Automatik-Getriebeprobleme und Automatik-Ölwechsel
Meine Automatik-Getriebeprobleme haben damit angefangen, daß das Getriebe morgens
beim rückwärts herausfahren aus der Garage normal funktionierte, dann aber beim
Vorwärtsfahren keinen Kraftschluss mehr hatte.
Gab man etwas mehr Gas, heulte der Motor auf und dann tat es einen gewaltigen Ruck und
der Kraftschluss war wieder da, man konnte auch im Standgas ca. 30 - 60 sek. warten,
dann ging die Fahrt auch weiter.
2 Monate später kam hinzu, daß beim Einlegen der Gänge es immer ziemlich ruckte, wobei
die Gänge vorher seidenweich und fast unmerklich hereingingen.
Hierzu gab es auch folgenden Beitrag :
Nach Murphys Gesetz kam natürlich auch noch hinzu, daß ich plötzlich Öl im Kühlwasser hatte.
Das Motoröl war allerdings völlig OK.
Ich tippte auf eine defekte Zylinder-Kopfdichtung, aber warum war dann kein Wasser im Motoröl ??
Zu guter letzt, wiederum ca. 1 Monat später beim starken Beschleunigen und sehr heißem Motor,
ruckte der ganze Antrieb und das Getriebe schaltete hin und her. Habe den Motor daraufhin
abgestellt und 5 min. gewartet und bin dann wieder weitergefahren. Das Getriebe blieb jetzt
im 2. oder 3. Gang und schaltete nicht mehr. Notlaufprogramm ???
Am nächsten Tag schaltete das Getriebe wieder einigermaßen normal, manchmal verlor es kurz
den Kraftschluss, wobei ich aber auch nur noch kurze Strecken und ganz piano gefahren bin.
Ich hatte mich schon mal nach einem Austausch-Getriebe, bzw. nach einer Werkstatt umgesehen,
die mein Automatikgetriebe überholen.
Aber die Preise bewegen sich da zwischen 1600 und 2000 EURO, bzw 4000 EURO für ein Neues !!
Also erstmal selber schauen was man machen kann.
Hier im Forum hatte ich gelesen, daß ein Getriebe-Ölwechsel schon etwas bringen würde.
So habe ich erstmal mit einem dünnen Schlauch etwas Öl (ca. 50 ml) über die Einfüllöffnung aus
dem Getriebe gesaugt und in einem Becher aufgefangen.
Es war eine grau-schwarze Suppe. Das original VW-Öl ist im Neuzustand fast klar etwas bräunlich
gefärbt.
Dieser Grauschleier in der schwarzen Suppe ließ mich vermuten, daß da vielleicht Wasser in das
Getriebe geraten sein könnte.
Zu Hause habe ich das Öl bei 100°C für eine halbe Stunde in den Backofen gestellt und wie vermutet
war der Grauschleier im Öl verschwunden - das Wasser war bei der hohen Temperatur verdampft.
**Woher konnte das Wasser kommen ? Da gab es nur eine Erklärung und die war gleichzeitig die
Erklärung für das Öl im Kühlwasser : Der Automatik-Ölkühler (siehe Bild) war undicht, es konnte
Kühlwasser in das Automatiköl gelangen und Automatiköl ins Kühlwasser.**
Ein befreundeter Kraftfahrzeugmeister vermutete, daß Dampfblasenbildung (durch das Wasser im Öl)
im Steuerteil des Getriebes, die Ursache für die Schaltprobleme im heißen Zustand sein könnte .
Eigentlich einleuchtend ! =D>
Meine Hoffnung das Getriebe nochmal retten zu können, stiegen wieder.
Ich bestellte mir folgende Ersatzteile mit VW-Ersatzteilnummern und Preisen :
096 409 061E Ölkühler Automatikgetriebe 136,00
G 052 162 A2 Automatiköl 4 Liter 47,20
01M 325 429 Ölsieb (Ölfilter) 19,00
01M 325 433 Dichtung Ölsieb 3,15
098 321 370 Dichtung Getriebeölwanne 26,40 alle Preise zzgl. MwSt.
+ 4 O-Ringe für den Ölkühler + Dichtscheibe für die Ölablassschraube + Reinigungstabletten für
Geschirrspülmaschinen
Froh gehts ans Werk.
Erstmal den Ölkühler erneuern. Kühlwasser ablassen.
Batterie und Batteriekasten abbauen, dabei das Getriebe von unten abstützen, da der Batteriekasten
gleichzeitig die Getriebeaufhängung ist.
Jetzt konnte man den Ölkühler zumindest erst mal sehen.
Der Ölkühler ist mit 2 Hohlschrauben oben auf das Getriebe geschraubt. Wasserschläuche ab und
Ölkühler abgeschraubt. Neuen Ölkühler mit den neuen O-Ringen eingesetzt.
Wasserschläuche wieder drauf.
Batteriekasten und Batterie wieder eingebaut.
Jetzt mußte erstmal das Öl aus dem Kühlwassersystem raus. Auch deshalb wichtig, weil die
Kühlwasserschläuche durch das Öl nach einiger Zeit weich werden, bzw. anfangen sich aufzulösen !
Dafür habe ich eine Reinigungstablette für Geschirrspülmaschinen (sind sehr gut fettlösend und
schäumen nicht) genommen, zu Pulver zerstampft und rein in den Ausgleichsbehälter.
Wasser aufgefüllt und den Motor mit voll aufgedrehter Heizung warm laufen lassen.
Das Wasser dann am unteren Kühlerschlauch wieder abgelassen und den Schlauch nicht wieder
angeschlossen. Nun bei laufendem Motor Wasser mit einem Gartenschlauch in den Ausgleichsbehälter
laufen lassen. Es lief unten am Kühler wieder heraus und spülte das Kühlsystem.
Bei dieser Prozedur ist es natürlich besser wenn man den Thermostat ebenfalls ausbaut, das ist
aber bei diesem Auto ein riesiger Aufwand und darum habe ich ihn drin gelassen.
Ölkühler gewechselt, Kühlsystem gereinigt, jetzt musste das alte Getriebeöl raus !
Ölablassschraube vom Getriebe herausdrehen, mit dem gleichen Inbusschlüssel das Ölkontrollröhrchen
herausschrauben (aber vorsichtig ist aus Plastik) damit das ÖL abfließen kann.
Die 5 Schrauben der Ölwanne lösen aber nicht heausdrehen. Jetzt die Ölwanne lockern, kann ja nicht
runterfallen, da die Schrauben noch drin sind. Wenn die Ölwanne lose ist, Schrauben entnehmen und
vorsichtig herunternehmen da immernoch Öl drin ist.
Das restliche Öl wegschütten und Ölwanne reinigen. Dabei das Magnetplättchen ebenfalls entnehmen
und reinigen.
**Jetzt sieht man erstmal was sich für eine Menge an schwarzem Schlamm unten in der Getriebeölwanne
angesammelt hat. Wenn VW hier von einer Lebenslang-Füllung spricht, ist das wirlich der größte Witz
(dazu unten mehr) !
**
Das Ölsieb vorsichtig abnehmen (ist nur mit dem Dichtring aufgesteckt) und das Öl so lange wie
möglich vom Getriebe abtropfen lassen, je mehr altes Öl herauskommt je besser.
Dichtflächen der Ölwanne am Getriebe reinigen.
Dichtring auf das neue Ölsieb aufstecken und Ölsieb wieder aufstecken (wird von der Ölwanne gegen
herausrutschen gesichert).
Neue Abstandhalter in die neue Ölwannen-Dichtung einsetzen und Ölwanne mit eingeschraubtem
Ölkontrollröhrchen wieder einsetzen.
Nun einen dünnen Schlauch (ich habe einen aus dem Aquariumzubehör genommen 12mm außen, 10mm innen,
ca. 1m lang) von oben im Motorraum nach unten zum Getriebe verlegen und in die Einfüllöffnung des
Getriebes stecken. Die Ölablassschraube ist immernoch draußen, Wanne unterstellen !
Einen kleinen Trichter oben auf den Schlauch stecken und ca. 2,5 - 3,5 Liter Getriebeöl auffüllen,
bis es anfängt unten aus der Ablassschraubenbohrung wieder herauszulaufen.
Ablassschraube mit neuem Dichtring einschrauben (nur leicht festziehen), Schlauch und Trichter
ruhig sitzen lassen.
Motor anlassen und alle Fahrstufen langsam durchschalten , Motor abstellen.
Ablassschraube wieder herausnehmen, es läuft etwas Öl aus dem KOntrollröhrchen heraus.
Noch etwas Öl auffüllen bis es wieder unten herausläuft. Ablassschraube wieder einsetzten (nur
leicht festziehen).
Jetzt einen Temperaturmesser (ich habe ein Multimeter mit Temperauturfühler genommen) durch die
Einfüllöffnung in das Getrieböl stecken, Motor anlassen und laufenlassen bis die
Getriebe-Öltemperatur zwischen 35 und 45°C ist.
Ölstandkontrolle muß bei dieser Temperatur durchgeführt werden !!
Motor abstellen und bei waagerecht stehendem Fahrzeug nochmal die Ablassschraube herausdrehen.
Wenn etwas Öl herausläuft und es stetig weiter tropft ist der Ölstand OK, sollte aber nur das
Öl was sich im Kontrollröhrchen gesammelt hat herauslaufen und dann nicht weiter tropfen, noch
etwas Öl nachfüllen bis es unten herausläuft.
Ablassschraube festziehen - fertig.
Bei so einem Ölwechsel bekommt man ungefähr 3 Liter altes Öl heraus, was ungefähr der Hälfte der
Gesamtölmenge im Getriebe entspricht.
Operation gelungen - Patient lebt wieder HUURRAAHH !!!
Nach ca. 20 - 30 km (das frische Öl mußte wohl erst überall hingespült werden, bzw. der Dreck weggespült werden)
verhält sich das Getriebe wieder einwandfrei. Alle oben beschriebenen Symtome sind wie weggeblasen.
In meinem Fall mit dem Wasser im Getrieböl werde ich das Öl nach ca. 200km nochmal wechseln.
Die Ölwanne werde ich dazu nochmals abnehmen und reinigen, weil ich davon ausgehe, daß sich noch
einiges an Schlamm im Getriebe befindet.
**Wenn man diese Menge an Schlamm in der Ölwanne gesehen hat (und das hat nichts mit dem Wasser im
Öl zu tuen) kann man wirklich nicht verstehen, warum VW keinen Ölwechsel des Getriebes vorschreibt,
zumal es wirklich viele Fahrzeuge mit defektem Automatikgetriebe gibt !!!
Ich kann nur jedem empfehlen, ab einer Laufleistung von 100.000 km einen Ölwechsel des Automatik-
getriebeöls zu machen.
Ein Abnehmen und eine Reinigung der Ölwanne ist aber auf jeden Fall erforderlich, da man so auch
gleich den Filter mit ersetzen kann und weil die Ablassschraube nicht an der tiefsten Stelle der
Ölwanne sitzt und so auch der Schlamm nicht durch die Ablassschraube herauszubekommen ist.
Das Getriebe wird es mit guten Fahrleistungen danken. =D> =D> =D>
Wer sein Öl nicht auf bloßen Verdacht hin wechseln möchte, kann, wie ich, mit einem Schlauch eine kleine Probe nehmen.
Sollte es eine schwarze Suppe sein, die da zum Vorschein kommt, ist ein Ölwechsel unbedingt zu empfehlen.**
Die Materialkosten für einen Ölwechsel mit Filter betragen 114,00 EURO,
ein Getriebeschaden kostet ca. 1600 - 2000 EURO zzgl. Arbeitslohn.
Einen guten Beitrag zum Thema Lebenslang-Ölfüllung habe ich noch im Passat-Forum gefunden.
**Ist doch nun etwas länger geworden, aber ich hoffe ich konnte euch mit diesem Beitrag etwas helfen.
Beste Grüße
Ralf**
Bei Fragen bitte PN oder Email an mich.