Ein bisschen Theorie zur Fahrzeugdiagnose

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Dieser Artikel bietet einen Überblick über die theoretischen Grundlagen der Fahrzeugdiagnose, der verwendeten Software und Diagnoseadaptern.

2 Varianten der Diagnose

Prinzipiell gibt es Varianten der Diagnose, einmal die allgemeine abgasrelevante Diagnose (OBD-2/EOBD) und zum anderen die Hersteller spezifische Diagnose.
Der Unterschied liegt im Umfang und den zur Verfügung stehenden Funktionen.
Mittels OBD-2/EOBD können nur abgasrelevante Daten aus Motor- und Getriebesteuergerät abrufen werden - während Hersteller spezifische Diagnosegeräte auch sämtliche anderen diagnosefähigen Steuergeräte (z.B. ABS, Airbag, Kombiinstrument usw.) erreichen können.

OBD-2/EOBD wurde in Europa erst vergleichbar spät eingeführt.
Für Benziner ab BJ 2000/2001 und für Diesel erst BJ 2003/2004.
Somit ist es für ältere Modelle nicht bzw. nur eingeschränkt nutzbar (mehr dazu hier).

Jeder Fahrzeughersteller ist für die OBD-2/EOBD Umsetzung selbst zuständig und gerade in den jeweiligen Einführungsjahren ist mit Einschränkungen zu rechnen.
Beispielsweise fällt bei VW/Audi Modellen/Motoren oftmals das Phänomen auf, das im OBD-2/EOBD Fehlerspeicher (Motor) keine Fehler gespeichert sind, während im Hersteller spezifischen Fehlerspeicher (Motor) bis zu 10 Fehler gespeichert sind. Dieser Umstand macht die Fehlersuche mittels OBD-2/EOBD Diagnose natürlich schwer bzw. unmöglich.

Herstellerspezifische Diagnose besitzt alle Möglichkeiten die vom Hersteller für die Werkstätten vorgesehen sind.
In diesem Sinne empfiehlt es sich, sofern möglich, diese zu nutzen und nicht auf OBD-2/EOBD zurückzugreifen.

Da Ford Galaxy, Seat Alhambra und VW Sharan alle auf der gleichen Plattform basieren und größtenteils identische Teile verwenden, ist die passende Hersteller spezifische Lösung die des VAG-Konzerns.
Dies gilt prinzipiell für alle Steuergeräte im SGA - einzige Ausnahme bilden die im Ford Galaxy verbauten 2.0l und 2.3l Benzinmotoren und dazugehörige Wegfahrsperre.

Diese beiden Ford Motor-/WFSsteuergeräte benutzen eine andere Art der Übertragung der Daten und zwar das PWM Protokoll, während alle anderen Steuergeräte als Protokoll ISO 9141-2 KWP1281 und/oder KWP2000. verwenden.
Sharan und Alhambra verwenden ab 2010 (Modell 3) CAN für die Diagnose.

Aufgrund des Funktionsumfanges bietet sich (für SGA1+2) VAG-COM/VCDS an. Dieses beherrscht alle VAG-Hersteller spezifischen Funktionen des SGA - ausgenommen PWM für den 2.0l bzw. 2.3l Ford Motor.
idea.gif Siehe Kapitel ForScan
Für den Sharan und Alhambra 3 wird VCDS als Vollversion sowie ein CAN-Dongle benötigt.

Software

idea.gif Ab der Version 805 hat VAG-COM einen neuen Namen: Aus markenrechtlichen Gründen hat es der Hersteller in VCDS (VAG-COM Diagnostic System) umgetauft. idea.gif Vergleich Funktionsumfang VCDS-Lite VCDS Vollversion (englisch)

idea.gif Die meisten der im Folgenden erwähnten Programme sind für Windows konzipiert. Mit gewissen Einschränkungen sind diese aber auch auf Linux mit WINE lauffähig - wie @HMSmily hier click.gif berichtet. USB-Interfaces scheinen dabei etwas weniger stabil zu laufen als rein serielle. www.sgaf.de/content/obd-linux-usb-443900

VAG-COM Shareware

sofern hier nicht anders erwähnt - siehe VCDS-Lite
VAG-COM Shareware ist prinzipiell in deutscher Sprache erhältlich, die meisten Labelfiles sind aber englisch.

VAG-COM Vollversion

sofern hier nicht anders erwähnt - siehe VCDS Vollversion** **

VCDS-Lite

VCDS Lite setzt ein ‚low-tech‘-Dongle voraus und unterstützt kein CAN.
Die Software ist kostenlos auf www.ross-tech.com erhältlich und nur in englischer Sprache verfügbar.
Es gibt keinen Support.
Registriert & aktiviert erweitert sich der Funktionsumfang.

**VCDS Vollversion **

Die VCDS-Vollversion setzt ein ‚high-tech‘-Dongle (mit Selbstaktivierung) voraus und unterstützt je nach Dongle auch CAN.

Ein Paket aus Hardware und Software (mit Lizenz) startet etwa bei 210 EUR aufwärts. Der Hersteller der Software Ross-Tech sitzt in den Vereinigten Staaten, hat aber deutsche Vertriebspartner die auch alle eine deutsche Version (mit deutschem Handbuch) der Software zur Verfügung stellen.
Über die Vertriebspartner wird auch der Soft/Hardwaresupport abgewickelt.

Je nachdem in welchem Rahmen das ganze genutzt werden soll und wie das Vorwissen auf diesem Gebiet aussieht, sollte man sich den Anbieter aussuchen, nicht immer ist das Billigste auch das Beste. So bestehen beispielsweise Unterschiede in der Garantie oder auch im Umfang der zusätzlich zur Software gelieferten Tools bzw. Fahrzeugdokumentation.
Mit dem Kauf der Lizenz bekommt man auch Zugang zum deutschen VCDS-Wiki und zum Forum. (Registrierung und Validierung der Lizenz vorausgesetzt).

einige Eckdaten :click:

Garantie:

PCI-Tuning = 2 bzw. 5 Jahre (je nach Hardware)
Auto-Intern = 2 bzw. 5 Jahre (je nach Hardware)
MFT-Berlin = 2 Jahre
Kaufmann KFZ-Diagnosesysteme = 2 Jahre

Dokumentation/Zusatzinformationen (für Fahrzeugmodelle):

PCI-Tuning = deutsch (neue Modelle enthalten)
Auto-Intern = deutsch (neuere Modelle wenig enthalten)
MFT-Berlin = englisch
Kaufmann KFZ-Diagnosesysteme = größtenteils englisch

Die enthaltene englische Dokumentation ist i.d.R. für alle die gleiche und entstammt der englischen Originalsoftware.
Die Software selbst ist so aufgebaut, das sie zuerst nach deutscher Dokumentation sucht und wenn sie diese nicht findet, dann greift es auf die englischen Daten zurück. Es gibt keine Garantie das auch alle Steuergeräte in einem Fahrzeug dokumentiert sind, sollte jedoch etwas nicht enthalten sein, dann bieten Auto-Intern und PCI-Tuning direkt an diese Lücken schnellstmöglich zu füllen, MFT-Berlin bzw. Kaufmann KFZ-Diagnosesysteme tun dies meines Wissens nicht (falls sich dies geändert hat bitte ich darum mich zu korrigieren). Die Dokumentation umfasst sofern verfügbar Messwertgruppen, Codierung, Anpassung, Login/Codierung-II, Sicherheitszugang und selektive Stellglieddiagnose.
Die Problematik der Dokumentation wird ab ca. MJ 2001 wichtiger, da die Hersteller dazu übergehen die Informationen nicht mehr in die Reparaturleitfäden zu übernehmen, oder sie sogar daraus streichen, um sie dann ausschließlich in die teuren Originaltester einzufügen.

Forscan

Es gibt bezüglich der Ford-Motoren immer dieses Problem den Fehlerspeicher auszulesen.

Wir benötigen ein Diagnoseinterface das das PWM-Protokoll unterstützt und da gibt es so einige.
Empfehlenswert ist ELM327 von Scantool.net, den gibt es jetzt leider so nicht mehr - er nennt sich nun ELMcan 5 entweder mit USB oder RS232.
Scantool.net ist deswegen zu empfehlen, da man den originalen ELM Chipsatz bekommt und keine Fälschungen aus der Bucht - außerdem arbeitet ForScan nur mit dem ELM327 Chip zusammen.

Mittlerweile sind mehrere OBD-Adapter auf dem Markt ( ca. 30 €) die sich per Bluetooth an das Android Smartphone koppeln lassen. In Verbindung mit der App Forscan lite (ca. 5 €) lässt sich an den alten Ford eine brauchbare Diagnose durchführen.
Das besondere an der App ist das der Anbieter kostenlos eine abgespeckte Version der Software anbietet mit der ein Fahrzeug ausgelesen werden kann (ohne Löschen) und man somit im Vorfeld testen kann ob die Kombination für das eigene Diagnoseadapter und Smartphone geeignet ist.

Scantool.net, Modiag, ScanXL usw lesen NUR die OBD2 relevanten Codes und PIDs aus somit sind FORD-Spezifische Fehler nicht auslesbar.
ForScan unter www.forscan.org ist kostenlos und wird regelmäßig aktualisiert.
Alle Sensordaten sind auslesbar Fehlerspeicher und Tests sind auch möglich - inklusive der Wegfahrsperre.

VDS-Pro

VDS-PRO ist ein Program für DOS und setzt ein „echt serielles“ (lowtech) Diagnosekabel vorraus.
VDS PRO kann Fehler auslesen, codieren und eben EEPROM Zellen von Steuergeräten über den Diagnosebus programmieren.
Der Vertrieb wurde eingestellt, daher ist es auf legalem Weg nicht mehr erhältlich.

Torque Pro

Torque bzw. Torque Pro ist eine App die eine realtime Erfassung von verschiedenen Fahrzeugdaten ermöglicht. Darunter zählen (soweit vom Fahrzeug verfügbar) Drehzahl, Geschwindigkeit, Drosselklappenstellung, Ladedruck, Kühlwassertemperatur und Beschleunigung (über G-Sensor des Handys) Zusätzlich hat man die Möglichkeit Beschleunigungswerte zu speichern und diese zu vergleichen. Ebenso ist es möglich OBDII Fehlercodes auszulesen und teilweise zu löschen.
Dazu kommt die Einschränkung die für alle Tools gild die für den Privatanwender verfügbar sind: Es ist nicht möglich Sicherheitsrelavante Fehler zu löschen (z.B. Airbag)

Zusammenfassend kann man sagen das das Tool einen elektronischen Tacho ergibt und eine nette Spielerei ist, aber zur Fahrzeugdiagnose nur bedingt geeignet ist. Dazu ist mir persönlich noch aufgefallen das manche Fehlercodes vom Fahrzeug von der Software falsch interpretiert werden. Das ist natürlich bei OBD Diagnose ein absolutes NoGo. Vermutlich wird das aber vom Entwickler mit der Zeit noch behoben werden.
Wenn man dazuzählt das man zusätzlich zur Software noch einen Bluetooth OBDII Adapter braucht (Pearl ca. 30 €) ergibt sich das Bild das ein kleines Diagnosegerät für den gleichen Preis die wohl bessere Wahl ist.

WBH-Diag ist auch kostenlos und bis zur Version 0.89 mit KKL-Interface kompatibel, sonst nur wieder mit Speziellem Interface das um die 70 Euro kostet. ( www.blafusel.de/obd/obd2_wbhdiag.html )
Im Vergleich zum den kostenlosen Versionen der anderen Programme erfordert WBH-Diag etwas mehr händisches Gefummel, da das Schnittstellen-Timing evtl. von Hand eingestellt werden muss und die Fehlercode-Tabellen noch selbst eingefügt werden müssen. Zudem gibt es keine Stellglieddiagnose und keine Grundeinstellung.
Dafür hat man aber uneingeschränkten Zugriff auf die Fehlercodes, was wiederum bei der Gratis-Konkurrenz kastriert ist. Gleiches gilt für das Auslesen von Messwertblöcken.

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