“ einer Undichtigkeit zugeordnet werden?

Bevor ich den Deckel erneut abhebe wollte ich gerne weiteren Rat und Vorschläge für eine weitere Diagnose einholen und hoffe hier auf Hilfe dabei.

Bereits durchgeführt habe ich.

  • Glühkerzen neu, Stromaufnahme mit Zangen-Amperemeter geprüft 8-10A/Zyl.
  • Startversuche mit 10x Vorglühen / Vorpumpen auch n.i.O. nach langer Standzeit
  • Druckprüfung Vorförderpumpe 7 bar, läuft ca. 2 Sekunden
  • Haltedruck Tandempumpe bei VL/RL verschlossen 4bar-> 3,3bar nach 3 Std. auf 1,5bar nach 12h. Hier bin ich nicht sicher wie dicht das Prüfwerkzeug war und ob der Ausgangsdruck bzw. die Methode richtig ist. Nach dieser Druckprüfung keine Feuchtigkeit im Brennraum erkennbar (Endoskop). Start danach vermutlich aufgrund von Luft mit Stottern jedoch kein Qualm.
  • Mehrmals Endoskopie nach abkühlen und nach >12h mit beschriebenen Bildern
  • Laufruhereglung (Messwertblock VCDS) kalt nach Start und warm i.O. (Werte < 0,5mg/Hub)

Ich hoffe ich konnte zunächst alles gut und verständlich beschreiben und mein Anliegen ist klar.

Für die Qualität der Bilder möchte ich mich entschuldigen. Mehr war hinsichtlich der Bedingungen durch eine 3,9mm Bohrung nicht möglich an Bildausschnitt und Auflösung. Wer Interesse am Endoskop hat, dem kann ich die Bezugsquelle nennen. Keine 30€ und direkt per USB an PC und Handy anzuschließen). Endoskop 5M USB Typ-C Wasserdicht 3-10cm Inspektionskamera für Android Retoo (aus der Bucht).

Vielen Dank schon einmal vorab.
boschbraunbier




Was außer dem PDE-Element soll’s denn sein? Natürlich könnte noch das Steuergerät spinnen, aber warum nur an Zylinder 1?

Oliver

Nachtrag: ich gehe natürlich davon aus, daß bei der ganzen Reparatutorgie auch die Ansteuerung der PDE ausführlich nachgemessen und als i.O. abgehakt wurde.

Oliver

So ein Verhalten kann auch ein defekter Turbo erzeugen (auch wenn alles auf die erste PDE zeigt → muss es nicht der einzige Schuldige sein). Auch vor dem Hintergrund, dass es insbesondere eher Standzeit orientiert ist.

Klingt für mich nach einer Undichtigkeit vom PDE zum Brennraum hin. Wenn sich die PDE in den Sitz einarbeiten, dann werden die PDE im Sitz undicht. Die O-Ringe können dann ggfs. nicht mehr abdichten und Diesel in den Brennraum gelangen. Dadurch können die PDE leerlaufen - was dann dazu führt, dass man „orgeln“ muss weil für den Start der Kraftstoff fehlt. Gleichzeitg raucht der Motor wegen dem unverbrannten Kraftstoff. Würde jedenfalls die Symptome erklären…

Mal mit VCDS die Zylinder in den Messwertblöcken im Bereich Leerlaufruheregelung vergleichen…direkt bei Kaltstart und später.

Ich tippe auf ein undichtes PD Element

Hat etwas gedauert aber ich habe erst nach einer Möglichkeit gesucht den Startvorgang mitzuloggen ohne Unterbrechung der Verbindung zu VCDS. Also Zündung an und Anlasser direkt über Klemme 50 bedient. Das Ergebnis anbei. Man sieht deutliche Unterschiede zwischen Zylinder 1 und dem Rest. Jedoch kann ich dies nicht wirklich interpetieren. Ein Versuch: PDE Zylinder 1 läuft über Nacht aus und braucht dadurch zu Beginn mehr Saft. Sollte das so sein, gibt es vielleicht noch antworten auf die Fragen:

  • PDE in sich undicht
  • PDE im Sitz Zylinderkopf undicht. (Dichtscheibe, O-Ring 1, 2 oder 3
  • PDE Ansteuerung mech./elektr. nicht i.O.

Michael

Ursache ist schwierig raus zu finden bei PD…

Ich persönlich würde so weiter fahren solange es nicht schlimmer wird

Mir scheint Nr.2 am plausibelsten.
Nr.1 kommt meinem Vernehmen nach eher nicht vor?
Nr.3 macht ja keinen Sinn? Denn dann wäre es ja auch bei warmen Motor ein Problem…

Eine genauere Diagnose geht wohl nur mit zerlegen…

PDE gezogen.
Vorab, ja die Materialabtragung am Rand ist bekannt.
Der grüne O-Ring hat definitiv einen Schaden. Der untere braune zumindest nicht erkennbar. Würde bedeuten das der Vorlauf (unterhalb grün) in den Rücklauf (zwischen grün und schwarz) drückt.
Kann dadurch Diesel in den Brennraum?
Ich schaue mir den Sitz im Kopf morgen näher an und hoffe mit neuen Ringen und der nötigen Sorgfalt bekomme ich das hin wie an Zylinder 2-4.





Es gibt Übermaß Viton Ringe und einen Umbausatz um die PD Elemente sicherer zu befestigen, schau mal bei Redhead Zylinderkopf Technik im Shop…

Gibt es sicher auch anderweitig zu kaufen

Übermaß O-Ringe und Halter sind bereits verbaut. Inkl. 2K-Kleber wie oben beschrieben.

Wo kommt der 2K-Kleber zum Einsatz?

Habe bei 07eins.com auf die Schnelle nichts dazu gefunden.
Hast du die PDE-Korpushalter verbaut?

Aus der Einbauanleitung der Dichtringe:

Bei scharfem Grat an diesen Kanten: Grat glätten!

Im Falle der verstärkten Dichtringe mit vergrößertem Schnurdurchmesser muss zusätzliches Augenmerk auf eine saubere und sorgfältige Montage gelegt werden, da die größeren Dichtringe noch leichter an den vorhandenen Einlaufspuren verletzt werden können!

Hast du das befolgt?

Ja, ich habe den Grat mit feinem Schleifpaier geglättet. Ich werde das aber gleich noch prüfen vor dem erneuten Einbau mit neuen verstärkten Dichtringen.
Der Kleber wird oberhalb des oberen schwarzen O-Ring als dünne Raupe aufgetragen. Videos bei Youtube von Redhead Zylinderkopftechnik zeigen dies. Ich habe Delo AD895 verwendet. Der Sitz ist sehr fest zeigt sich bei der Demontage und beim Probeeinsetzen ohne Ringe. Durch das geringe einfetten der PDE-Bohrung im Kopf entsteht auch keine Verbindung dazu. Am PDE ist der Kleber „bombenfest“.
Ja ich habe die Korpushalter verbaut.
Ich werde wieder berichten.

Versuch mal Fotos zu machen…

OK, hat etwas länger gedauert. Urlaub muss auch mal sein.
Dennoch habe ich davor Zylinder 1 mit neuen Dichtringen (verstärkt) und Messingscheibe eingesetzt und erneut oben am Rand eingeklebt. Der Bereich der Bohrung im Zylnderkopf, zwischen den oberen Dichtringen fühlte sich tatsächlich scharfkantig an. Mit 1000er Papier und Schleifmatte habe ich dies nun besser geglättet.
Auch wenn genau hier Bilder sehr schön wären, kann ich diese leider nicht liefern. Mittlerweile habe ich mich wieder beruhigt. Als mir der Steckeinsatz (Vielzahn) in den Ölkanal Richtung Block aufs AWM gefallen war, war die Stimmung mehr als Schei…
Nachdem alles sorgfälltig gereinigt und mit neuen Schrauben unter Beachtung der Anziehmomente montiert wurde, klappte der erst Kaltstart unerwartet gut. Ach wenn durch die Arbeiten durchaus Diesel in den Brennraum gelangt sein kann. Weitere Starts und mehrere Fahrten und Abstellen über nacht sind ebenfalls erfolgt.
Die zu Beginn beschriebene Symptome sind nicht in diesem Ausmaß zu bemerken.
Ein Log-File der Lufruhereglung muss ich noch anschauen. Dann schau mer mal wie es die nächsten Starts weiter geht. Wenn es bei sehr leichtem „Knurren“ bleibt, werde ich zunächst die Taktik aus anderem Post verfolgen „erst mal einfach weiterfahren“.
Anbei noch Bilder der O-Ring Montage mit sehr hilfreichem Tool.
Gruß BB





PS: Der Steckeinsatz wurde mit Endoskopkamera und langem Teleskopmagnet geborgen. Dauer … egal, besser als Ölwanne demontieren.

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