Hunde-Podest (oder: Wie passen Hund und Gepäck zusammen?)

Wir standen dieses Jahr vor einem Problem, das sicher nicht originell ist: Wir wollten mit viel Gepäck verreisen, und trotz Dachbox (Kamei Integral, ca 450l Volumen) drohte das eng zu werden, denn wir waren 5 Personen und 1 Hund.
Und „dank“ DPF habe ich ja auch kein Reserverad mehr, wollte aber gerne ein Winterrad als solches mitnehmen… (Denn was würde mir ein Tire-Fix in der ungarischen Puszta bei zerfetzter Karkasse nützen?)

Ich habe mich schon immer geärgert, dass eigentlich extrem viel Platz verschwendet wird, wenn unsere Jessie (Collie-/Hoverwarth-Mix) nur so mit ihrer Decke auf dem Boden liegt und damit etwa 650l Kofferraumvolumen wegfallen. Für die Zukunft wollte ich mir wenigstens 1/3 des Volumens zurückerobern!!!

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Nicht ganz klein, die Kleine!

Also musste ein „Hunde-Podest“ her, unter das noch ausreichend Gepäck verstaut werden kann - natürlich ohne dass unsere Jessie an Komfort einbüßt!


Und Sitzen sollte sie ja auch noch können auf dem Tisch!

Ich wollte den Tisch dann auch „aufstockbar“ auf 70cm Tischhöhe bauen, damit er als Campingtischbenutzbar ist, so er denn schon mal dabei ist. Auch dafür fand sich eine simple Lösung.

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Ohne Sitz in der dritten Sitzreihe natürlich noch viel mehr Platz für Gepäck!

Benötigtes Material: (ca 15 EUR)
- Sperrholzplatte 60x90cm, 12mm stark
- 4 Möbelfüße 40 cm
- 16 Schrauben 3,5 x 13 mm (Spitzen gekappt, damit sie nicht durchstoßen)

optional (auch ca 15 EUR):
- 4 Hohlrohre aus Aluminium, 12mm Durchmesser, je 70 cm lang
- 4 Verschlusskappen für Kupfer-Wasserrohr (12mm)
- Metallkleber
- 4 Doppel-Kupferrohr-Wandschellen aus Plastik
- 8 dafür geeignete Schrauben

- Lack oder Farbe für den Tisch

Benötigtes Werkzeug:
- Stichsäge (zum Rundsägen der Tischecken)
- Wasserglas und Stift oder Zirkel (zum Vorzeichnen der Rundecken)
- Schleifpapier oder Schwingschleifer (zum Entschärfen der Tischkanten durch Abschleifen)
- Schraubenzieher
- Bohrmaschine mit 1-2mm Holzbohrer zum Vorbohren bzw Vorbohrer

Zeitaufwand: 1-2 Stunden

Tischgröße:
Ich habe mich für 60 cm Breite, 90 cm Länge und 40 cm Höhe entschieden. Allerdings ist das natürlich relativ beliebig variierbar und je nach Bedürfnis abzuändern.

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Unser Lieblingsplatz für den Tisch: rechts hinten

Folgendes sollte bedacht werden:

Breite:
60 cm finde ich ein sehr gutes Maß. Denn dann passt noch ein Sitz neben den Tisch, und zwar sowohl links als auch rechts.
(Beim Messen nicht vergessen: SGAs mit Doppelklima haben beim linken hinteren Sitz weniger seitlichen Platz bis zur Seitenwand, da diese dort weiter reinragt als die rechte Seitenwand!)
Zudem ist der Platz neben dem Sitz ziemlich gut ausgenutzt, so dass der Hund den größtmöglichen Platz hat und auch unterhalb des Tisches für Gepäck der größtmögliche Stauraum entsteht.

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Auch der rechte Sitz passt noch daneben.

Länge:
90 cm:
Ich habe mich für 90 cm entschieden, da unsere Jessie recht groß ist und ihre Decke z.B. eigentlich 70x120 cm groß ist. Sie soll es ja noch bequem haben. Bei 90 cm passt (wo vorhanden) noch das geniale Gepäcknetz dahinter, wird allerdings schon ein bisschen gedehnt. Der Tisch ragt weiter nach hinten als z.B. ein Sitz in der dritten Reihe, hinter dem Tisch ist also bei 90 cm nicht mehr allzuviel Platz für Gepäck bis zur Heckklappe.

100 cm:
Ein Meter wäre nach meinen Messungen das maximal mögliche, damit die Heckklappe auch noch gut zugeht. Dann allerdings wäre das Gepäcknetz nicht mehr verwendbar.

80 cm:
Wenn der Hund entsprechend klein ist, sind 80 cm meines Erachtens ideal! (Bitte vor dem Sägen am lebenden, gemütlich Platz machenden Subjekt messen, wir wollen ja nicht, dass hinterher überall Hund über den Tisch ragt :wink: )
Denn bei 80 cm ragt der Tisch praktisch genauso weit nach hinten wie ein hinterer Sitz, also lassen sich breite, hohe Gegenstände noch unbehindert direkt vor der Heckklappe unterbringen. Auch ein Gepäcknetz wird dann gar nicht eingeschränkt.

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Wie selbstverständlich thront sie auf ihrem Tisch…

Höhe:
Hier gilt natürlich eigentlich: Je höher, desto besser! (Umso mehr Stauraum entsteht ja schließlich unter dem Tisch. Die Möbelfüße gibt es überall im Baumarkt mit 30 cm oder 40 cm Länge, oft aber auch in 20 cm oder 50 cm und noch anderen Maßen.
Andererseits: Je weniger Platz der Hund zum Dachhimmel hat, desto eher finden sich „Nasenabdrücke“ an diesem wieder. Und um sich umdrehen zu können, sollte der Hund auch noch aufstehen können - oder auch mal hinsetzen. Bei uns wären 30 cm so niedrig gewesen, dass Jessie gar nicht an den Himmel gelangt hätte. Aber bei 40 cm kann sie auch noch gut stehen (und theoretisch auch schon am Himmel schnuppern), außerdem haben wir mehr Platz für Gepäck und es passt auch eine große Tasche oder ein großer Koffer darunter.
Bei 40 cm kann man auch gut seinen Arm auf dem Tisch ablegen, wenn man neben dem Tisch in der 3. Sitzreihe sitzt.

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Auch wenn Jessie so tut, als ob ihr gleich die Decke auf den Kopf fällt: Sie hat genug Platz, um auf dem Tisch zu stehen.

Tischplattenstärke:
Für unsere Jessie (26kg) reichte eine 12 mm Sperrholzplatte. Für einen Berhardiner würde ich wohl etwas großzügiger sein… Pressspan würde ich mangels Stabilität und wegen des höheren Gewichtes nicht nehmen.

ACHTUNG!!! Da der Hund hinterher so viel höher liegt als normal, MUSS er angeschnallt werden. Und zwar nicht mit so einem ungepolsterten (aus einem mach zwei Hunde!) 12-EUR-Baumarkt-Drecksgurt mit Plastikverschlüssen (die bei einem Unfall sofort brechen!)!!!
Sondern mit einem soliden, auf die Hundegröße einstellbaren und dem Gewicht angepassten Geschirr mit gepolsterten Gurten, stabilen Metallösen und einer soliden Befestigung am vorhandenen Gurt!
Ich kenne da nur Kleinmetall Allsafe (wir haben ihn in Größe L), kostet je nach Größe zwischen 50 und 100 EUR, ist TÜV-geprüft und mit echtem Gurtmaterial angefertigt. click.gif Das sollte Euch Euer Hund (und auch das Leben der vorderen Insassen) doch wert sein!

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Rettet im Falle eines Falles Leben: stabiler Hundegurt samt Geschirr (Kleinmetall Allsafe), am Originalgurt befestigt.

So, wenn ihr die Maße alle geklärt habt, geht es an den Bau.

Arbeitsschritte:

1.) Sperrholzplatte im Baumarkt (zugesägt) besorgen, ebenso das sonstige benötigte Material.

2.) Ecken mit der Stichsäge abrunden, dazu mit einem Wasserglas (oder sonstigen runden Objekt) oder Zirkel die Rundungen einzeichnen und nachsägen. (Eckige Tischkanten können sich so leicht in Sitzbezüge oder Verkleidungen bohren, das Abrunden würde ich also wirklich empfehlen!)

3.) Tischbeine an der gewünschten Position anhalten, die Bohrlöcher für die Schrauben anzeichnen.

4.) Vorbohren der eingezeichneten Schrauben (Vorsicht: Nicht durchbohren!) :oops:

5.) Schrauben, falls zu lang (wie bei mir: 13mm Schraubenlänge bei 12 mm Tischstärke) kappen.

6.) Tischbeine festschrauben

7.) Ecken und Kanten abschleifen, um scharfe Kanten zu entschärfen.

8.) Falls gewünscht: lackieren

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Endlich hat das Fenster für Jessie einen Sinn!

Optional: Soll der Tisch auch als „Behelfs-Campingtisch“ dienen, müssen die Beine verlängerbar sein. Da Teleskopbeine unmenschlich teuer sind, müssen wir improvisieren.
- Ich habe Tischbeine genommen, die unten eine Plastikkappe haben und ein Loch mit einem Gewinde.
- Das Loch habe ich an jedem Tischbein auf 12,5 mm aufgebohrt und
- 4 Aluminium-Hohlstäbe besorgt und diese auf 70 cm Länge abgesägt (ideales Tischhöhenmaß, finde ich).
- Dann noch 4 Endkappen für 12 mm Kupferrohr daraufgeklebt - als Bodenstopfen, damit kein Dreck reinkommt.
- Diese Zusatzbeine lassen sich an den unter den Tisch geschraubten Rohrhalterungen festclippen.

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70 cm lange Zusatzbeine, festgeclippt unter dem Tisch…


…werden in diesen auf 12,5 mm aufgebohrten Fuß gesteckt.

Für die „Tischfunktion“ stecke ich einfach die Zusatzbeine in die Löcher der montierten Tischbeine. Das ist natürlich nicht so stabil wie ein echter Tisch, viel draufstellen würde ich nicht, als Werkbank würde ich das auch nicht verwenden. Aber uns hat er als Beistelltisch im Urlaub gute Dienste geleistet.

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Kupferrohr-Endkappen als Fuß


Baumarkt-Möbelbeine für je 2,10 EUR

Nun viel Spaß beim Selberbauen!
(Und stellt mal ein Foto rein, wenn ihr sowas nachbaut!)

Noch ein letzter Tipp: Da der Hund nun seinen Kopf neben dem Fenster auf der Ablage so schön „ablegen“ kann, würde ich zwecks Vermeidung von Sabberflecken ein altes Handtuch während der Fahrt darüber decken… :wink:

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