Drehsitze nachrüsten

Warnung zu Arbeiten in der Nähe von Airbags und Airbag-Steuerleitungen.

Arbeiten am Airbag dürfen nur durch entsprechend qualifizierte Leute durchgeführt werden, da der Umgang mit Airbagsystemen unter das Sprengstoffgesetz fällt.
Aus diesem Grund wird an dieser Stelle an die Fachwerkstatt verwiesen. Nur soviel zum Verständnis warum: Jegliche eigene statische Aufladung kann den Airbag zur Explosion bringen! Das bedeutet Lebensgefahr!

Elektrische Steckverbindungen, die zum Airbagsystem gehören sind an der gelben Farbe zu erkennen.

Bevor an den Vordersitzen mit integriertem Seitenairbag gearbeitet wird, muss auf jeden Fall die Batterie abgeklemmt werden. Zudem sollte man sich selbst und das Fahrzeug dauerhaft erden. Nach Trennen der Airbag-Stecker darf die Batterie nicht mehr angeklemmt werden, da es sonst einen Eintrag im Fehlerspeicher gibt

Nach Abschluss der Arbeiten und Wiederverbinden der gelben Stecker ist zwingend diese Reihenfolge einzuhalten:

  1. Zündung an
  2. Batterie anklemmen

Die nachträgliche Ausstattung der Vordersitze mit Drehkonsolen ist grundsätzlich nicht schwierig, erfordert aber im Detail meist etwas Kreativität. ‚Irgendwie‘ scheinen die Sitze der gesamten Bauzeit 1996 bis 2010 zueinander kompatibel zu sein, so dass sie in jedes Fahrzeug passen und auch Einzelteile (z.B. Verkleidungen oder Sitzwanne, etc) zwischen den Sitzen getauscht werden können. Im Detail hat es aber immer wieder kleine Anpassungen und Änderungen gegeben, die leider auch nicht im ETKA nachvollziehbar sind. Daher sollte etwas mehr Zeit für den Umbau eingeplant werden und es sollte Werkzeug vorhanden sein, um dort wo es klemmt Anpassungen vornehmen zu können.

An dieser Stelle werden nun 2 verschiedene Möglichkeiten der Umrüstung auf Drehsitze beschrieben.

Fahrersitz eines Sharan I von „höhenverstellbar“ auf zusätzlich „drehbar“ umrüsten. (SAGA)

Für den Umbau wurde ein komplettes Untergestell samt Sitzschale beschafft: drehbarer Sitz aus eBay_1.jpg

1) Sitz ausbauen

o Sitz ganz nach hinten und die beiden Abdeckungen der vorderen Befestigungsbolzen entfernen. Die zur Fahrzeugaußenseite ist verschraubt, die zur Fahrzeugmitte nur aufgeklipst. Dann die Bolzen ausschrauben.
o Sitz ganz nach vorne, die Abdeckplatte unter dem Sitz entfernen und die beiden hinteren Bolzen ausschrauben. Hier kann es Probleme geben, da diese direkt unter dem Auto enden. Meine waren daher im unteren Teil verrostet. Habe die Gewinde nachgeschnitten und die Bolzen beim Wiedereinbau gefettet.
o Eventuelle Kabel für die Sitzheizung ausklipsen (gab’s beim Sharan I noch andere Gründe, warum ein Stromkabel in den Sitz führte?)

2) Seitenverkleidung abbauen

o Zunächst das Rändelrad für die Sitzlehnenverstellung abbauen. ACHTUNG! Mittlerweile weiß ich, wie das zerstörungsfrei geht … Von der Sitzrückseite in die Mechanik sehen. Dann durch Drehen die drei Plastiknasen suchen und aushebeln. Danach geht das Handdrehrad der Sitzlehnenverstellung zerstörungsfrei ab.
o Die Abdeckhaube des Hebels der eventuell vorhandenen Sitzhöhenverstellung von der Sitzunterseite her aushebeln und die Schraube samt Hebel lösen.
o Die beiden Schrauben vorne am Sitz rechts und links der Sitzverkleidung ausschrauben.
o Nun mit Gefühl die Abdeckung abhebeln. Diese hält nur noch an zwei Plastiknasen; im vorderen Drittel und an der Lehne. Ich weiß es jetzt nicht mehr, ob der Befestigungsclip an der Lehne von der Rückseite her erreichbar ist. Dann kann er nämlich von innen her mit einer Spitzzange durch das Metall der Lehnenbefestigung gedrückt werden.

3) Eventuelle Kabel so weit wie möglich trennen

Wer z. B. eine Sitzheizung hat, hat zum einen Kabel, die vom Auto zum Sitz und von der Sitzunterseite in die Lehne führen. Trennt zunächst diese teilweise gesteckten Kabel so weit wie möglich voneinander!

4) Lehne und Sitz trennen

Um den kompletten Sitzunterbau einbauen zu können, müssen Lehne und Sitz getrennt werden. Keine Sorge, das hat keine Auswirkung auf die Lehneneinstellungsmechanik; die befindet sich komplett in der Lehne! Hier ein Bild der Befestigungspunkte:

Die beiden Verbindungspunkte von Sitzfläche und Lehne befinden sich auf einer Horizontalen in der Bildmitte. Links der „goldene“ Bolzen, rechts ein Bolzen mit Metallklammer.

o Zunächst das Gurtschloss entfernen; dieses soll ja am neuen Sitzgestelle weiter seinen Dienst verrichten …
o Dann die Metallklammer in der Bildmitte raushebeln.
o Als nächstes die Schraube links ausschrauben.
o Das ganze auf der anderen Seite auch machen.

5) Kabel zwischen Lehne und Sitzfläche

Aufgrund der Sitzheizung besteht eine elektrische Verbindung zwischen Lehne und Sitzfläche. Leider ist die nicht gesteckt …
Also habe ich an der Lehnenunterseite den Verkleidungsstoff aufgetrennt. KEINE Panik, dort ist eine lösbare und wiederverbindbare Nahtstelle. Danach hatte ich genügend Kabel freigelegt, um Lehne und Sitzfläche weit genug auseinander ziehen zu können. Hier ein Bild:

6) Sitzfläche in Polster und Gestell trennen

Das geht einfacher, als gedacht!!! Der Stoff der Sitzfläche wird an der Sitzunterseite durch einen einfachen Draht gespannt. Dieser Draht wiederum ist an den Befestigungspunkten der Lehne eingehängt:

Sobald also die Lehne weg ist, läßt sich die Drahtschlaufe leicht lösen. Dann dem Draht entlang den Bezugsstoff vom Sitzgestell lösen. Dann ist das Untergestell vom Polster lösbar und dann sieht das (incl. Sitzheitzungskabel) so aus:

7) Übertragung der Elektrik auf das neue Untergestell

Wer eine Sitzheizung hat, muss nun die Befestigungsmechanik für Kabel und Sicherungshalter von dem alten Gestell auf das neue übertragen. Hier war bei mir Ausbohren von zwei Nieten und entsprechendes Neuvernieten notwendig.

8) Zusammenbau

Hier halte ich mich kurz im Sinne von: „ab hier nun alles rückwärts“ :wink:
Wichtig scheint mir, nochmal zu erwähnen, die hinteren Befestigungsbolzen des Sitzes (die, welche durch das Auto nach Außen gehen) gut zu fetten!!!

9) Anmerkungen

Aufgefallen ist mir, dass mein „neues“ Sitzgestell aus 2002 zwar in meinen 1997’er Sharan passte, aber drei Kleinigkeiten stören:

o Es scheint so, als passe die Sitzverkleidung nicht mehr genau und es verbleibt nun ein Spalt zwischen Sitzverkleidung und Sitzfläche.
o Das Untergestell musste an einer Stelle in Position gezogen werden, damit der Bolzen Gestell und Karosserie verbindet. Allerdings hat das der Sitzverstellung „vorne/hinten“ nicht geschadet, der Sitz läuft sauber vor und zurück.
o Ich habe das Gefühl, die Sitzgeometrie hat sich einfach irgendwie verändert; der Sitz fährt weiter vor und die Höheneinstellung ist auch irgendwie anders.

WICHTIG:
Es reicht nicht aus, ein drehbares Untergestell zu kaufen!!! Es gibt nämlich noch konstruktive Details …
o Der zusätzliche Hebel für die Drehmöglichkeit bedarf neben dem Hebel selbst natürlich einer anderen Sitzverkleidung!
o Ein reines Untergestell OHNE Sitzschale hat nicht die Mechanik, die zwischen dem Zugkabel des Drehmechanismus und dem Hebel benötigt wird. Die ist sicherlich nachrüstbar, aber gibt es die Teile noch und was kosten sie?!?

10) Fazit oder: Warum das Ganze?!?

Lacht mich aus, aber die Sache mit dem nun drehbaren Fahrersitz war nur ein Test … Eigentlich geht es mir um den Beifahrersitz … Ich habe nun vom Fahrersitz eine Höhenverstellung in Schwarz über und per eBay einen Drehteller für den Beifahrersitz in Grau. Werde nun probieren, ob die Höhenverstellung des Fahrersitzes (samt Sitzschale) mit dem Drehteller verbaubar ist.

Nachrüstung Drehsitze 2001-2010 (Dr. Fraggle)

Alternativ zu den anderen Umbaubeschreibungen hier im Forum gibt es noch einen anderen Weg: Es ist nicht unbedingt nötig, einen kompletten Sitz zu kaufen und dann den Bezug und alle Platikteile zu tauschen. Es reicht u.U. einfach nur das Sitzgestell und eben nicht die Sitzwanne und -lehne zu tauschen. Gleichzeitig trage ich hier alle Informationen zusammen, die ich zu dem Thema bisher finden konnte. Mit den Sitzen scheint es leider etwas verwirrend zu sein.

Der Fahrer- und Beifahrersitz besteht im wesentlichen aus drei Teilen:

  1. Sitzgestell(mit vor/rück Verstellung und ggf. Drehfunktion)

  2. Sitzwanne (ggf. mit Höhenverstellung)

  3. Lehne

Grundsätzlich sind die Teile voneinander unabhängig und miteinander (theoretisch) beliebig kombinierbar, auch über die verschiedenen Varianten hinweg, d.h. über die gesamte Bauzeit. (Für das Facelift nach 2000 bin ich mir da ziemlich sicher. Aufgrund der Teilenummern im ETKA müsste aber eigentlich auch alles andere von 96 bis 2010 passen.)

„Theoretisch“ deshalb, weil es offensichtlich doch noch Untervarianten gibt, die nicht in den Zeichnungen und im ETKA aufgeführt sind und die keine eigenen Teilenummern zu haben scheinen. Leider ist auch auf den verbauten Teilen keine Nummer zu finden. Daher nun etwas Detektivarbeit

Das einfachere Teil ist die Sitzwanne:

Es gibt sie mit Höhenverstellung (7M3881303J links, 7M3881304F rechts) und ohne (ohne Nr.). Eigentlich könnte es auch egal sein, ob darunter ein Drehgestell montiert ist oder nicht, wenn da nicht der Hebel zum Lösen der Arretierung wäre. Alle übrigen Teile der Verkleidung und des Griffes gibt es einzeln, aber der Vierkantdorn mit Hebel, der den Seilzug betätigt ist einzeln nicht verfügbar und muss vor allem schon bei der Fertigung in das entsprechende Loch gesteckt worden sein. Hier ist also etwas handwerkliches Geschick vonnöten, wenn man aufrüsten will. Das Loch ist schon da und auch die Aufnahme für den Seilzug, nur der Hebel muss noch gebaut werden. Als Vorbild dient der Hebel für die Sitzhöhenvertellung. Der Aufbau ist identisch.
Wer lieber kaufen möchte, nimmt die komplette Wanne (7M3881303K links, 7M3881304G rechts).

Interessant wird es nun beim Drehgestell. Nach meiner Erkenntnis sind alle grundsätzlich kompatibel. Die Aufnahmepunkte in der Karosserie sind identisch und auch die Lage der vier Befestigungspunkte für die Wanne sind gleich.

Der Aufbau der Sitzgestelle selbst unterscheidet sich jedoch massiv.

Es gibt das „neue“:
Deutlich zu erkennen an dem über die gesamte Breite gehenden Bügel für die vor/rück Verstellung.
Normal links 7M3881681F
Dreh links 7M3881681G
Normal rechts 7M3881682E
Dreh rechts 7M3881682F
Unter dieses Gestell passt die einteilige Abdeckung 7M3864641C/D.

Es gibt das „alte“:
Deutlich zu erkennen an dem kleinen einseitigen Hebelfür die vor/rück Verstellung.
Normal links 7M3881681D
Dreh links 7M3881681B oder 7M3881681E?
Normal rechts 7M3881682C
Dreh rechts 7M3881682A oder 7M3881682D?
Diese ist insgesamt etwas breiter und die Auflage auf der Karosserie ist anders geformt, daher ist hier eine andere Abdeckung nötig. Die 7M3864641C/D klemmt.

Alle diese Sitzgestelle haben Aufnahmen für das Rohr 7M0881255. Dieses ist für die Sitzhöhenverstellung nötig.

Und an dieser Stelle kommt das erste „Aber…“: Ab Werk gibt es auch Fahrzeuge mit Drehsitz aber ohne Höhenverstellung. Den dort verbauten Drehgestellen fehlt dann das Rohr und auch die passende Aufnahme dafür.
Hier bieten sich nun mehrere Lösungsweg an:

  1. Die alten Buchsen vom Drehgestell abflexen und das Rohr mitsamt Aufnahmen von den alten nicht-Drehgestellen als Spender nehmen.

  2. Die Höhenverstellung quasi lahmlegen. Hat den Vorteil, daß man den freiwerdenden Griff nun für die Drehfunktion nutzen kann.

Das zweite „Aber…“ sind die vorderen Befestigungen der Sitzwanne. Laut ETKA sollte dies immer und überall der Lagerbolzen 7M3881137 sein.

In meinem Fall hatten die Aufnahmen an den alten Drehgestellen aber etwas andere Abmessungen. Die schnelle Lösung war hier eine M10 Schraube mit 12mm Alurohr.

Nun zum konkreten Umbau (in meinem Fall):

  1. Batterie abklemmen (Airbags!!!) und eine Weile warten bis sich auch die Notstromversorgung im Airbag-Steuergerät sicher abgeschaltet hat.
  2. Sitz ganz nach oben fahren für mehr Platz bei der Arbeit.
  3. Sitzgestell an allen vier Ecken von der Karosserie abschrauben.
  4. Vorsichtig ein Stück nach hinten kippen bis man an die Stecker herankommt. Diese lösen (siehe www.sgaf.de/content/reparatur-sitzgestell-287373 ) Auf keinen Fall die Batterie wieder anklemmen, solange der gelbe Airbag-Stecker gelöst ist.
  5. Die Kabel vom Gestell lösen.
  6. Vordere Befestigung lösen. 13er Mutter ab und dann mit kleinem Hammer oder Rohrzange den Lagerbolzen herausüberreden.
  7. Hintere Befestigung (Inbus) lösen und die Höhenverstellarme vom Rohr abhebeln.
  8. Neues Drehgestell auf die gleiche Art und Weise wieder darunterbauen.
  9. Kabel am neuen Gestell befestigen. Auf ausreichend Reserve für den kompletten Verfahrweg achten.

Wer gut aufgepasst hat, wird sich über die nun fehlende Betätigung für den Drehmechanismus wundern. Sofern man höhenverstellbare Sitze hat kann man sich die auch gut sparen. Bei hochgestelltem Sitz kommt man wunderbar an den entsprechenden Hebel heran und kann den ganz einfach drücken, genauso wie man sonst an dem „richtigen“ Hebel ziehen würde. Alternativ kann man sich natürlich jederzeit noch ans Werk machen und die Hebelmechanik nachrüsten (s.o.). Alles was dazwischen noch fehlt ist der Seilzug 7M3881271.

Wer wie ich das Pech hat, einen höhenverstellbaren Beifahrersitz zu haben, aber nur ein Drehgestell ohne das entsprechende Rohr finden kann, der flext sich einfach die Aufnahmen für dieses Rohr vom alten Gestell ab und findet sicher auch einen kreativen Weg, das Ganze am Drehgestell wieder zu befestigen. Bei mir sieht das Ergebnis dieser Bemühungen dann so aus:

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