Erfahrungsbericht: Hardware-Nachrüstung zur Umgehung von Diesel-Fahrverboten beim Motortyp CFFB

Ich habe hier im forum schon einiges gelesen und viele Informationen für meinen Alhambra gesammelt, insbesondere zum Thema „Ganzjahresreifen“ und „Add-Blue-Verbauch“.

Unser Alhambra ist Baujahr 2015 und hat den berühmt-berüchtigten EA-189-Motor. Wir haben ihn 2016 gebraucht bei der Seat-Niederlassung gekauft, er war vorher im Besitz einer Mietwagenfirma. Erst als ich den Wagen nach dem offiziellen Rückruf für das Software-Update zum „Freundlichen“ brachte, erfuhr ich, dass der Wagen schon eine SCR-Anlage hatte. Ich bekam auch das besagte Rabatt-Heftchen überreicht, mit dem ich 6 x Add-Blue nachfüllen lassen kann.

Der Alhambra ist ein Stadt-Auto, er kommt außer für den Urlaub eigentlich nicht aus der Stadt raus und die Fahrleistung liegt zwischen 8.000 – 10.000 km/Jahr. Ich habe daher erst zweimal Add-Blue nachfüllen lassen, der nächste Termin steht demnächst an, ich habe von ca. 15.000 km das letzte Mal nachfüllen lassen. Ich kann den Füllstand auch nicht über das Kombiinstrument abrufen, es geht erst ein Warnlampe an, wenn weniger als 2.000 km Add-Blue im Tank ist. Die Reichweite kann dann gerade bei Urlaub und Autobahn mal schnell auch auf die Hälfte runtergehen. Auch hierzu habe ich schon im forum gelesen, dass man das aber die OBC-Schnittstelle auslesen könnte. Ist vielleicht eines der nächsten Projekte …
Seit ca. 1 ½ Jahren sind wir hier in Berlin auch von den Diesel-Fahrverboten betroffen. Es sind zwar recht wenige Straßen, aber zwei liegen nur wenige 100 m von unserem Haus entfernt. Mit einigen Baustellen dazu kommt man in zwei Himmelrichtungen nur mit größeren Umwegen.

Während es bei dem kleineren Touran mit 1,6 l Hubraum schon recht bald Umrüstungen z. B. von twintec gab, sah es lange Zeit beim Alhambra/Sharan mit SCR-Anlage schlecht aus. Volkswagen macht in dieser Richtung gar nichts. Nach langem und zähem politischen Hin- und Her hatte sich aber Volkswagen dazu bereit erklärt, in den „Diesel-Intensivstädten“ sich an den Kosten für die Umrüstung zu beteiligen. Mir war das mit den Kosten fast egal, mir war es wichtiger, das Auto nicht nur deshalb zu verkaufen, weil ich mit den Diesel-Fahrverboten in Berlin zu tun hatte und auch einen Beitrag für die Einhaltung der Umwelt-Grenzwerte zu leisten. Auf die Musterklage gegen VW konnte ich auch nicht bauen, weil wir das Auto erst 2016 gekauft hatten. Wir hatten mit dem Kaufvertrag eine „Zusatzvereinbarung zur Diesel-Thematik“, dass die Abgasnachbehandlung modifiziert werden müsse, das Auto aber insgesamt in einem verkehrssicheren und zulassungsmäßig einwandfreien Zustand sei. Ich hatte dann auch keine Lust, mich mit VW kostenträchtig vor Gericht auseinanderzusetzen.
Ende Oktober 2020 stieß ich auf einen Artikel aus der ADAC-Motorwelt, dass die Firma Oberland-Mangold für den Sharan/Alhambra mit dem 2.0 l-Dieselmotor und bereits verbauter SCR-Anlage eine Umrüstung anbieten würde. Damit würde der Wagen nicht unter die Diesel –Fahrverbote fallen. Als nächstes habe ich bei der Werkstatt meines Vertrauens nachgefragt. Die konnte das Oberland-Mangold-System aber nicht über ihren Großhändler beziehen. Also, direkt bei Oberland-Mangold nachgefragt und die konnten mir eine Spezialwerkstatt in Berlin nennen, die sich auf die Nachrüstung/Umrüstung von Abgasanlagen spezialisiert hat. Auf der Homepage konnte ich alle erforderlichen Daten in ein Formular eintragen und bekam gleich am nächsten Tag die Rückmeldung, dass das Oberland-Mangold-System für mein Fahrzeug lieferbar ist. Lieferung und Einbau würde ca. 2.779 € (USt 2020 = 16 %) kosten. Also, das System gleich bestellt, Lieferzeit ca. 6 Wochen, Corona, Engpässe bei Zuliefern etc. Dennoch, der Anruf der Werkstatt kam kurz vor Weihnachten, das Oberland-Mangold System sei jetzt da.

Ich habe das Auto noch kurz vor Weihnachten in die Werkstatt gebracht, tags darauf habe ich den Wagen wieder abgeholt, das System war zu dem vereinbarten Preis verbaut. Ich habe beim Fahren keine wirklichen Unterschiede seitdem festgestellt. Auch einen Mehrverbrauch konnte ich nicht feststellen. Aber das ist bei Stadtverkehr im Winter auch schwierig auszumachen. Und auf das weite Land fahren fällt ja derzeit wegen Corona aus…

Nun war noch die Frage mit den Kosten. Zunächst habe ich die Umrüstung in die Zulassungsbescheinigung eintragen lassen. In der Werkstatt hatte ich noch eine Einbaubescheinigung und die Typgenehmigung mitbekommen. Dann über die Dienstleistungsdatenbank der Berliner Verwaltung einen Termin in der Zulassungsstelle für die technische Änderung eines Kfz gebucht, der auch wieder 8 Wochen in der Ferne lag. Aber nun gut. Langsam müht sich das Eichhörnchen. Bei besagtem Termin bin ich mit allen Unterlagen (Zulassungsbescheinigung Teil 1 und 2, Einbaubescheinigung, Rechnung der Werkstatt, Ausweis) dann bei der Sachbearbeiterin rangekommen, die mit mir und dem Alhambra allerdings nicht so richtig etwas anzufangen wusste: „Ich brauche eine Eintragung in Zeile 22, dass es sich um einen „NOXMS-PKW mit hoher Minderungsleistung“ handelt“ – „Wieso?“ - „Weil ich mit dem Wagen nicht in die Diesel-Fahrverbotsstraßen fahren darf“ – „aber er hat doch schon Euro 5 - und Euro 6 bekommt er nicht“ – „Das ist doch dafür aber nicht entscheidend“ – „er hat doch die grüne Plakette…“ – „auch die hilft nicht beim Diesel-Fahrverbot“ … Leider hatte ich die Schilder in Berlin-Mitte und Charlottenburg nicht abfotografiert, wo das draufstand mit dem Fahrverboten für die Euro-V und schlechter Diesel …

Naja, die Sachbearbeiterin fragte eine Kollegin, die es aber auch nicht wusste, komplimentierte mich wieder in den Wartebereich und ging zu dem „technischen Leiter“… Eine viertel Stunde später kam sie wieder und meinte dann, dass sie das eintragen würde, wenn ich denn unbedingt wollte. Gesagt getan, und für 11,50 € hatte ich eine neue Zulassungsbescheinigung mit der besagten Eintragung.
Dann kam der nächste Akt: Auf der Internetseite von Seat gib es für Fahrer von Autos, die von der „Dieselthematik“ betroffen sind, ein Download-Formular „Antrag auf einen Mobilitätszuschuss“, welcher allerdings gar nicht an Seat, sondern gleich an Volkswagen zu adressieren ist. Den Antrag ausgefüllt, hier jetzt eine Kopie der neuen Zulassungsbescheinigung Teil I und die Original-Rechnung der Werkstatt beigefügt und alle Felder ausgefüllt. Dabei auf alles juristisch Erdenkliche gegenüber VW verzichtet und in Kauf genommen, dass mein Auto jetzt von Motorschäden und allen anderen schlimmen Sachen betroffen sein könnte, weil nicht mehr die Original-Abgasanlage verbaut ist.

Nur das Thema „Diesel-Intensivstadt“ habe ich in dem Antrag ausgelassen. Ich wohne in keiner und arbeite dort auch nicht oder wohne in der Nähe einer solchen. Man kann sich aber schon fragen, wer auf diese Liste von „Bochum bis Wiesbaden“ gekommen ist und Städte wie so Berlin, wo es ja auch gerichtlich verhängte Diesel-Fahrverbote gibt, nicht auf dieser Liste gelandet sind. Nun, was soll ich schreiben: VW hat mir nach ca. 7 Tagen ein Dreizeiler zukommen lassen, dass mein Antrag auf Mobilitätszuschuss abschließend geprüft wurde und der Mobilitätszuschuss in wenigen Tagen ausgezahlt werde. So kam es dann auch, ich habe wenige Tage später den gesamten Betrag für den Umbau in Höhe von 2.779 € auf meinem Konto gehabt. VW hat damit den kompletten Umbau bezahlt, ich bin am Ende nur auf den Kosten für die Eintragung in der Zulassungsbescheinigung sitzen geblieben. Und dafür darf ich nach der Anlage zur Umrüstrichtlinie auch wieder in die Diesel-Fahrverbotszonen fahren. Kontrolliert wurde ich allerdings noch nie.

Vielleicht fühlt sich ja der eine oder andere ermutigt, so eine Umrüstung auch dann zu wagen, wenn er/sie nicht in einer der benannten Diesel-Intensivstädte wohnt……

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So schön das ja alles ist, gabs hier die Tage nicht schon so einen grenzwetigen Werbebeitrag über das Nachrüstsystem von O…?

Die Systeme haben einfach keine Markt. Baumot(Twintec) ist schon Pleite, und auch die anderen verkaufen davon nix.

Oliver

Also ich habe 3 Autos da registriert und leider von Baumot nichts mehr gehört. Ein Auto von den Dreien besitze ich schon gar nicht mehr.
Vielleicht probiere ich es mal bei Oberland-Mangold…
Obwohl: Nötig ist es nicht. Im Moment kommt man noch mit der grünen Plakette nach Freiburg rein und ansonsten gibt es weit und breit keine Umweltzone…

Willkommen im Forum und vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag!
:laola: