Wechsel Radlager hinten SGA 1

Wechsel Radlager hinten SGA 1

ACHTUNG: Der Wechsel vom Radlager ist relativ aufwändig. Es wird neben umfangreicher Werkzeugausstattung auch Spezialwerkzeug benötigt. Natürlich ist auch bei dieser Arbeit auf absolute Sorgfalt zu achten!

Defekt erkennen :

Wenn ihr hinten ein wuppern hört, welches in Kurven lauter wird und etwas an eine Straßenbahn erinnert, ist das Radlager defekt. Hier könnt ihr ein defektes Radlager sehen und hören.
www.youtube.com/watch?v=FWxTEfbyOo4

Benötigte Teile:

Neuer Radlagersatz: 7M3 598 625 (beinhaltet Radlager, Sicherungsring, neue Schraube inkl. selbstsichernder Mutter) 120,- €
Der Durchmesser des Radlagers beträgt 80,0 mm außen und 43,0 mm innen.

Auspresswerkzeug für Radlager. Ich habe mir dieses Werkzeug besorgt. Das Set kann gegen Pfand bei mir geliehen werden. Den Abzieher und die beiden Sprays hatte ich schon.

Ausbau des alten Lagers:

Zuerst die Radschrauben leicht lösen und den SGA sicher aufbocken. Danach das Rad abnehmen.

Als nächstes den Bremssattel demontieren und sicher an einer Stelle aufhängen. 13er Schlüssel zum Lösen und 15er zum Gegenhalten.

Danach die Bremsklötze abnehmen und den Bremsenträger mit 19er Stecknuss demontieren. Ist der Träger weg, die Sicherungsschraube M10 der Bremsscheibe entfernen und diese abnehmen.

Dann seht Ihr die Radnabe und die Zentralschraube vor Euch .

Nun den ABS-Sensor demontieren. Das muss sein, denn sonst besteht Gefahr, dass das Ausdrückwerkzeug den Sensor beschädigt. Die Schraube M6 lösen und den Sensor vorsichtig hin- und herdrehen. Er sitzt eventuell etwas fester. Nach der Demontage mittels Draht weghängen.

Falls sich der ABS-Sensor nicht rühren will und die Gefahr besteht, ihn schon beim Ausbauen zu beschädigen, dann kann er im Grunde auch an Ort und Stelle bleiben. Wenn man vorsichtig arbeitet, dann besteht keine grundsätzliche Gefahr für den Sensor beim Ausdrücken des Lagers.

Nun müsst Ihr die Zentralschraube 24er Stecknuss lösen. Da diese mit sehr hohem Drehmoment angezogen wird, ist dies nicht so einfach. Einige gaben den Tipp, die Schraube zu lösen, wenn der SGA noch auf den Rädern steht. Dies ist aber fast unmöglich, da wenig Platz ist mit einem langen Hebel.

Ich habe zwei lange, stabile Rohre genommen und vorne das Rohr auf dem Boden gegengehalten und hinten unterm Auto die Mutter gelöst.

Mit dem Hebel ging das spielend leicht.

Wenn die Mutter gelöst ist, könnt ihr mit einer normalen Ratsche weitermachen, vorne aber trotzdem weiter gegenhalten mit der Verlängerung. Ist einfacher.

Wenn die Schraube raus ist, hinten den ABS Sensorring entfernen.

Hier der ABS Sensorring. Er ist sehr stabil gebaut.

Hier der Blick von hinten auf das Radlager.

Nun geht es daran, die Radnabe auszudrücken. Dazu liegen dem Werkzeugsatz drei Schrauben bei, welche in die Aufnahmen der Radschrauben kommen.

ACHTUNG: Alle Gewinde des Werkzeugsatzes sind vor jedem Arbeitsgang zu fetten.
Ich habe Hochtemperatursprühfett genommen.

Werden die drei Schrauben eingedreht, drücken sie sich am Ende gegen das Radlagergehäuse und pressen so die Nabe nach außen.
So die Theorie.
Leider haben unsere SGA so ein dickes Gehäuse, dass die Schrauben sich, bevor sie am Ende andrücken, das Gewinde am Lagergehäuse zerstören.

Entsprechend muss unterbaut werden. Dazu aber bitte nur stabile Metallteile nehmen, da es doch Kraft braucht, die Nabe auszudrücken.

Hier auf dem Bild ist unter der unteren Schraube deutlich die Metallplatten zu sehen, welche ich unter die Bleche gelegt habe.
Diese Erhöhungen haben ausgereicht.
Alle drei Schrauben nun soweit von Hand eindrehen, dass sie auf Spannung sitzen.

Nun mit einer 19er Nuss und Ratsche, abwechselnd die Schrauben immer 1/4 Umdrehung festziehen. Dabei drückt sich die Nabe langsam raus. Aber immer jede Schraube gleich und die Reihenfolge einhalten, sonst geht die Nabe schief und beschädigt sich.

Bei dieser Methode wird das alte Lager zerstört.
Das Lager hat zwei Ringe. Der erste bleibt an der Nabe hängen und drückt sich über seine Kugeln nach außen.
Auf dem Bild leider zu sehen, dass ein Unterbau nicht gereicht hat. Da musste ich das Gewinde einer Schraube nachbearbeiten.

Hier die ausgedrückte Nabe mit dem Rest vom Lager.

Der Rest vom Lager muss mittels Abzieher abgezogen werden.
Also ab damit in den Schraubstock. Das Loch in der Nabe mit Platten abdecken, den Abzieher ansetzen und den Lagerring abziehen.

Da in der Mitte ja das Loch ist, können wir die Nabe nicht komplett so abziehen. Eine 30er Stecknuss passt genau auf den Ring der Nabe. Auf die Nuss wieder die Platten und mit dem Abzieher den Rest bewältigen.

So und fertig. Der Ring ist ab. Die Nabe nun schön sauber machen und beiseite legen.

Das Radlager wird mit einem Sprengring gesichert. Für diesen braucht Ihr eine vernünftige Zange.

ACHTUNG: BITTE nicht versuchen, wie bei kleinen Ringen, mit einem Schraubendreher etc. Ring zu entfernen. Wenn der wegfliegt und ihr den abbekommt, kann das übel ausgehen.

Wenn der Ring weg ist, könnt ihr den Kugelträger vom alten Lager so rausnehmen. Den Rest vom Lager sauber machen.

Nun vom Radlagerwerkzeug die passenden Teile ermitteln. Zum einen eine passende große Hülse, wo das Lager reingepresst wird. Diese Hülse muss sich auf dem Gehäuse abstützen.

Ebenso eine passende Platte aus dem Satz nehmen, welche den äußeren Rand vom Lager nicht überschreitet. Das ist wichtig, weil diese Platte durch das Gehäuse gezogen wird und dabei das Lager in die Hülse drückt.

Der freie Durchmesser im Achslenker, durch den das Lager hinausgepresst werden muss beträgt 72 mm. Die Druckplatte muss also etwas kleiner sein. Der genaue Durchmesser ist dabei gar nicht weiter von Belang, da es ohnehin nicht möglich ist, das Radlager am Lagergehäuse selbst auszupressen. Das Lagergehäuse wird im eingebauten Zustand hinten vollständig verdeckt. Aufgrund der Konstruktion des Radlagers ist es aber auch ohne weiteres möglich, das Lager über die Innenschale auszupressen.

Hier wieder der Tipp, alles gut zu fetten. Nichts ist schlimmer, als gefressene Schrauben.

Hier die Sicht auf die Hülse, wie sie sich auf das Gehäuse drückt.

Und hier die Ansicht von hinten auf die Platte, die das Lager ausdrückt.

So sollte das dann aussehen.

Zum Gegenhalten habe ich hinten eine Ratsche mit einer 32er Nuss und langem Rohr genommen, welches sich auf dem Boden abstützt.

Vorne mit einem 32er Ringschlüssel nun festziehen.
Wenn der Punkt gekommen ist (sehr schwer) knackt das Lager einmal laut. Dabei denkt man, das Auto fällt auseinander, ist aber nur das Lösen des Lagers!

Danach ist der Rest einfacher.
Immer weiter festziehen, dabei zieht sich die hintere Platte durch das Gehäuse.

Hier ist das alte Lager an seinem Platz. Nun alles wieder zurückschrauben und das Lager entnehmen.

Hier das Gehäuse, dies schön sauber machen, besonders der hintere Steg, da drückt sich das neue Lager an.
Auch die Nut, wo der Sicherungsring eingesetzt wird, nicht vergessen!

Das alte Lager.

EINBAU vom neuem Lager:

Vor dem Einbau des neuen Lagers muss das Gehäuse leicht gefettet werden, damit das neue Lager leichter eingepresst werden kann.

Ich habe dafür Universal Temperaturfett von VW verwendet.

Nun vom Werkzeugsatz den passenden Adapter für hinten suchen. Dieser muss die gleiche Größe haben wie das Radlagergehäuse.

Ebenso den passenden Adapter für das Lager suchen.

ACHTUNG, das Lager darf beim Eindrücken nicht über den inneren Ring gedrückt werden. Dadurch wird das Lager zerstört.

Jetzt kommt was?

RICHTIG! Die Gewindestange vom Werkzeugsatz fetten nicht vergessen!
Die Platte für hinten aufschieben und von hinten durch die Öffnung im Gehäuse schieben.

Vorne das neue Lager leicht in das Gehäuse einsetzten .

Dann die andere Platte aufschieben und die Distanzscheiben mit der Mutter aufschrauben. Alles handfest anziehen und nochmals auf richtigen Sitz aller Teile achten.

Nun wieder hinten mit langem Rohr und Ratsche gegenhalten und vorne wieder mit einem 32er Ringschlüssel festziehen.
Dabei drückt ihr das neue Lager ins Gehäuse.

Da meine Platte so passend war, konnte ich das Lager komplett einpressen. Es gibt aber auch Sätze, wo diese Platte größer ist, dann müsst ihr für die letzten Zentimeter das alte Lager dazwischenlegen.

Ideal wären hier 79,5 mm, da das Radlager selbst 80,0 mm hat und der Rand des Lagergehäuses recht schmal ist. Alternativ kann man aber auch am Anfang die Druckplatte nehmen, die sich am besten auf dem Radlagergehäuse aufliegt (und die dann etwas größer ist als 80, 0 mm) und nur für die letzten Millimeter, wenn das Radlager im Achslenker verschwindet, eine entsprechend kleinere.

Hier das fertig eingepresste Lager.

Vorne

Hinten

Danach den Sicherungsring mit der passenden Zange einsetzen. Bitte darauf achten, dass der Ring überall in der Nut sitzt.

Für das Einpressen der Radnabe müsst Ihr wieder passende Adapterplatten suchen.
Hier die Platte für hinten. Wichtig: Diese drückt sich auf den inneren Ring.

Vor dem Einpressen auch hier etwas Fett auf beide Ringe geben. (VW verwendet Molykotefett N 052 723 00)

Nun wieder die Gewindestange fetten und mit der kleinen Platte einsetzten. Dabei die Platte so platzieren, dass sie auf dem inneren Ring sitzt.

Vorne die Nabe etwas eindrücken, die andere Platte und die anderen Teile aufschrauben. Wenn alles handfest angezogen ist, nochmals kontrollieren, ob alles richtig sitzt. Dann wieder hinten gegenhalten und festziehen.

Hier ein kleiner Eindruck vom einpressen der Nabe.

www.youtube.com/watch?v=2_SExVzPmKw

So fertig, Nabe ist ganz drin!

Danach Rückbau vom Werkzeug, dann sollte es so aussehen.

Nun der ABS Sensor.

Die Zentralschraube wird mit 200 Nm angezogen. Viel sagen, dass man sie etwas anziehen soll und nach der Montage vom Rad, auf 200 Nm bringen soll. Aber da man am hinteren Lager nur die Mutter festziehen darf, ist dies aufgrund des Platzmangels, fast unmöglich.

Mit langem Rohr vorne als Gegenhalter geht es auch bei angehobenem SGA.

Wenn die 200 Nm erreicht sind, war es das!
Dann noch den Rest (Bremsscheibe (10 Nm), Träger (110 Nm), Bremssattel und Rad) montieren und sich über einen, wieder ruhigen, SGA freuen.

Wie immer der Hinweis:
Weder das SGAF, noch ich, haften für Schäden durch unsachgemäßes Arbeiten!

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