Befestigung von Zusatzgeräten im Cockpit (Navi)

Hallo Kollegen,
anbei meine Beschreibung, wie man beliebige Zusatzgeräte im Cockpit vernünftig und ohne „bleibende Schäden“ im Cockpit anschrauben kann. Der Umbau basiert auf dem Ersatz der Zierleiste gegen ein Industrietechnik-Nutenprofil.

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Features:
- Rückstandsfrei rückbaubar
- Mechanisch solide
- Keine Verwendung von Powerstrips, Heisskleber oder ähnlichen Erzeugnissen, deren Verwendung im KFZ umstritten ist
- Eine einzige Lösung für eine Vielzahl zukünftiger Anbauteile (Navi, Handy, iPod, Flaschenöffner, Taschenlampe, Zahnbürstenhalter, Höhenmesser…)
- In meinem konkreten Fall Navi: Navi ist vom Lenkrad aus mit den Fingern bedienbar, ohne dass das Lenkrad losgelassen werden muss
- Sieht auf den ersten Blick nicht „verbastelt“ aus

Nachteile:
- Voraussetzungen Werkzeuge
- In meinem konkreten Fall Navi: GPS-Empfang an dieser Position nicht so günstig wie an der Scheibe, Je nach Drehzahl vibriert das Navi.

Voraussetzungen Werkzeuge:
- Oberfräse mit 45°-Fräser, alternativ evtl. Feile und viel Zeit bzw. Praktikant/Azubi
- Feile oder besser Flex
- Ständerbohrmaschine mit Bohrern 4.5, 5.0, 5.5, 8.0 (möglichst kurz)
- Anreissequipment, Körner
- Bits TX20, TX25 für Originalschrauben, Bits für neue Schrauben (bei mir PH2 und PZ2)

Material:
- Stück 4mm-Alublech bzw. Flachmaterial 15mm breit, z.B. von www.alu-verkauf.de (kann durch viele M5-Unterlegscheiben ersetzt werden)
- Zwei Stücke Nutenprofil 20x10x997mm^3 und 20x10x255mm^3 M5, beispielsweise Materialnummer S1052010 von Firma SMT Montagetechnik Reutlingen
- 4 Stück Abdeckkappen 5 20x10 beispielsweise Materialnummer S205AK2010 von SMT (besser gleich paar mehr besorgen)
- Nutensteine mit Steg M5, beispielsweise Materialnummer S205NSMS5 von SMT (besser gleich paar mehr besorgen)
- Sekundenkleber, z.B. UHU 45570. Dieser dient nur als Montagehilfe, kann auch durch andere Klebstoffe ersetzt werden, muss später nichts tragen
- 1,40M Moosgummi-Rundschnur 10mm dunkelgrau, z.B. Materialnummer 55150 von Reiff (besser gleich bischen mehr besorgen)
- 7 Senkkopf- oder Linsensenkkopf- Blechschrauben 4.2x25, gibts z.B. einzeln bei Hornbach
- 1 M5x25 Senkkopf- oder Linsensenkkopf-Schraube

Aluprofile vorbereiten:
Auf der Rückseite der Profile jeweils die linke Seite markieren, z.B. mit einem „L“ oder einer 0.
An folgenden Positonen von der linken Seite ab gemessen von hinten (Seite ohne Nut) mittig ankörnen und mit der Ständerbohrmaschine 4.5mm Bohren. Die Positionen in Klammern habe ich weggelassen, wer eine besonders robuste Lösung sucht, kann hier ebenfalls nach eigenem Ermessen Verschraubungen vorsehen:
Kurzes Profil: 48,0; 136,0; 212,0
Langes Profil: 52,2; 263,0; 471,0; (590,0); 705,0; (814,5); (857,0); 945,5
Diese Löcher sollten möglichst genau ausgeführt werden.
Zwischendurch immer die Späne wegfegen, damit die Eloxierung nicht verkratzt.
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Jetzt von der anderen Seite her die 5mm weite Nut an den entsprechenden Positionen auf 8mm erweitern, und im gleichen Arbeitsgang das 4.5mm-Bohrloch darunter so tief einsenken, dass ein Blechschraubenkopf in der Senke einen in der Nut vorbeigeschobenen Nutenstein nicht behindert.


Zur exakten Positionierung gibt es einen Trick: Eine Holzplatte auf dem Bohrtisch fixieren, und mit dem eingespannten 4.5mm-Bohrer durchbohren.
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Dann den 8mm-Bohrer einspannen, und den 4.5mm-Bohrer mit der stumpfen Seite nach oben von unten durch die Holzplatte stecken, so dass er 3mm herausguckt.

Dann das Aluprofil mit der Rückseite an den vorgebohrten Löchern auf den Bohrerstummel stecken. Dann ist das vorgebohrte Loch genau unter dem Zentrum des Bohrers.

Bohrtiefenanschlag, Schutzbrille und Gehörschutz sind sinnvoll.
Dann noch am langen Profil die Löcher an den Positionen 705 und sofern vorhanden an 590 und 814,5 auf 5mm aufbohren.

Jetzt kommt der Teil, vor dem wahrscheinlich die meisten zurückschrecken:
Da die Mittelkonsole den Kanal der Zierleiste ein wenig einengt, muss hier ein Stück aus dem Profil herausgefräst werden. Ich habe das mit einer Oberfräse gemacht.
Dazu muss das Profil erstmal vernünftig fixiert werden. Um die Gleitfläche der Oberfräse nicht zu behindern, habe ich in meinen Werktisch 10mm von der Kante entfernt zwei 5mm-Löcher gebohrt. Durch diese werden Schrauben gesteckt, und das Profil mit der Nut nach unten mit Hilfe von Nutensteinen mit diesen Schrauben an den Werktisch geschraubt. Jetzt behindert keine Schraubzwinge das gleiten der Fräse!

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Einfache Befestigung mit Zwingen ist natürlich auch möglich. Ungefähr von Position 132,5 bis 442,5 wird jetzt auf der Seite, die später unten ist (lieber zweimal nachdenken! Ich durfte nach dem ersten Versuch von vorne anfangen) mit einem 45°-Fräser mit Anlaufrolle die Kante 9mm tief abgefräst, so dass die untere Rundung gerade noch erhalten bleibt. Am besten alles gut mit Spiritus kühlen, oder jemanden fragen, der sich mit sowas auskennt. Wenn die feinen Aluspäne mit dem Spiritusdampf auf die Funken im Motor des Staubsaugers treffen, besser nicht in der Nähe sein. Bei mir gab es keine besonderen Vorkommnisse.

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Jetzt sind die Aluleisten vorerst fertig. Mit einem Teppichmesser können vorsichtig alle möglicherweise entstandenen Grate entfernt werden.
Als nächstes nehmen wir uns die Fertigung von Unterlegscheiben vor. Für jedes Bohrloch brauchen wir eine 4mm-Starke Unterlegscheibe, quadratisch ist später robuster als rund. Deshalb aus dem 4mm Flachmaterial 8 ca. 15x15mm^2-Plättchen sägen und mittig mit einem 5mm-Loch versehen. Eines der Plättchen muss ein 5,5mm-Loch erhalten, das ist für die M5-Schraube an Position 705.
Jetzt für Position 705 am langen Profil und 136 am kurzen Profil noch zusätzlich runde Unterlegscheiben mit ca. 12mm Durchmesser fertigen, die für Position 705 mit 5,5mm Innendurchmesser.
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Die Unterlegscheiben werden jetzt mit Sekundenkleber auf die Rückseite des Nutenprofils an die Löcher geklebt, das erleichtert die Montage. An Position 136 am kurzen Profil kommt noch eine Runde Scheibe zusätzlich drauf, ebenso die mit 5,5mm Durchmesser an Position 705 des langen Profils. Wer an 857 ebenfalls gebohrt hat, braucht hier auch eine zusätzliche runde Scheibe.

Das kurze Nutenprofil wird jetzt rechts, das lange links mit einer Kappe abgeschlossen.

Wer inzwischen mitgedacht hat und für Position 705 die Nut weiter als 8mm aufgebohrt hat, damit die M5-Schraube durchpasst, der muss jetzt sein Leben lang mit einem hässlichen größeren Loch rumfahren. Hätte er nur bis zum Ende gelesen! Jetzt nehmen wir uns nämlich die M5-Schraube vor. Wir schrauben vier Muttern aufs Gewinde und kontern jeweils zwei gegeneinander. Dann spannen wir die Schraube mit dem Kopf nach unten in die Ständerbohrmaschine und lassen sie langsam laufen. Jetzt seitlich mit der Flex oder einer Feile so lange dran halten, bis der Kopf nur noch 8mm im Durchmesser hat. Dadurch können alle Löcher von vorne gleich groß sein. Hält trotzdem.

Einbau
So, jetzt ist alles bestens vorbereitet und kann eingebaut werden. Dazu die originalen Zierleisten abmontieren wie anderweitig, beispielsweise hier click.gif beschrieben. Dann an den entsprechenden Stellen die Schrauben lösen und das Profil mit „allen Schrauben gleichzeitig“ festschrauben, dabei kommt an Position 705 die speziell bearbeitete M5-Schraube zum Einsatz.
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Dem aufmerksamen Beobachter fällt auf, dass die Zierleiste nicht exakt gerade verläuft. Er wundert sich dann jedoch, wie sich doch alles passend hinbiegt.

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Ich habe im Vorfeld bereits hinter der Aluleiste ein Loch fürs Stromkabel des Navis gebohrt und das Kabel eingefädelt. Durch die 4mm Abstand der Leiste vom Hintergrund ist das recht einfach machbar. Hier sollte man natürlich eine grobe Ahnung haben, wo der Bohrer auf der anderen Seite rauskommt…
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Jetzt kommt noch der ästhetische Abschluss: Die Moosgummischnur. Über der Aluleiste sind jetzt ca. 7mm Spalt. In diesen pressen wir die Moosgummischnur, so dass diese bündig abschliesst.
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Ich habe hinter der Moosgummischnur noch das TMC-Antennenkabel verlegt, und dann den rest rechts unter die Seitenabdeckung versteckt. Rein physikalisch befindet sich die Antenne jetzt in einem Faradayschen Käfig (zwischen Aluleiste und teilweise Fahrzeugblech) innerhalb
eines Faradayschen Käfigs (Sharan). Trotzdem ist der Empfang noch einigermassen ok.
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Zuletzt kommen die Abschlusskappen rechts und links auf die Profile.
Es können beliebig Nutensteine in die Nut geschoben werden, um Sachen daran zu schrauben. In meinem Fall ein Schwanenhals- Navihalter für Schraubmontage von 1 2 3, den ich unten allerdings noch etwas absägen musste.
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Bei niedertourigem fahren vibriert das Navi jetzt leider ein bischen, ist aber erträglich.
In jedem Fall ist darauf zu achten, dass der Beifahrerairbag von den Anbauteilen nicht behindert wird. Nach meiner unfachmännischen Einschätzung sollte die Leiste alleine nicht stören, ich übernehme aber keinerlei Verantwortung für diese Aussage. Wenn sich hier jemand besser auskennt, oder vielleicht sogar weiss, wie die Airbags aufgepustet aussehen, würde ich mich über eine Info freuen.

Viel Spass beim nachbauen wünscht Euch
Trapper Christoph

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