Dichtung an der Getriebeölwanne wechseln bei Automatik

Wer ein Automatikgetriebe hat und plötzlich Ölflecken unter den Auto auf der Fahrerseite feststellt, bei dem könnte die Dichtung der Getriebeölwanne oder auch Schieberkasten genannt defekt sein. Die Dichtung läßt sich relativ einfach selber auswechseln:

Auto vorn sicher aufbocken oder Auffahrrampen benutzen. Dann muß die Motorabdeckung unten entfernt werden. Das sieht dann so aus:

Als erstes habe ich die Inbusschraube gelöst, aus dieser läuft dann ein Teil des Getriebeöl heraus. (Großen Eimer oder Wanne drunterstellen.)

Achtung es kommt nicht alles Öl da raus, ein Teil bleibt in der Wanne, weil hinter der Ablaßschraube ein Rohr angebracht ist, welches so lang ist, wie die Wanne hoch.
Wenn kein Öl mehr aus dem Ablauf kommt kann die Ablaßschraube wieder eingeschraubt werden.

Als nächstes die 5 Schrauben lösen, aber nicht herausdrehen.
Vermutlich wird die Wanne an der Dichtung kleben bleiben. Nun vorsichtig :!: :!: die Wanne mit einem großen Schraubendreher lösen. Aber aufpassen, die Wanne selbst ist mit Öl gefüllt. Wenn die Wanne lose ist, können die Schrauben herausgedreht werden. Ich würde aber nur ein zwei Schrauben entfernen und dann die Wanne erstmal leicht schräg stellen, damit das Öl in den Eimer laufen kann. Hier unbedingt vorsichtig arbeiten, sonst gibt es eine Riesensauerei.
Das ist eigentlich der heikelste Teil an der gesamten Sache.
Wenn das geschafft ist kann der Deckel ganz abgenommen werden.

Das flache Teil auf der Wanne im oberen Bild ist ein Filter. Ich denke es ist kein Fehler wenn man den mitwechselt. Hätte ich gewusst, dass da ein Filter drin ist hätte ich es jedenfalls gemacht. :cry:
Jetzt alles schön sauber machen. Der graue Schmierfilm, der sich beim Wischen zeigt, ist Metallabrieb. Insbesondere die Magnetplatte in der Wanne gut abwischen, denn hier sammelt sich der Abrieb an und wird somit aus dem Getriebe ferngehalten.
Ist alles sauber, kann die neue Dichtung sorgfältig auf die Wanne aufgelegt werden.

Jetzt noch die Auflagefläche der Dichtung am Getriebegehäuse reinigen. Hierzu kann man einen Stechbeitel oder besser feines Schmirgelpapier nehmen. Aber nicht übertreiben, wenn Riefen im Gehäuse sind wird es wohl schwierig werden den Deckel wieder dicht zu bekommen. Den Filter wieder aufsetzen.
Um den Deckel von Öleinfüllstutzen besser aufzubekommen habe ich kurzerhand den kompletten Stutzen ausgebaut.

Wenn man dann die rote Verschlussplombe geöffnet hat geht auch der eigentliche Verschlussstopfen auf. Jetzt den Einfüllstutzen wieder in das Gehäuse einclipsen.
Nun den Deckel mit der neuen Dichtung wieder anschrauben und die Schrauben gleichmäßig anziehen. Das Einfüllen des neuen Öls gestaltet sich mit einer selbstgebauten Einfüllhilfe als recht einfach, aber etwas langwierig

Den Schlauch von oben in den Einfüllstutzen einführen, der Trichter kann oben z.B. an der Spritzwand eingehangen werden. Nun die gleiche Menge Öl, die sich im Eimer befindet wieder einfüllen. Idealerweise ist die Temperatur vom neuen Öl gleich dem Altöl. Aufgrund des dünnen Schlauches ist beim Nachfüllen Geduld angesagt. Wenn das neue Öl drin ist wird es noch einmal etwas knifflig, denn jetzt muß der richtige Ölstand eingestellt werden. Dazu das Auto von den Rampen fahren, bzw. gerade hinstellen, Motor starten. Wer jetzt VAG-COM hat ist im Vorteil denn der kann die Öltemperatur am PC auslesen. Wer kein VAG-COM hat kann sich auch mit einem Thermometer mit einem Fernfühler helfen. Den Thermofühler in den Öleinfüllstutzen stecken. Die Temperatur des Öls muß nun zwischen 30 und 45 Grad betragen. Jetzt noch einmal die Ablaßschraube öffnen. Das Öl darf jetzt nur noch Tropfenweise aus dem Ablaß heraustropfen. Ich denke dieser Zustand ist am einfachsten herzustellen wenn man etwas zuviel Öl einfüllt, wartet bis das Öl im richtigen Temperaturbereich ist und dann das überflüssige Öl wieder abläßt. Ablaßschraube wieder eindrehen und den Motor ausschalten. Jetzt noch den Einfüllstopfen verschließen, und wer es ganz gut machen will der besorgt sich noch die rote Verschlußplombe.

Wer sicher gehen will ob alles dicht ist, fährt ein paar Tage ohne die untere Motorabdeckung und kontrolliert die Dichtigkeit nochmals. Wenn o.k. die Abdeckung wieder montieren.

Fertig.

Anmerkung von wolfgang:

Die Ölablassschraube ist eigentlich die „Verschlussschraube zur ATF-Kontrolle“.
Laut Anleitung lässt sich das Überlaufrohr durch die „Kontrollbohrung“ ausschrauben womit das Öl vor dem Abbau des Deckels komplett abgelassen werden kann.

Anmerkung von THWFRANK :

Obi Wan schreibt dazu folgendes:

Es empfiehlt sich beim Ablassen des Öls das Ölrohr ganz raus zu schrauben. Es ist der identische Inbusschlüssel wie für die Ablassschraube. Einfach den Inbusschlüssel in das Loch stecken und etwas drehen bis der Inbus im Ölrohr gepackt hat. Dann wie gewohnt rausdrehen und das gesamte Öl läuft nun aus der Wanne (Vorsicht könnte Heiß sein). Dies sollte am besten mit Handschuhen gemacht werden. Es sei denn, man möchte dass das Öl über die Hand oder auch am Arm runter läuft.

Da aber sehr wenig nach dem Automaten geschaut wird, sollte der Öleinfüllstutzen mit dem Deckel und der roten Plombe erneuert werden. Diese werden im laufe der Zeit porös und brechen schnell.
Teilenummer 099 321 407 A und kostet keine 2,- Euro. Mit allen Dichtungen sollten um die 5,-Euro zusammen kommen.

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Sollte bei jedem Ölwechsel die Wann abgenommen und der Filter getauscht weden?

Marko

Auf jeden Fall!