Gängigmachen des Scheibenwischergestänges (Vorne)
Der Ersatz bzw. die Reparatur des Scheibenwischergestänges gehört zu den häufigsten Mängeln beim SGA. Ein Großteil der Fahrzeuge hat früher oder später dieses Problem.
1. Ursache und Diagnose:
Ursache: Wenn sich das Scheibenwischergestänge nicht mehr bewegt, liegt das meistens an der Schwergängigkeit der Gestängeachsen. Die beiden Scheibenwischerachsen laufen in jeweils zwei Bronzebuchsen, die vorne und hinten in die Bohrung eines Alu-Legierungs-Gussstückes eingepresst wurden. Die Schwergängigkeit wird vermutlich davon hervorgerufen, dass sich im Inneren des Gussteils, also zwischen den beiden Bronzebuchsen, ein Oxid bildet - ich nehme an, dass die Scheibenwischerflüssigkeit oder irgend ein anderes Mittel den Guss angreift. Dieses Oxyd ist extrem hart. Wenn es vom Aluguss abplatzt, gelangt es zwischen die Bronzebuchse und die Scheibenwischerachse und verursacht so eine extreme Reibung. Fast alle, die das Gestänge bereits repariert haben, berichten, dass sie sehr viel Aluoxid entfernt haben. Ein neues Gestänge kostet etwa EUR 270.-, der Arbeitswert wird für den Wechsel mit etwa 2 Std. angegeben.
Diagnose: Entweder die Wischer bewegen sich gar nicht mehr oder man bemerkt es, bevor es zu spät ist und die Wischer in einer eventuell ungünstigen Situation (z.B. im Regen auf der Autobahn) ihren Dienst quittieren. Sollte man den Verdacht haben, dass eine Schwergängigkeit der Gestänges vorliegt, dann kann man dieses wie nachfolgend beschreiben testen: Man klappt die Wischer von der Windschutzscheibe weg und lässt sie ca. zwei Minuten auf höchster Geschwindigkeit laufen. Dann überprüft man, ob mind. eine der Wischerachsen wärmer ist als der Rest des umliegenden Metalls. Die erhöhte Temperatur entsteht durch die hohe Reibung zwischen Achse und Buchse. Im Schadensfall funktioniert das Temperaturtesten durch „Handauflegen“, also mit der Hand die Temperatur fühlen, recht gut.
2. Scheibenwischergestänge ausbauen
Wasserkasten abbauen. Dazu drei Schrauben losdrehen
Hier ein Warnhinweis von Hannah01:
Unter den beiden äußeren Schrauben mit denen das Wischergestänge an der Karosserie festgeschraubt ist waren bei mir Unterlegscheiben, welche, wenn man mit ihnen nicht rechnet, sofort im Motorraum verschwinden sobald man die Schrauben raus hat und das Gestänge auch nur ein wenig bewegt.
Weiter Richtung Ende des Beitrags steht noch ein Hinweis von Blackout, der für Galaxy-Besitzer noch einen Hinweis hat.
Linke Schraube Abdeckung:
Mittlere Schraube Abdeckung:
Rechte Schraube Abdeckung:
Abdeckung nach links herausziehen. Position Schrauben: Blau: Abdeckung. Grün: Gestänge. Gelb: Grüße von „unserem“ Marder. Ansicht nach Entfernung Abdeckung:
Wischerposition markieren, damit die Ruhestellung nach dem Einbau wieder stimmt.
Die Markierung der Wischerposition habe ich mit Isolierband auf der Windschutzscheibe gemacht
Wischerarme demontieren (Muttern lösen und Arm durch Hin- und Her bewegen abziehen). Achtung, vor dem Abziehen die Wischerarme von der Scheibe wegklappen, da sie sonst unter mechanischer Spannung stehen und das Abziehen daher schwer bis unmöglich ist.
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Motorstecker abziehen
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Die Befestigungsschrauben des Gestänges lösen und Gestänge hervorziehen, hierzu ist eventuell der Deckel des Luftfilterkastens abzunehmen, damit das Gestänge raus geht.
Linke Schraube Gestänge. Die schwarze Kunststoffabdeckung, die etwas stört, war bei mir nur festgeclipst und hat sich rechts von selber gelöst.
Rechte Schraube Gestänge
Mittlere Schraube Gestänge
SGA1 TDI´S den Tempschalter für den Zuheizer ausklipsen.
Bei den TDIs ab dem Facelift ist der Temperatursensor für den Zuheizer an das Wischergestänge angeclipst. Um die schwarze Plastikabdeckung auf der rechten Seite zu lösen, muss eine Lasche nach oben gezogen werden und dabei die Plastikabdeckung nach hinten gedrückt werden. Die Lasche zeigt nach hinten. Man muss die schwarze Plastikabdeckung quasi umgreifen, um die Lasche anheben zu können.
Die schwarze Lasche in der Mitte anheben
Jetzt ist auch Zeit den Pollenfilter austauschen (sonst vergisst man das nachher)
Sicherungsring (Sprengring) an den Scheibenwischerachsen entfernen. Vorsicht beim Abdrücken des Rings, er fliegt schnell weg, sobald er fast ab ist, das Ding steht unter mechanischer Spannung!
- Scheibe und dünne Gummidichtung (darunterliegend) entfernen.
3. Achsen aus den Buchsen entfernen:
Achtung: Man sollte die beiden Achsen nicht vertauschen, da die Ausleger unterschiedlich lang sind und es dann beim Zusammenbau Probleme gibt, wenn die Achsen vertauscht wurden. Am besten vorher markieren, welche wohin gehört.
Dank an konnieobelix für diesen Tipp.
Jetzt versuchen, die Achse aus der Führung zu drücken, am besten mit Helfer (Gestänge bewegen und Achse dabei rausdrücken). Mit Hammerschlägen ist wohl schon oft die Buchse kaputt gehauen worden). Sollte die Achse sehr festsitzen, hilft oftmals Erhitzen der Buchse am besten.
Durch gründliche Erhitzung der Buchse mit einer Lötlampe oder einem Brenner (bei mir so ein Gasbrenner, mit dem man Unkraut vernichtet) und Drehen der Achse in der Endphase, löst man eine festgefressene Achse ohne Beschädigung.
Aber Achtung: Der Plastikschutz könnte bei zu starker bzw. unaufmerksamer Erhitzung beschädigt oder gar komplett vernichtet werden, also vorsichtig mit der Wärme!
Viele User haben in der Vergangenheit auch mit einem Abzieher die Achse aus der Buchse gezogen. Da es keinen guten Platz zum Ansetzen des Abziehers gibt, gestaltet sich das schwierig. Wer einen geeigneten Abzieher hat, sollte trotzdem auf das Erhitzen der Buchse nicht verzichten.
Hier die Bilder von Manfred wie man einen Abzieher ansetzten kann.
4. Achse und Buchsen sorgfältig reinigen und einfetten
Wenn die Achse draußen ist, alles säubern (Nach Möglichkeit nicht mit Schleifpapier arbeiten oder nur mit sehr feinem!!)
Bohrung mit einer Bronzebuchse (auf der entgegengesetzten Seite der Bohrung gibt es noch eine), darunter sieht man die Bohrung im Guss (schon gesäubert). Nach dem Öffnen war die Oxidschicht gleichauf mit den Bronzebuchsen. Der Kratzer in der Buchse… naja, etwas unvorsichtig gewesen.
Entfernen der Rückstände in der Bohrung. Dremel erst einschalten wenn sich die Bürste zwischen den beiden Bronzebuchsen befindet.
Linke Achse (Schäden offenbar verursacht von der Oxidschicht, teilweise Abrieb von 1,5mm Tiefe!!!).
Rechte Achse. Meiner Meinung nach Fabrikationsfehler (nicht gereinigt, zu sehr erhitzt, keine Ahnung) - die Verchromung löst sich im Bereich der unteren Bronzebuchse einfach ab. Achse war trotz Schadens noch relativ leichtgängig.
Alles schön einfetten (MOS2-Fett) und in umgekehrter Reihenfolge wieder zusammen- und einbauen.
5. Vorbeugen:
Was kann man unternehmen, um dem Festfressen vorzubeugen? Um nicht ca. alle 3 Jahre das Gestänge demontieren und neu fetten zu müssen, besteht die Möglichkeit, einen Schmiernippel in die Lagerbuchse einzubauen.
Hier die Anleitungen dazu:
Wenn die Achsen ausgebaut sind, wird in das Gehäuse ein kleines 4-5mm Loch gebohrt.
Danach kann man die Schmiernippel einschrauben. Da das Gehäuse aus Aluminium ist, geht das leicht .
Hier ein Bild von Gerhard
Hier ein Bild von Artist
Dann einmal jährlich mit einer Fettpresse neues Fett einpressen, bis es oben und unten leicht rausdrückt.
Hier noch ein Tipp von Olaf_HH:
Wenn man schon alles raus und auseinander hat, sollte man die Kugelkopfverbindungen des Gestänges, besonders die, die mit der Öffnung nach oben zeigen (bei meinem Galaxy die Beifahrerseite) reinigen und neu und ausreichend fetten. Hatte das Problem, dass bei einem Gelenk die Kugel durch eingedrungenes Wasser anfing zu rosten und den Kunststoff der Buchse komplett weggeschliffen hat, so dass die Stange einfach von der Kugel gefallen ist. Leider gibt es die einzelnen Stangen nicht einzeln als Ersatzteile. Vielleicht sollte man aufgrund der doch sehr teuren Reparaturkosten die Kugelgelenke mal prüfen und ggf. reinigen und sehr gut fetten.
Und sollte der Reparatur kein Erfolg bringen und doch ein neues Gestänge verbaut werden müssen, hier noch ein Hinweis von Hu Cky. Er hatte das Problem, dass der Weg der Scheibenwischer nicht sauber einstellbar waren.
Schuldiger war der Kniehebel, der vom Scheibenwischermotor den rechten Scheibenwischer antreibt.
Beim Gestänge 7M3 955 023 A ist dieser 5° (ca. 1cm) stärker gekröpft als beim Gestänge 7M3 955 603 D.
Dies bewirkt eine völlig andere Übersetzung des Wischerhebels.
Leider war auch bei VW kein Hinweis darauf zu finden.
Also Kniehebel umgebaut und ausprobiert: klappt!
Fazit: Beim Gestänge 7M3 955 023 A muss der Kniehebel mitgewechselt werden.
Siehe auch
Hinweis von Blackout:
Die Anleitung trifft für den Galaxy WGR Facelift nicht genau zu, was zu unnötiger/umständlicherer Arbeit führt.
Bei dem Galaxy ist die obere Plastikabdeckung größer. Daher sollte sie als erstes entfernt werden. Also, die Wischerarme zuerst und dann direkt die obere Abdeckung.
Ich bin nach der Anleitung hier vorgegangen, deswegen bin mir nicht sicher, ob der Wasserkasten überhaupt raus muss, aber da ich ihn als erstes ausgebaut hatte, war er schon draußen.
Meine Vermutung ist, dass bei diesem Modell nur die Arme und obere Abdeckung raus müssen. Dann kann man das Gestänge direkt ausbauen, anstatt mit dem Wasserkasten, Luftfilter etc. anzufangen.
Den Tipp mit dem Anwärmen der Buchsen zum Rausziehen der Wellen finde ich nicht gut, ohne den Hinweis, dass in der Buchse der Plastikschutz dadurch kaputtgeht (danke, habe ich weiter oben ergänzt - Meschi). Aus dem Grund, dass ich die erste Welle ziemlich einfach rausgezogen habe (war beweglich), hatte ich das gesehen und bei der zweiten, wo es richtig schwer war (saß ganz fest), nicht angewendet.
Ich hatte keinen Abzieher, deswegen habe ich mir Hilfe in der Form zwei Schraubzwingen und paar Holzlatten gebastelt, damit ich druck ausüben konnte. Die Lasche an der Welle unten hat die Form einer Mutter und kann mit einem normalen Gabelschlüssel gedreht werden.
Somit: (Druck von oben + WD-40 von innen + hin- und herdrehen von außen) + etwas Geduld = Erfolg
Für die Schmierung beim Zusammenbau habe ich Kupferpaste genommen, da ich dies bereits bei dem BMW an dem Heckwischer gemacht habe (dort ist das gleiche Problem ziemlich bekannt) und dies schon eine ganze Weile hält.
Wenn man mit der Reparatur des Gestänge zu lange wartet, passiert unter Umständen, was Thwfrank beschreibt:
Als erstes hier ein Bild von den beiden Seiten eines ca. 9 Jahren alten Motors!
Bei mir blieben die Wischer ohne Vorankündigung einfach stehen! Ebenfalls machte der Wischermotor ein lautes Geräusch.
Das Gestänge wurde nach der Anleitung hier aus der KB vor einiger Zeit repariert.
Nach Demontage des Steuergerätes und des Getriebedeckels kam folgendes zum Vorschein.
Deutlich ist der Kunststoffbrei zu sehen !
Nach weiterer Zerlegung kam die defekte Welle zum Vorschein.
Deutlich sieht man hier wo das Getriebe gefressen hat. Zu meiner Überraschung war der Kunststoff sehr weich!
Da der Wischermotor ja mit dem STG nach unten eingebaut wird und der Wasserfangkasten darunter liegt ist bei einem Wassereintritt im Beifahrerfußraum durch die verstopften Öffnungen damit zu rechnen, dass der Wischermotor ebenfalls geflutet wird.
Hier ist das zerlegte Steuergerät zu sehen!
Ich denke, dass man eventuell, wenn man eh das Gestänge kontrolliert, den Motor demontiert und das Getriebe säubert und neu fettet! Aber Vorsicht die Welle geht etwas schwer raus.
Einbau- und Justierhinweise für den neuen Motor oder einen gebrauchten gibt es hier im Forum!
Zum Abschluß hier noch die Bilder von einem neuen Motor
Überarbeitung
Dieser Beitrag enthält mittlerweile nicht nur meine Erfahrungen, sondern auch die unserer User Jo, Jesaiah, Thwfrank, Manfred, Olaf_HH, Hu-Cky, Gerhard und Artist. Danke an die „Fremdautoren“ für die freundliche Genehmigung für die Einarbeitung ihrer Beiträge in den Gesamtbeitrag!!
Hier ein Beitrag von @Rabbit der das Gestänge gereinigt und gefettet hat OHNE Ausbau .
Hallo Wischergestänge Geschädigte,
ich habe heute im Wasserkasten unter den Laufbuchsen der Scheibenwischer auf beiden Seiten eine getrocknete Rostspur entdeckt.
Ich kenne das Problem hatte aber keine Lust zum kompletten Aus- und Abbau.
Also habe ich beide Arme abgebaut, den Seegerring nebst U-Scheibe und O-Dichtring darunter entfernt.
Dann versucht mit (aufgeschraubter Mutter) die Achse aus der Buchse zu drücken, ging natürlich nicht.
Also WD 40 auf die Achse (bzw. auf den Spalt vom entfernten O-Dichtring) und Scheibenwischer angestellt.
Nach kurzer Laufzeit von oben auf die Achse gedrückt ( Scheibenwischer an !) und siehe da die Achse wandert langsam unter Druck nach unten.
Noch mal WD 40 drauf gesprüht und schon beginnt die Achsen zu rutschen immer mehr nach unten, man konnte unten an der Buchse sogar die Roststellen auf der Achse sehen.
Also ein paar mal mit WD 40 Achse mit laufendem Scheibenwischer runter drücken und abgeschaltet an der aufgeschraubten Mutter wieder hoch hebeln.
Auf der Fahrerseite war die Achse auf ein mal so leichtgängig das diese von alleine durch die Schwerkraft nach unten gerutscht ist.
Jetzt Molykote Fett ( das dunkle mit Graphit für Notlaufeigenschaften) in die Buchse wenn Achse unten ist spritzen und dann Achse von unten auch mit Molykote einpinseln.
Noch ein paar mal den Scheibenwischer laufen lassen, eventuell das Molykote mit WD 40 flüssiger machen.
Dann O-Dichtring und U-Scheibe und Seegerring wieder drauf und Wischerarme montieren.
Mit etwas Übung können beide Buchsen in 15-20 Minuten überholt sein ( OHNE ! AUSBAU von irgendwas im Motorraum).
ALLES von oben mit manchmal geöffneter Motorhaube.
Falls OK kann man die Anleitung in den jährlichen Wartungsplan mit aufnehmen.
(Bilder konnte ich mit den fettigen Fingern leider nicht machen)
Gruß
Rabbit
Hier findet Ihr Beiträge welche das Reparieren von einer defekten Lagerschale vom Gestänge beschreiben.
** Beitrag von VR6GHIA :**
Beitrag von ISO : www.sgaf.de/content/alternative-reparaturmethode-fuer-ausgeleierte-kunststoff-lagerbuchsen-sga-wischergestaenges
Den beiden an dieser Stelle unseren Dank für die Erarbeitung der Beiträge.