Wechsel der Trocknerpatrone (nach Facelift)

Moin moin

Diese Doku ist aus Beiträgen des SGAF Technik zusammengesetzt.
Der Beitrag ist von mavo gestartet, der auch die hier zu sehenden Bilder gemacht hat.
Hier geht es zum Thread :click: .
Hier gibt es noch ein Thread :click: in dem geht es um die minimale Ausströmertemperatur der Klimaanlage. Die hier zusehende Anlage hatte noch zwei Tage vor dem Gau folgende Werte: 6,5 Grad bei einer Aussentemperatur von 32 Grad (imho ein super Wert)

Seit Sonntag morgen ist meine Klimaanlage defekt !
Damit steige ich aus den Reihen der Theoretiker in den Kreis der echten Klimageschädigten auf … :cry:


Das Blinken müsst ihr euch dazudenken …

Die Climatronik blinkt, aus der Anlage kommt nur warme Luft !
(Danach sofort auf „ECO“ geschaltet um schlimmeres zu verhindern.)

Nach der Arbeit sofort zu meinem Freund, dem Kälte & Klima Techniker.

Zuerst haben wir die Manometer Garnitur angeschlossen um herauszufinden wieviel Druck im System vorhanden ist. Ergebniss:
0 Bar ! :shock:


Rien ne vas plus …

Mehrere Sekunden betretenes Schweigen … (Kommt bei mir sehr selten vor ! :wink: )

Dann der beherzte Griff des Meisters zur Flasche mit dem „Stickstoff 5.0“, mit dem wir die Anlage auf genau 18 Bar aufpumpen.


Das „abdrücken“ der Anlage mit getrocknetem Stickstoff.

Sofort ist ein deutliches Zischen zu hören, begleitet von einem absacken des Drucks auf der Hochdruckseite der Anlage !

Dem Geräusch nach zu Urteilen kommt das Geräusch aus der Gegend direkt vor oder hinter dem Kühler. Um genau zu überprüfen wo der Stickstoff entweicht benutzt der K&K Techniker ein spezielles Leck-Suchspray


Auf der Suche nach dem Loch: Leckspray in Aktion !

Die Suche gestaltet sich, dank der Vorinformationen aus diesem Forum recht kurz. Nachdem wir alle direkt zugänglichen Teile eingesprüht haben und keine Undichtigkeit entdecken konnten, entfernen wir die oberen Schrauben des Kühlergrills um an den Kondensator heran zu kommen (Oh ihr glücklichen Alhambra- Fahrer ! In diesem Punkt habt ihr es einfacher …)
Schon der erste spritzer Spray auf den Verschlussdeckel des Kondensators bestätigt unsere Vermutung: Es blubbert !


Durch Blasenbildung des Suchsprays angezeigter, entweichender Stickstoff am Deckel des Kondensators (in Fahrtrichtung rechts)
Sorry für den unscharfen Schnappschuss durch das Kühlergitter …

Wir ignorieren den auf dem Deckel angebrachten Warnhinweis „Do not open“ (da wir in Stressituationen kein Englisch verstehen …) und öffnen ihn :
Überraschung !
Der Deckel sowie das Innere des Trocknergehäuses sind mit einer weiß-gelblichen Substanz verschmiert, bei dem es sich um die Reste von Lithiumfett handelt.


Sieht aus wie Schimmelpilz - ist aber keiner …

Ein Schuss Spray verrät:
Der Druck entweicht in an den Rändern des Bodens !


So ähnlich muss es auch bei der Titanic gewesen sein …
:cry:

Mir ist ein Schriftstück mit der Nummer zugetragen worden …

Nach diesem ist VW der Fehler bekannt ! (Undichtigkeit durch Korrosion am Trocknerdeckel)

Entweder habe ich noch einen „alten“ Kondensator, oder diese Massnahme hat bei mir nichts gebracht. Ich werde mich gleich mal auf die Aufklebersuche machen …

Der Reparatursatz trägt im Übrigen die Bezeichnung: 7M3 898 191 Kostenpunkt ca. 115,- €

… Weiter gehts ! Mit der eigentlichen Reparatur.

Der „freundliche“ hatte den Reparatursatz bestellt und mit mir einen Termin wg. des Einbaus vereinbart.

Zuerst wurde die Anlage vollständig evakuiert, wobei sich noch 120 Gramm in der Anlage befanden. Dann wurde die Stoßstange abgenommen um an den Kondensator heranzukommen.


Mein Sharan ohne „Nase“ …
Der Plastikdeckel des Trockners wurde bereits entfernt und man sieht das weisse Pulver darin.

Dann wurde das Pulver soweit wie möglich entfernt.
Um zu vermeiden das der ganze Wärmetauscher ausgebaut werden muss, wird oberhalb des Trockners die Kunsstoffabdeckung eingesägt. Jetzt kann man die Trocknerpatrone nach oben herausziehen. So kann man z.B. bei Gebrauchtwagen erkennen ob sie bereits eine solche „Operation“ erhalten haben.


Der gereinigte Trockner mit dem undichten Trocknerdeckel. Das Kunsstoffteil darüber wurde eingesägt.

Zuerst entfernt man einen Sprengring, der verhindern soll, das der Deckel vom Innendruck der Anlage aus dem Rohr herausgedrückt wird.
In der Mitte des Deckels befindet sich ein Gewinde. Dort kann man ein Werkzeug oder eine Schraube eindrehen, mit deren Hilfe man den Deckel aus dem Trocknerrohr herausziehen kann.


Das Ding sitzt ganz schön fest …
Der KFZ Mechaniker bekam es nur mit Hilfe eines Gummihammers heraus, mit dem er under die Wasserpumpenzange klopfte.


Das „Corpus Delicti“ !

Danach wird auch die Trocknerpatrone aus dem Rohr herausgezogen.


Die Trocknerpatrone

Jetzt wird der Trockner mit Hilfe des „Reparatursatzes“ (besteht aus Trocknerpatrone, Deckel und Sprengring) wieder zusammengebaut. Zuerst wird die Patrone Eingesetzt, dann der Deckel mit Kaltreiniger gereinigt und an seinen Platz geschoben. Danach wird der Sprengring mit einem speziellen Werkzeug eingesetzt.


Der wieder zusammengesetzte Trockner.

Als nächstes wird die Anlage wieder neu befüllt. In meinem Fall mit 750 Gramm R134a und 20 Gramm PAG-Öl. (ca. 30 Gramm Öl waren noch in der Anlage) Leider gibts in meiner Werkstatt nur PAG-Öl mit bereits zugemischtem UV-Farbstoff. :?

Kontrastmittel wird nur bei Lecks sichtbar, bei denen auch PAG Öl austritt. Haarrisse an Leitungen, Undichte Ventile, der berühmte Defekt am Trocknerdeckel usw. (Also etwa 50-60% der Fehler beimSGA) Können damit nicht entdeckt werden.
Ausserdem setzt das Kontrastmittel, wenn es (wie in KFZ-Werkstätten üblich) falsch dosiert wird, die Schmierfähigkeit des PAG Öls herab, was zu einem Kompressorschaden führen kann.

Mit Stickstoff ist nicht nur eine bessere Fehlerortung möglich, es entfernt auch noch vorhandenes Wasser aus dem System …

Ausserdem erkennt man (meist) daran, das ein Klimaprofi am Werk ist und kein „halbwissender Pfuscher“ !
Kontrastmittel wird von den meisten seriösen Werkstätten NICHT verwendet !


Die vollautomatische Klima-Servicestation in Aktion …

Nachdem die Anlage befüllt wurde, erfolgt der erste Funktionstest. Die Anlage begann sofort wieder zu arbeiten. Um sicherzustellen, das der Deckel wieder dicht ist wird „Prilwasser“ (Wasser mit Geschirrspülmittel) in den Trockner gefüllt.


Trockner mit Seifenwasser für den Dichtetest. Die Bläschen am Rand entstanden während des Befüllens. Wäre der Deckel undicht gewesen hätte es geschäumt.

Nun musste der Deckel, gemäß Anweisung von VW mit einer Lithium Paste eingeschmiert werden, um den Deckelrand möglichst luftdicht abzuschliessen.


Die Lithiumpaste.

Beim Einschmieren wurde nach dem Motto „Viel, hilft viel“ verfahren.


Bin mal gespannt, wie lange es hält …

Danach wurde die Plastikkappe wieder aufgesetzt, die Stoßstange wieder angebaut, und die Werkstatt aufgeräumt … :smiley:

Ich kann nur jedem Fahrer einen SGA ab BJ 2001 DRINGENDempfehlen sich dieses Teil mal anzusehen !!!

Auch meine Werkstatt bestätigte mir, das es sich bei dem Deckel um den HAUPTSCHWACHPUNKT der Anlage handelt.
Allein dieses Jahr wurden in der Werkstatt bereits mehr als ein Dutzend SGA mit diesem Fehler repariert.

Zur Ursache des Fehlers erarbeite ich gerade eine Theorie:
Es scheint, das die ursprünglich verwendete Dichtungspaste die Temperatur des Trockners nicht aushält und zu diesem weißen Pulver „vertrocknet“.
Wenn dies geschieht kann der Luftsauerstoff offenbar mit dem Kältemittel innerhalb der Deckeldichtung chemisch reagieren und diese auflösen …

Hier ein Bild eines Alhambra, dort ist der Zugang zum Trocknerdeckel zur Kontrolle relativ einfach von aussen möglich.

Für jeden den es interessiert wie es gemacht werden soll, hier eine kurze Anleitung zum Wechsel der Trocknerpatrone.

Nachtrag:
Nach 18 Monaten habe ich nun den Trocknerdeckel kontrolliert um zu schauen ob die Abdichtung durch Lithiumfett noch ausreichend ist.
Als ich den Plastikdeckel entfernte, sah es darunter beinahe genau so aus wie bei dem Defekt !
Das Fett ist mit dem Spritzwasser eine Emulsion eingegangen und lag in wenigen weißen Krümeln auf dem Trocknerdeckel …
Ein Korrosionsschutz war nicht mehr vorhanden !

Ich ersetzte die Reste des Fettes durch säurefreies Öl und dichtete die Plastikkappe mit Silikon ab …
In ein paar Monaten werde ich wieder nachschauen !

Schaut mal dort nach !!!
Viel Glück !
mavo

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#1

Moin moin

Danke für das Lob, tut gut. :smiley:

#2

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