Wechsel ABS-Drehzahlsensor

Bei wem die ABS-Kontrollleuchte auf Dauerbetrieb steht, der hat meistens ein Problem mit dem ABS… :lol:
In vielen Fällen hat sich ein Drehzahlsensor verabschiedet.
Das Steuergerät erhält nicht mehr 4 (fast) identische Signale, sondern nur noch 3.
Also schaltet es sich ab.
Der SGA bremst noch nach wie vor, aber er bremst ohne ABS.
Bei Fahrzeugen mit ESP wird dieses dann auch gleich mit abgeschaltet.

Um herauszufinden, welcher Sensor auf den Schrott gehört, kann man mit
einem Messgerät bei jedem Sensor den Widerstand messen, oder man kennt
jemand freundliches der mit einen Laptop und VAG-COM mal eben den Fehlerspeicher ausliest.
Dazu braucht man nicht mit angeschlossenem Laptop durch die Gegend fahren.
Ist der Sensor defekt, wird einem das sofort nach Einschalten der Zündung im Diagnoseprogramm angezeigt.
Also:
Diagnoseinterface anschließen, Programm starten, Zündung einschalten, Bremsendiagnose aufrufen, lesen welcher Sensor defekt ist.

Lange Vorrede, jetzt gehts ans Wechseln.
Man braucht:

  • Wagenheber

  • 6er Inbus (Innensechskantschlüssel)

  • Zange

  • Dremel oder ähnliches Gerät

  • Hammer und alten Schraubendreher bzw. Stechbeitel

  • Drahtbürste

  • Last but not Least: Einen neuen Drehzahlsensor. Für meinen 99er Galaxy ist es der 7M0 927 807 C

Zuerst wird der Wagen aufgebockt und der Reifen demontiert.
Für die bessere Zugänglichkeit sollte man die Lenkung voll einschlagen.

Leider benötigt man in vielen Fällen sehr viel Überzeugungsarbeit, um den Sensor auszubauen. Mitunter rostet das Radlagergehäuse so stark, dass der Geber zerquetscht wird. Dann hilft auch eine Woche langes einsprühen mit Rostlöser nicht. Allein schon durch Wasser, Dreck und Bremensstaub setzt sich der Zwischenraum zwischen Radlagergehäuse und Sensor zu. Dann hilft nach dem Lösen der Befestigungsschraube nur, dem Sensor den Kopf abzusägen den Rest auszubohren. Der Sensor ist eh im Eimer, also macht es da nix wenn man ihn zerstückelt… Wenn tot, dann richtig… :mrgreen:

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Die Schraube dreht man wieder ins Gewinde.
Jetzt muss man nämlich die Reste ausbohren und dabei wird eine Wicklung im Rest des
Sensors aufgedröselt und es fliegen eine Menge Drahtfetzen umher.
Zum ausbohren nimmt man am besten einen Dremel.
Der ist klein und handlich und bestens für solche Arbeiten geeignet.

Beim bohren aufpassen!

Irgendwann ist man durch den Sensor durch.
Nicht zu tief bohren, sonst beschädigt man das Signalrad (Inkrementenrad).

Ich habe den Sensor einmal lang am Rand durchbohrt und dann wie mit einer Fräse versucht ihn auszufräsen.
Es stinkt, aber das macht nix.
Irgendwann kann man die Reste mit einer Zange packen und raus ziehen.

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Jetzt noch schnell die Fassung sauber gemacht, neuer Sensor aufgesteckt,
Schraube angezogen, Stecker rein, Rad wieder aufziehen und Auto runterlassen.
Wer jetzt die Zündung einschaltet wird zuerst enttäuscht sein.
Seine ABS-Lampe wird immer noch leuchten.
Bei mir ging sie nach ein paar Metern fahren aus uns hat sich bis jetzt nicht wieder zurück gemeldet…
Dauer der ganzen Aktion: ca. 1-1,5 Std.

Ergänzung von BMG:

Mit VAG-Com kann man auslesen, welcher ABS-Sensor defekt ist.
Für Hinten hatte der Sensor bei mir die Nummer 7M0 927 807 D.

Nach der Demontage des betreffenden Hinterrads sieht man den „Übeltäter“:

Nun Inbusschraube herausschrauben.
Da sich dar ABS-Sensor sicherlich trotzdem nicht entfernen lässt, wie bei Snakecleaver beschrieben, den Sensor ausbohren.
ACHTUNG: Vorsichtig bohren, denn gleich nach dem Sensor befindet sich das Signalrad!

So sieht das danach aus:

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Nun zur Kabelverlegung:
Das Kabel an diesem Sensor ist relativ lang und hat viele Befestigungspunkte (leider sind meine Bilder hier zu sehr verschwommen).
Am Einfachsten ist es jetzt erst das alte Kabel auszuklipsen und sukzessive das Neue zu befestigen.
Hat jemand eine Anhängerkupplung nachgerüstet und auch das zusätzliche Hitzeschutzblech befestigt, so kommt beim Wechsel hinten links jetzt der große Fluch, denn die Steckverbindung befindet sich genau dahinter.
Hier wären lange, schmale Hände sehr vorteilhaft, aber es geht.

VORSICHT: Stecker und Kupplung sind ebenfalls eingeklipst, wer hier nicht aufpasst, schiebt die Kupplung samt weiterführendem Kabel hinter das Hitzeschutzblech des Auspuffs (Zusatzarbeit die man sich schenken könnte).

Sensor einsetzen, festschrauben, Rad montieren, Wagen ablassen und ein paar Meter fahren.
Die ABS Leuchte schaltet sich erst nach ein paar Metern ab.

Disclaimer: Reparaturen am Bremssystem sollten ausschließlich von dafür qualifiziertem Fachpersonal durchgeführt werden. Für die Richtigkeit des Beitrages sowie für Personen- und Sachschäden, die durch eine Reparatur anhand dieses Beitrages entstehen, wird keine Haftung übernommen.

Ergänzung von Dr. Cache:
Der Widerstand beim Drehzahlsensor kann nur bei abgezogenem Stecker gemessen werden und sollte zwischen 1000-1300 Ω betragen. Bewegt man das Rad/die Radnabe, sollte sich der Wert leicht ändern. (Gilt nicht in jedem Fall. Siehe auch www.sgaf.de/content/absesp-sga-437262 .)

Der Sensor ist sehr empfindlich und darf nicht mit einem Hammer eingeschlagen werden. Um das Loch, wo der Sensor drin sitzt zu säubern, habe ich mir einen Schleifer gebaut.
Dafür braucht ihr folgende Dinge:

Jetzt das Isolierband etwa 2-3 Mal an der Spitze um den Bohrer wickeln und an das überstehende Stück das Schleifpapier ankleben.

Das Schleifpapier jetzt in der selben Richtung wie das Isolierband komplett um den Bohrer wickeln.
Nun spannt ihr den Bohrer in den Akkuschrauber und stellt die Drehrichtung so ein, dass sich das Papier weiter aufrollt.

Jetzt könnt ihr den Bohrer mit dem Papier in das Loch einführen und schleifen was das Zeug hält.

Wenn es abgenutzt ist, reißt einfach ein Stück ab und schon geht es weiter bis alles sauber ist.

Hinweis: Bei den SGA kommt es nicht so darauf an, dass der Sensor stramm in der Öffnung sitzt. Er wird ja mit einer Schraube befestigt, bei anderen Fahrzeugen wird der Sensor mit einem Federkorb an Ort und Stelle gehalten, da darf man natürlich nicht so viel schleifen.

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#1

Bei meinem SGA II war der ABS-Sensor vorne links defekt. Dank des SGAPedia Artikels war ich gut informiert. Mein Ford Händler hatte es bei der Inspektion bemerkt und wollte 180 Euro fürs wechseln. Der VW-Händler nebenan war bei den Teilen etwas billiger und lag bei ca. 150 Euro.

Im SGAPedia Artikel ist nicht erwähnt, dass es unterschiedliche Versionen mit und ohne Bremsklotz-Verschleissanzeige gibt. Mein Fahrzeug hat die Verschleissanzeige eingebaut und ich benötigte für vorne links die VW Artikelnummer 7M3927807H. An die genauen Preise für das Ersatzteil bei Ford und VW kann ich mich nicht mehr erinnern, aber es waren knapp über 100 und um 70 Euro. Beim freundlichen Auktionshaus habe ich den Sensor für 21,90 Euro incl. Versand erworben.

Eine Anmerkung habe ich auch noch zum Ausbohren des Sensors: Um eine Beschädigung des Signalrades zu verhindern habe ich den Bohrer so eingespannt, dass nur ca. 2 cm des Bohrers aus dem Bohrfutter rausschauten. Somit war es kein Problem mt Druck 5-6 Löcher reinzubohren um den Sensor zu zerstören ohne das Signalrad zu beschädigen.

Die Steckverbindung für die Verschleissanzeige lässt sich schwer lösen, da die Nut zum lösen auf der Rückseite liegt. Ich habe dann den Stecker mit einem kleinen Schraubenzieher reiherum einfach abgesplittert.

Noch ein Hinweis: für den Tausch des Sensors auf der linken Seite müssen die Räder vor dem anheben mit dem Wagenheber nach rechts eingeschlagen werden (umgekehrt auf der rechten Seite). Dieser Hinweis hätte mir nochmal 5 Minuten gespart…

Zeitaufwand: Suche und Kauf des Sensors auf 123 ca. 5 Minuten. Anleitung lag mit 90 Minuten für den Wechsel ganz gut. Die meisten Zeit geht für Wagenheber und Werkzeugsuche drauf. Einen Termin beim Händler machen, hinbringen und abholen kosten mich mindestens die gleiche Zeit.

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