Hallo liebes Forum,
Nachdem hier nun schon einige Drehsitze nachgerüstet wurden (siehe z.B. www.sgaf.de/content/sharan-i-drehsitz-nachruesten-337021)), möchte ich noch auf eine alternative Möglichkeit hinweisen. Es ist nicht unbedingt nötig, einen kompletten Sitz zu kaufen und dann den Bezug und alle Platikteile zu tauschen. Es reicht u.U. einfach nur das Sitzgestell und eben nicht die Sitzwanne und -lehne zu tauschen. Gleichzeitig trage ich hier alle Informationen zusammen, die ich zu dem Thema bisher finden konnte. Mit den Sitzen scheint es leider etwas verwirrend zu sein.
Der Fahrer- und Beifahrersitz besteht im wesentlichen aus drei Teilen:
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Sitzgestell(mit vor/rück Verstellung und ggf. Drehfunktion)
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Sitzwanne (ggf. mit Höhenverstellung)
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Lehne
Grundsätzlich sind die Teile voneinander unabhängig und miteinander (theoretisch) beliebig kombinierbar, auch über die verschiedenen Varianten hinweg, d.h. über die gesamte Bauzeit. (Für das Facelift nach 2000 bin ich mir da ziemlich sicher. Aufgrund der Teilenummern im ETKA müsste aber eigentlich auch alles andere von 96 bis 2010 passen.)
„Theoretisch“ deshalb, weil es offensichtlich doch noch Untervarianten gibt, die nicht in den Zeichnungen und im ETKA aufgeführt sind und die keine eigenen Teilenummern zu haben scheinen. Leider ist auch auf den verbauten Teilen keine Nummer zu finden. Daher nun etwas Detektivarbeit
Das einfachere Teil ist die Sitzwanne:
Es gibt sie mit Höhenverstellung (7M3881303J links, 7M3881304F rechts) und ohne (ohne Nr.). Eigentlich könnte es auch egal sein, ob darunter ein Drehgestell montiert ist oder nicht, wenn da nicht der Hebel zum Lösen der Arretierung wäre. Alle übrigen Teile der Verkleidung und des Griffes gibt es einzeln, aber der Vierkantdorn mit Hebel, der den Seilzug betätigt ist einzeln nicht verfügbar und muss vor allem schon bei der Fertigung in das entsprechende Loch gesteckt worden sein. Hier ist also etwas handwerkliches Geschick vonnöten, wenn man aufrüsten will. Das Loch ist schon da und auch die Aufnahme für den Seilzug, nur der Hebel muss noch gebaut werden. Als Vorbild dient der Hebel für die Sitzhöhenvertellung. Der Aufbau ist identisch.
Wer lieber kaufen möchte, nimmt die komplette Wanne (7M3881303K links, 7M3881304G rechts).
Interessant wird es nun beim Drehgestell. Nach meiner Erkenntnis sind alle grundsätzlich kompatibel. Die Aufnahmepunkte in der Karosserie sind identisch und auch die Lage der vier Befestigungspunkte für die Wanne sind gleich.
Der Aufbau der Sitzgestelle selbst unterscheidet sich jedoch massiv.
Es gibt das „neue“:
Deutlich zu erkennen an dem über die gesamte Breite gehenden Bügel für die vor/rück Verstellung.
Normal links 7M3881681F
Dreh links 7M3881681G
Normal rechts 7M3881682E
Dreh rechts 7M3881682F
Unter dieses Gestell passt die einteilige Abdeckung 7M3864641C/D.
Es gibt das „alte“:
Deutlich zu erkennen an dem kleinen einseitigen Hebelfür die vor/rück Verstellung.
Normal links 7M3881681D
Dreh links 7M3881681B oder 7M3881681E?
Normal rechts 7M3881682C
Dreh rechts 7M3881682A oder 7M3881682D?
Diese ist insgesamt etwas breiter und die Auflage auf der Karosserie ist anders geformt, daher ist hier eine andere Abdeckung nötig. Die 7M3864641C/D klemmt.
Alle diese Sitzgestelle haben Aufnahmen für das Rohr 7M0881255. Dieses ist für die Sitzhöhenverstellung nötig.
Und an dieser Stelle kommt das erste „Aber…“: Ab Werk gibt es auch Fahrzeuge mit Drehsitz aber ohne Höhenverstellung. Den dort verbauten Drehgestellen fehlt dann das Rohr und auch die passende Aufnahme dafür.
Hier bieten sich nun mehrere Lösungsweg an:
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Die alten Buchsen vom Drehgestell abflexen und das Rohr mitsamt Aufnahmen von den alten nicht-Drehgestellen als Spender nehmen.
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Die Höhenverstellung quasi lahmlegen. Hat den Vorteil, daß man den freiwerdenden Griff nun für die Drehfunktion nutzen kann.
Das zweite „Aber…“ sind die vorderen Befestigungen der Sitzwanne. Laut ETKA sollte dies immer und überall der Lagerbolzen 7M3881137 sein.
In meinem Fall hatten die Aufnahmen an den alten Drehgestellen aber etwas andere Abmessungen. Die schnelle Lösung war hier eine M10 Schraube mit 12mm Alurohr.
Nun zum konkreten Umbau (in meinem Fall):
- Batterie abklemmen (Airbags!!!) und eine Weile warten bis sich auch die Notstromversorgung im Airbag-Steuergerät sicher abgeschaltet hat.
- Sitz ganz nach oben fahren für mehr Platz bei der Arbeit.
- Sitzgestell an allen vier Ecken von der Karosserie abschrauben.
- Vorsichtig ein Stück nach hinten kippen bis man an die Stecker herankommt. Diese lösen (siehe www.sgaf.de/content/reparatur-sitzgestell-287373 ) Auf keinen Fall die Batterie wieder anklemmen, solange der gelbe Airbag-Stecker gelöst ist.
- Die Kabel vom Gestell lösen.
- Vordere Befestigung lösen. 13er Mutter ab und dann mit kleinem Hammer oder Rohrzange den Lagerbolzen herausüberreden.
- Hintere Befestigung (Inbus) lösen und die Höhenverstellarme vom Rohr abhebeln.
- Neues Drehgestell auf die gleiche Art und Weise wieder darunterbauen.
- Kabel am neuen Gestell befestigen. Auf ausreichend Reserve für den kompletten Verfahrweg achten.
Wer gut aufgepasst hat, wird sich über die nun fehlende Betätigung für den Drehmechanismus wundern. Sofern man höhenverstellbare Sitze hat kann man sich die auch gut sparen. Bei hochgestelltem Sitz kommt man wunderbar an den entsprechenden Hebel heran und kann den ganz einfach drücken, genauso wie man sonst an dem „richtigen“ Hebel ziehen würde. Alternativ kann man sich natürlich jederzeit noch ans Werk machen und die Hebelmechanik nachrüsten (s.o.). Alles was dazwischen noch fehlt ist der Seilzug 7M3881271.
Wer wie ich das Pech hat, einen höhenverstellbaren Beifahrersitz zu haben, aber nur ein Drehgestell ohne das entsprechende Rohr finden kann, der flext sich einfach die Aufnahmen für dieses Rohr vom alten Gestell ab und findet sicher auch einen kreativen Weg, das Ganze am Drehgestell wieder zu befestigen. Bei mir sieht das Ergebnis dieser Bemühungen dann so aus:
Frohes Schrauben
Dirk